Raumillusionen mit Pinsel und Farbe

Täuschung auf Bestellung

AllgemeinDenkmalpflegeKulturgeschichte
Scheinbar Unerreichbares unmittelbar erleben – das ist das Versprechen moderner Technologien, die mit Spezialbrillen und Projektionen digital erschaffene Räume zugänglich machen. Der Wunsch, die Wirklichkeit um Unwahrscheinliches und manchmal auch unglaubliches zu erweitern, ist aber viel älter. Lange war dafür die Malerei das wichtigste Medium.

In den Schlössern des Barockzeitalters loteten Bauherren und Künstler die Möglichkeiten analoger 3D-Effekte aus. Im Unterschied zu heutigen interaktiven Räumen funktionieren die gemalten Illusionen aber meist nur von einem festen Standort aus.

Deckenmalerei im Münzkabinett von Schloss Friedenstein in Gotha,
Foto: Bildarchiv Foto Marburg, Uwe Gaasch

Mit der Anwendung der Zentralperspektive – wiederentdeckt in der Renaissance – konnte die Malerei glaubhafte Räume schaffen und die Grenzen zwischen Bild und Wirklichkeit verwischen. Und das auch nach oben. Im Münzkabinett auf Schloss Friedenstein in Gotha setzen sich beispielsweise die Stuckgesimse im Deckengemälde fort, dazwischen öffnet eine Balustrade den Raum zum Himmel. Figuren schweben auf Wolken, es sind die Personifikationen von Afrika und Amerika mit begleitenden Gestalten. Zusammen mit Europa und Asien im benachbarten Feld vereint die Raumdecke also die vier Erdteile. Wer nach oben blickt, findet sich in einem metaphorisch erweiterten Raum wieder.

Deckenmalerei im Treppenhaus von Schloss Molsdorf bei Erfurt, Foto: Bildarchiv Foto Marburg, Uwe Gaasch

Besucher von Schloss Molsdorf wurden gleich im Treppenhaus in ein Wechselspiel aus Realität und Mythologie entführt. Die Decke über der Treppe ist per Malerei zum Himmel geöffnet. Dort bestraft Venus den Amor, der durch einen Pfeilschuss auf Apoll für Ärger in der Götterwelt gesorgt hatte. Eingefasst sind die auf einer Wolke schwebenden Figuren durch eine gemalte Balustrade, auf der Vasen mit Pflanzen stehen – ähnlich den Urnen auf dem realen Treppengeländer.

Buffetzimmer im Schloss Molsdorf mit feuriger Illusion, Foto: Bildarchiv Foto Marburg, Uwe Gaasch

Das Spiel mit der Täuschung konnte auch Alltagsgegenstände einbeziehen. In Schloss Molsdorf löste man damit ein ästhetisches Problem. In das dortige Büffetzimmer ragt die Rückseite des Kamins hinein, der im Saal in die Wand eingelassen ist. Kurzerhand erhielt der Kamin auch auf seiner Rückseite das Erscheinungsbild eines Kamins, flackerndes Feuer und das beiseitegelegte Kaminbesteck inklusive.

Illusionistische Malerei im Festsaal von Schloss Heidecksburg in Rudolstadt, Foto: STSG, Constantin Beyer

Im Festsaal von Schloss Heidecksburg haben Architekt, Stuckateur und Maler das Verwechslungsspiel auf die Spitze getrieben. Hier überlagern sich realer und gemalter Stuckmarmor, echte und vorgetäuschte Architekturelemente. In einer Emporennische halten auf einer in den Raum quellenden Wolke die Personifikationen von Musik und Malerei ein Medaillon mit dem Porträt des Fürsten. Das wie ein Relief wirkende Bildnis ist gemalt, sein ovaler Rahmen jedoch stuckiert und vergoldet. Die darunter stehenden Figuren sind wie Skulpturen einfarbig gehalten, bewegen sich jedoch, als seien sie lebendig.

Schloss Wilhlemsburg in Schmalkalden wartet mit illusionsreichen Rahmungen auf, Foto: STSG, Constantin Beyer

Lange vor den barocken Raffinessen entstanden auf Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden um 1600 in großer Zahl Wandmalereien, denen man die Freude am Fabulieren förmlich ansieht. Vor allem die Türen sind mit Architekturillusionen eingefasst, um die sich in großer Leichtigkeit Bögen, Bänder, Vasen, Tiere, Pflanzen und vieles mehr gesellen. Die filigranen Bilder bedienen die Schaulust und die Freude am Kuriosen, sind aber zugleich auch schmückende Elemente, die dem Schloss und seinen Räumen Pracht verleihen.

Deckenmalerei im Vorzimmer des Erbprinzengemachs von Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Bildarchiv Foto Marburg, Uwe Gaasch

Architektonische Pracht ließ sich mithilfe der Malerei nahezu unbegrenzt entfalten, wo der reale Raum an Grenzen gebunden war. Im Vorzimmer des Erbprinzengemachs auf Schloss Friedenstein öffnet sich im zentralen Oval der Stuckdecke der Blick in eine gemalte Kuppel, durch deren runde Öffnung eine Wolke mit der Jagdgöttin Diana hereindringt. Ihr folgt in einigem Abstand und deshalb etwas kleiner Jupiter. Aus den Seitenbögen schauen Putten auf den Betrachter herab. Die Kuppel selbst hat der Maler monochrom ausgeführt und Stuckaturen fingiert.

Römisches Zimmer im Schloss Sondershausen, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

 
An der Schwelle vom Barock zum Klassizismus entstand das Römische Zimmer in Schloss Sondershausen. Sämtliche Gliederungen, Architekturelemente, Reliefs und Stadtansichten sind hier auf ein und dieselbe Leinwandfläche gemalt. Für die Unterscheidung der verschiedenen Bildebenen sorgen Farbnuancen – während die Raumillusion von Grau und Rosa bestimmt ist, sind die gemalten Reliefs unter dem Deckensims und über den Türen gelblich gehalten. Davon in einem blaugrünen Ton abgesetzt sind Ansichten der Stadt Rom, die wie gerahmte monochrome Gemälde wirken.

Franz Nagel

Entdeckungen auf der Burg Weißensee

Heiße Baugeschichte

AllgemeinDenkmalpflegeKulturgeschichte
Baugeschichte, die bis in die Romanik zurückreicht, versteckt sich auf der Burg Weißensee. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg durch die Landgräfin Jutta von Thüringen, einer Halbschwester Kaiser Friedrich I. Barbarossas erbaut. In der Frühen Neuzeit wurde die Burg zum Schloss umgebaut und diente lange als Amtssitz. Später kam noch das Preußische Landratsamt hinzu.

Bei einer stolzen Baugeschichte von über 800 Jahren verwundert es nicht, dass immer mal wieder verborgene Schätze in der ehemaligen Burganlage der Thüringer Landgrafen ans Tageslicht treten. Mal verstecken sie sich in Wänden, mal in der Erde und erfreuen Archäologen, Bauforscher und Kunsthistoriker immer wieder aufs Neue.

Burg Weißensee, 2024, Foto: STSG, Thomas Müller

Einer der beeindruckendsten Funde wurde vor ein paar Jahrzehnten im Palas gemacht. Eher zufällig tauchte bei Freilegungen eine Säule in einer Wand auf. Fein ausgearbeitet zeigt ihr Kapitell ein Weinrankenmotiv mit ineinander verschlungenen Blättern. Der Säulenschaft ist als Ast ausgebildet. Die Astsäule war Teil der Ausstattung des Palas, in dem sich ein großer Saal befand und im Mittelalter gewohnt und gefeiert wurde.

Astsäule im Palas der Burg Weißensee, Foto: STSG, Constantin Beyer

In den 1980er Jahren wurde nördlich des Palasturms eine hochmittelalterliche Heizanlage ergraben. Sie wurde damals im Zuge von Schachtarbeiten zur Verlegung einer Entwässerungsleitung entdeckt. Später abgedeckt, musste die marode gewordene Abdeckung jüngst gewartet werden, dabei trat das technische Bauwerk wieder ans Licht.

Steinofenluftheizung auf der Burg Weißensee,
Foto: STSG, Tino Trautmann

Die sogenannte Steinofenluftheizung lag ehemals im Kellergeschoss eines später abgetragenen Gebäudes. Die Heizungsanlage besteht aus einer Vorkammer, die gewölbt war. Die Gewölbeansätze sind noch immer zu erkennen. An die Vorkammer schließt die eigentliche Brennkammer an. Sie war durch eine Türöffnung erreichbar und besitzt zwei übereinanderliegende Gewölbe, die fragmentarisch erhalten sind.

Blick in die Vorkammer der historischen Heizungsanlage,
Foto: STSG, Tino Trautmann

Zum Heizen wurde in der Brennkammer der untere Gewölbeteil mit Brennholz bestückt, so dass sich die Luft im Gewölbe darüber rauchfrei erwärmen konnte. Über eine doppelkonische Öffnung im Scheitel des Gewölbes strömte die Warmluft rauchfrei in das darüberliegende Geschoss. Über der Tür zum Brennraum befindet sich eine Öffnung für die Luftzufuhr, welche nach Bedarf geschlossen werden konnte.

Brennkammer der Steinofenluftheizung auf der Burg Weißensee,
Foto: STSG, Tino Trautmann

Die Heizanlage sorgte für mehr Komfort in einem größeren Gebäudekomplex, dessen Westmauer vor Jahren ergraben wurde. Seine Funktion gibt den Experten allerdings noch immer Rätsel auf, es handelte sich wahrscheinlich um ein herrschaftliches Gebäude, das im Zusammenhang zum Palas stand.

Neuer Multimediaguide vorgestellt

Urlaub auf Balkonien

DenkmalpflegeGartenkulturKulturgeschichteVermittlung
Sechs Orte, eine Web-App, gut 1.000 Jahre Geschichte und eine Majestät.

Schon Johann Wolfgang von Goethe genoss seinerzeit eine Auszeit auf Balkonien. Gemeint sind die drei Dornburger Schlösser bei Jena. Hoch über dem Saaletal auf einer Hangkante thronend, wird das Ensemble mit imposantem Ausblick auch Balkon Thüringens genannt. Was Goethe in Dornburg machte, wie das Schlossensemble entstand und welche Rolle dabei auch die Schlossgärten spielten, dazu kann man jetzt im neuen Multimediaguide der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mehr erfahren.

Multimediaguide QR-Code auf den Dornburger Schlössern,
Foto: STSG, Christian Hill

Aber nicht nur für die Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach in Dornburg wartet der Mediaguide mit spannenden Inhalten auf, auch Schloss Schwarzburg, die Peterskirche in Erfurt, das Oberschloss Kranichfeld, Kloster Paulinzella und Schloss und Park Wilhelmsthal werden ab jetzt durch eigene Guides neu erschlossen. Und es ist noch Luft nach oben, im August geht zusammen mit einer neuen Dauerausstellung auch im Kloster Göllingen ein weiterer Guide an den Start.

Eine handliche App, die nicht heruntergeladen werden muss, sondern direkt über das Web wie eine Homepage aufgerufen werden kann, wenig Daten verbraucht und für die Besucherinnen und Besucher kostenfrei ist, das war das Ziel des neuen Multimediaguides. Ab sofort ist er unter guide.thueringerschloesser.de und vor Ort über QR-Codes jederzeit abrufbar und lädt zur Entdeckungsreise mit dem eigenen Smartphone oder Tablet in die Schlösserwelt Thüringens ein. 

Schlendern, knobeln und den Blick schweifen lassen

Neben Touren für Erwachsene finden sich in der App auch Geschichten für Kinder, Rätselspiele, 3D-Modelle und Hingucker, die den Blick auf Details lenken – das Angebot ist immer auf das jeweilige Denkmal und seine Geschichte zugeschnitten. So veranschaulichen zwei 3D-Modelle den Zustand von Schloss Schwarzburg vor und nach der baulichen Zerstörung durch die Nationalsozialisten. Auf dem Oberschloss Kranichfeld ist der Mediaguide eng mit einer neuen Dauerausstellung verknüpft und bietet Vertiefungsebenen, denn bei 900 Jahren Burg- und Schlossgeschichte gibt es viel zu erzählen. Im Kloster Paulinzella hält Geistereule Pauline spannende Zusatzgeschichten für Kinder und Junggebliebene zum Bau des ehemaligen Klosters bereit – dabei geht es auch mal um Trollnasen und Bausteine oder Türen zum Himmel.

Mit dem neuen Dornburg-Guide können auch im Rokokoschloss ausgewählte Räume und Kunstwerke entdeckt werden, Foto: STSG, Franz Nagel

Kultur mit Vergnügen entdecken

Entstanden ist der neue Multimediaguide im Rahmen des Digitalisierungs- und Vermittlungsprojekts SchlösserWelt Digital&Original, das durch Bund und Land mit insgesamt 3,9 Millionen Euro finanziert wird. Es ermöglicht der STSG große Schritte in Sachen Vermittlung, die sonst nicht möglich wären. Neben den neuen Touren entstehen außerschulische Lernangebote, neue Dauerausstellungen und vieles mehr.

Der Multimediaguide soll auf unterhaltsame Weise mit den Kulturdenkmalen vertraut machen, Details in den Blick nehmen und Geschichten hinter Gebäuden und Gartenkunstwerken erzählen. Die Stationen innerhalb der Touren haben keine feste Reihenfolge, der Einstieg ist an jeder Station direkt per QR-Code möglich. Die App einschließlich der praktischen Besuchsinformationen ist in deutscher und englischer Sprache verfügbar. Auch Inklusion und Barrierefreiheit spielten bei der Erstellung des Mediaguides eine wichtige Rolle: leicht verständliche Sprache, klares Design und Inhalte für jedes Alter waren das Ziel.

Auf dem Oberschloss Kranichfeld schafft der Multimediaguide weitere Vertiefungsebenen, Foto: STSG, Philipp Hort

Zu den ersten, die den neuen Mediaguide in Dornburg testeten, gehörte auch eine frisch gekrönte Majestät: die Dornburger Rosenkönigin schritt zusammen mit ihrer Prinzessin gleich zur Entdeckungstour. 

Wer Lust hat, auch mal Balkonien neu zu entdecken, oder wissen will, warum es Influencer schon vor 2000 Jahren gab und im Kloster „Alles in Ordnung“ ist, der ist herzlich eingeladen, mal rein zu schauen und zu hören in den neuen Multimediaguide der STSG.

Anke Pennekamp

Regiebetriebe als Grundlage qualitätvoller Gartendenkmalpflege

„Erfahrungswissen, das man in keinem Plan festhalten kann“

AllgemeinDenkmalpflegeGartenkultur
Wer durch einen historischen Garten spaziert, bewegt sich durch ein Kunstwerk. Es zu pflegen, erfordert spezielles Wissen und Können. Einblicke in die Pflege imposanter Parkszenerien, schmucker Teppichbeete, exotischer Pflanzensammlungen und den nachhaltigen Erhalt lebendiger Gartenkunstwerke mit den Gartenreferenten der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Die Pflege historischer Parks und Gärten funktioniert am besten mit Regiebertieben, also in spezialisierten Parkteams unter der Regie von denkmalpflegerisch arbeitenden Institutionen wie der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Gartenreferenten Dietger Hagner und Jonathan Simon erklären im Interview, warum das so ist und worauf es bei den Regiebetrieben ankommt.

Gartenreferenten Dietger Hagner (li.) und Jonathan Simon

Dass ein Garten nicht ohne pflegende Hände auskommt, leuchtet jedem ein. Warum müssen es Regiebetriebe sein?

Hagner: Wir haben es mit Gartendenkmalen zu tun. Sie zu erhalten, erfordert eine andere Perspektive als zum Beispiel die Pflege des eigenen Gartens oder städtischer Grünflächen. In der Gartendenkmalpflege greifen wissenschaftliche Forschung und gärtnerische Praxis ineinander. Diese Besonderheit macht sich nicht bei jedem Löwenzahn bemerkbar, der aus dem Rasen gestochen wird, aber in den grundlegenden Entscheidungen und Arbeitsprozessen wird es deutlich.

Simon: Und es macht sich auch im Erscheinungsbild bezahlt. Es ist eine Frage der Qualität. Das bedeutet nicht, dass andere ihr Handwerk nicht verstehen. Den Unterschied macht die enge Anbindung an gartendenkmalpflegerische Konzepte und das Bewusstsein der Gärtner für die Eigenheit des Ortes und der auszuführenden Tätigkeit. Ein Regiebetrieb ist ein gartenfachlich gut ausgebildetes und technisch gut ausgestattetes Team unter der Leitung eines Parkverwalters, mit dem wir als Gartenreferenten gemeinsam die nahen und fernen Ziele sowie die aktuellen Aufgaben abstecken.

Dornburger Schlossgärten mit dem Rokokoschloss,
Foto: Schatzkammer Thüringe, Marcus Glahn

Lässt sich der Unterschied an einem konkreten Beispiel festmachen?

Simon: Jede gut ausgebildete Zierpflanzengärtnerin weiß, wie man eine Rose schneidet und so pflegt, dass sie im nächsten Jahr wieder prächtig blüht. Das ist auch im Gartendenkmal entscheidend. Ebenso wichtig sind hier aber auch die Auswahl der Sorten und die Festlegung von Standorten und die Beeinflussung der Wuchsform. Das ist der Teil, der sich aus den Forschungen zu einem Garten und seiner Geschichte ergibt. Und daraus leiten sich wiederum konkrete Anforderungen ab, die anders sein können als im Umgang mit modernen Rosensorten.

Hagner: Die historische Pflanzenverwendung ist ein entscheidender Punkt. Das betrifft natürlich nicht jedes Stiefmütterchen in der Frühlingsbepflanzung von Schmuckbeeten, aber der Einsatz historisch nachgewiesener Arten und Sorten ist ein zentrales Charakteristikum von Gartendenkmalen und Maßstab ihrer Qualität – und auch ein gutes Beispiel, wie Theorie und Praxis sich ergänzen. Welche Pflanzen vor 150 oder 200 Jahren häufig verwendet wurden, kann man anhand der damals schon umfangreichen Fachliteratur ermitteln. Was konkret in einem Park zum Einsatz kam, ist schon etwas schwerer herauszufinden. Das ist oft Detektivarbeit mit Plänen und Schriftzeugnissen in Archiven. Das ist ein wichtiger Teil der Forschung.

Simon: Dazu kommen naturwissenschaftliche Fragen wie zum Beispiel nach der Anfälligkeit für Krankheitserreger, nach Standortbedingungen und vielen anderen Aspekten. Gartendenkmale sind oft die einzigen Orte, wo bestimmte Sorten noch gehegt und erhalten werden, übrigens ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt. All das ermitteln wir durch eigene Untersuchungen und im intensiven Austausch mit Fachkollegen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen.

Schloss und Park Altenstein, 2019,
Foto: Schatzkammer Thüringe, Marcus Glahn

Wie finden die Ergebnisse ihren Weg in den Garten?

Hagner: Dafür sind Regiebetriebe der Königsweg. Hier können wir mit den Gartenfachkräften vor Ort Strategien entwickeln und auf neue Erkenntnisse unmittelbar reagieren. Und Regiebetriebe sind der Garant für einen entscheidenden Faktor in der Gartendenkmalpflege – Kontinuität. Wo über lange Zeit Erfahrungswissen aufgebaut werden konnte, nehmen die Kolleginnen und Kollegen Veränderungen wahr und können reagieren.

Herzogliche Orangerie Gotha, 2020,
Foto: Schatzkammer Thüringe, Marcus Glahn

In welchem Bereich ist das besonders wichtig?

Hagner: Am sensibelsten geht es in der Orangerie zu, bei der Pflege der Kübelpflanzen, die eigentlich nicht für ein mitteleuropäisches Klima gemacht sind. Ein gutes Beispiel sind aber auch Bäume und Gehölze. Wer sich kontinuierlich um einen Baumbestand kümmert, baut eine Beziehung dazu auf und kennt die lokalen Faktoren, die darauf Einfluss haben. Das hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, seit sich die Folgen des Klimawandels gravierend auf die Gartendenkmalpflege auswirken. Wenn wir rechtzeitig feststellen, dass ein Baum verlustgefährdet ist, können wir genetisches Material sichern, um später Standort- und sortengetreu nachpflanzen zu können.

Simon: Durch den Klimawandel verändert sich auch das Tätigkeitsbild in den Parks und Gärten. In den letzten Jahren spielt der Umgang mit Totholz eine massiv zunehmende Rolle. Die Sicherungen und oft auch unvermeidbaren Fällungen können wir selbst mit einem Regiebetrieb nicht allein bewältigen. Das sind typische Aufträge an Fachfirmen, mit entsprechendem Finanzbedarf. Wir konzentrieren uns darauf, möglichst viele Bäume und Sträucher zu erhalten und resilient zu machen, etwa durch Wässern und Bodenverbesserung. Auch dazu gibt es Forschungsprojekte mit Fachkollegen in ganz Deutschland, die sich unmittelbar in unseren gartendenkmalpflegerischen Ansätzen und in der täglichen Arbeit im Garten niederschlagen.

„Gehst Du in den Garten, vergiss die Säge nicht!“, lautet ein geflügeltes Wort. Was macht ein Regiebetrieb mit der Säge anders?

Hagner: Historische Gärten sind Kunstwerke mit lebendem Material. Die ständige Veränderung ist also gewissermaßen konstitutiv – durch die Jahreszeiten, aber auch durch Wachstum und Alterung. Die Gartendenkmalpflege hat die Aufgabe, gartenkünstlerische Ideen zu erhalten und sichtbar zu machen. Die Säge kommt zum Beispiel zum Einsatz, um Sichtachsen freizuhalten. Und die muss man ebenso wie bewusst komponierte Gehölzränder und -höhen genau kennen, um sie der Idee entsprechend wirken zu lassen. Auch das ist Erfahrungswissen, das man in keinem Plan festhalten kann.

Simon: Ähnlich ist es bei den Rasen- und Wiesenflächen. Sie müssen in ihren Konturen erhalten werden und werden unterschiedlich gepflegt – manche werden als artenreiche Blühwiesen nur zweimal im Jahr gemäht oder beweidet, andere als fein modellierte Zierflächen sehr häufig gemäht. Auch dabei geht es nicht nach Kalender, sondern nach ästhetischem Anspruch und Notwendigkeit in Bezug auf die aktuelle Witterung. Ein Regiebetrieb schafft dabei die notwendige Flexibilität bei der Ausführung bestimmter Arbeiten. Ein weiteres Beispiel sind die Wege. Sie müssten intensiv gepflegt werden, sonst verändern sie ihre Form und manchmal sogar ihren Verlauf. Ihre Bearbeitung setzt das Verständnis ihrer Funktion im Gartenkunstwerk voraus.

Fürstlich Greizer Park, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Welche Ausstattung braucht ein Regiebetrieb?

Simon: Die Anforderungen an einen Betriebshof bestimmt letztendlich das Gartendenkmal. Wo Pflanzen für den Wechselflor selbst gezogen werden, sind Gewächshäuser unverzichtbar, wo viele Bäume stehen, braucht man Traktoren, für schmale Wege wendige Fahrzeuge. Handgeführte Maschinen sind aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Und natürlich werden Büro-, Aufenthalts- und Werkstatträume gebraucht.

Hagner: Als Trend zeichnet sich ab, dass Aufgaben weniger als bisher ausgelagert werden. Dafür müssen Platz und Ausstattung vorhanden sein. Das Vermehren und Ziehen von Pflanzen selbst zu erledigen, hat beispielsweise viele Vorteile, zumal die Zahl der regionalen Anbieter in den letzten Jahren geringer geworden ist. Vor Ort genetisch vermehrte Bäume haben bessere Überlebenschancen als von fernen Standorten eingekaufte. Kurz: Ein gut ausgestatteter Betriebshof ist das Rückgrat des Gartendenkmals. Denn wir erhalten nicht nur das Kunstwerk, sondern durch die tägliche Arbeit auch die damit verbundenen historischen Technologien und Fertigkeiten.

Interview: Franz Nagel

Exponate mit Geschichte für die neue Dauerausstellung im Kloster Göllingen

Vom Ordensgewand bis zur Senfgurke

AllgemeinDenkmalpflegeKulturgeschichteVermittlung
„Gurken, Essig, Zucker, Salz, Kräuter, Gewürze, Zucker, Farbstoff Lactoflavin und natürliche Aromastoffe“ – Zutatenliste auf einem Gurkenglas vom Klostergut Göllingen

In einem Regalfach im Büro von Kuratorin Iris Palzer stehen einige wertvolle Schätze, darunter ein Glas Gurken, ein 30 Jahre altes Glas Gurken. Es hat in den letzten Jahrzehnten ein bisschen Staub angesetzt, die Zeit hat am Deckel ein paar Macken und Schrammen hinterlassen, sonst ist es noch gut in Schuss. Normalerweise haut einen ein altes Glas Gurken ja nicht vom Hocker und auch das Finanzielle bestimmt nicht seinen Wert.

Für Palzer haben die Senfgurken vom Klostergut Göllingen aber besondere Bedeutung: „Im Sommer letzten Jahres haben wir einen Aufruf gestartet. Wir waren auf der Suche nach weiteren Exponaten für unsere neue Dauerausstellung im Kloster St. Wigbert in Göllingen. Als nördlichster Außenposten der Benediktinerabtei Hersfeld hatte das Kloster bereits im 11. Jahrhundert besondere Bedeutung. Es zählt zu den ältesten Klöstern Thüringens. Nach der Säkularisation wurde es erst zur Domäne und in den 1950er Jahren vollends zur Konservenfabrik umfunktioniert und umgebaut. Die neue Ausstellung soll die Klostergeschichte vom Mittelalter bis zur heutigen Zeit in den Blick nehmen.“ erklärt Palzer. Und alle Epochen sollen auch anhand von Exponaten erfahrbar sein.

„Vom mittelalterlichen Kloster erzählen vor allem der Klosterturm, die Gebäudereste und archäologischen Funde. Vom Aufruf haben wir uns erhofft, dass wir einige Exponate aus der Zeit der Konservenfabrik dazugewinnen können. Über die Resonanz haben wir uns sehr gefreut.“ Neben dem Gurkenglas stehen auch noch zwei Gläser eingemachte Bohnen im Regal. Auch sie wurden für die neue Ausstellung an die Kuratorin übergeben. In Göllingen wurden einst Marmelade hergestellt und Obst und Gemüse eingeweckt. Auf dem Deckel prangt noch das Logo der Klostergut GmbH. „Die Konservenfabrik Göllingen war rund 50 Jahre lang einer der Hauptarbeitgeber in der Region. Wirtschaftlich gesehen, florierte der Standort sowohl zu Kloster- als auch zu Konservenfabrikzeiten“, fasst Palzer zusammen.
 

Einen farbenfrohen Einblick in die Geschichte geben auch zahlreiche Etiketten, die die Kuratorin nun ebenfalls hütet. „Viele Leute aus der Region haben uns ihre kleinen Schätze überlassen. Dazu zählen auch einige alte Etiketten der zur DDR-Zeit zeitweise als Volkseigener Betrieb geführten Konservenfabrik, die später in die Klostergut GmbH überging. Dass die Etiketten so lange aufbewahrt wurden und auch das ein oder andere leere Konservenglas noch da ist, zeigt Nachhaltigkeit, aber auch die Verbundenheit der Leute mit der Anlage. Dass das Kloster den Menschen, gerade im Ort, sehr am Herzen liegt, spürt man auch heute noch deutlich. Dank ehrenamtlicher Initiativen und tatkräftigem bürgerschaftlichem Engagement ist der Klosterturm heute überhaupt noch erhalten. Der Umbau zur Konservenfabrik hat aber einen großen Tribut von allen Klostergebäuden gefordert.“  

Konserven-Etikett aus dem Kloster Göllingen,
Bildarchiv STSG

Etwas weiter oben im Regal liegt ein weiterer gut gehüteter Schatz. Palzer faltet den alten Habit vorsichtig auseinander: „Wir wollen in der neuen Ausstellung die Geschichte des Klosters möglichst lebendig erzählen. Die Mönchskutte soll das Alltagsleben im Kloster vermitteln. Sie wurde uns vom Kloster Münsterschwarzach geschenkt.“

„Ein echtes Unikat haben wir für die Ausstellung auch bekommen“, erzählt Palzer lächelnd. „Eine alte Verschlussmaschine, eine Eigenkonstruktion von einer Privatperson. Auch sie wird einen besonderen Platz bekommen und in Ehren gehalten.“
 

Verschlussmaschine für die neue Ausstellung im Kloster Göllingen, Foto: STSG, Anke Pennekamp

Nicht nur Gegenstände, sondern auch Erinnerungen spielen in der neuen Ausstellung eine Rolle. In Hör- und Medienstation kommen auch Zeitzeugen zu Wort, die teilweise einst selbst in der Konservenfabrik gearbeitet haben. Ebenso wie Mitglieder der Interessengemeinschaft Denkmalpflege, die im laufenden Betriebsgeschehen den Klosterturm im Blick behielten und denkmalpflegerisch einschritten.

Die Vorbereitungen für die neue Ausstellung laufen derzeit auf Hochtouren. An mehreren Baustellen wird dafür parallel gewerkelt – am Zugang zur Klosteranlage entsteht ein neues Besucherzentrum in einem Pavillonneubau, ein paar Meter weiter wird die zukünftige Ausstellungshalle in einem der ehemaligen Fabrikgebäude instandgesetzt und in Büros in Weimar und Rudolstadt feilen Ausstellungsgestalter und Kuratorin an Stelen, Tafeln und Medienstationen. Im August soll die neue Ausstellung eröffnen. Dann erscheint auch ein altes Glas Gurken in neuem Licht.

Anke Pennekamp

Turmfalkennachwuchs auf Schloss Heidecksburg

Luftige Kinderstube im Schlossturm

AllgemeinDenkmalpflegeGartenkulturVermittlung
Das wohl höchste Kinderzimmer in Rudolstadt liegt im 44 Meter hohen Turm von Schloss Heidecksburg. Mit bester Aussicht umgeben vom historischen Ambiente tummeln sich hier gerade fit-fidele kleine Turmfalken in einem Nistkasten. Jetzt wurden sie beringt.

Topfit und gut im Futter sind die fünf kleinen flauschigen Gesellen, die es sich mit ihren Eltern über der Türmerstube im Residenzschloss gemütlich gemacht haben. Jedes Jahr bekommen die kleinen Turmfalken speziellen Besuch. Dann schauen Experten der Fachgruppe Ornithologie & Artenschutz „Unteres Schwarzatal“ im Schlossturm vorbei. An diesem Tag werden die Jungtiere gewogen, die kleinen Schwingen gemessen und der Gesundheitszustand begutachtet. Die Experten sind in der ganzen Region unterwegs, nicht nur Falken, sondern auch Dohlen haben sie unter ihren Fittichen. Sie beringen die Tiere und verfolgen auch in Zukunft ihre Spur.

Junger Turmfalke auf Schloss Heidecksburg,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

In dieser Woche war es wieder Zeit für die besondere Audienz im Schlossturm. Mit einem kleinen Koffer, Erfassungsbogen und Waage in der Hand erklommen die Experten die Holztreppen in dem noch aus dem 18. Jahrhundert stammenden Turm. Oben angekommen, wurde der Nistkasten vorsichtig geöffnet. Fünf kleine Turmfalken sind auch in diesem Jahr wieder geschlüpft, eine hohe Anzahl an Jungtieren, wie bereits in den Jahren zuvor. Die Falken scheinen sich wohl zu fühlen im Schlossturm mit Stadtblick.

Rund 16 Tage sind die kleinen Turmfalken alt. Die charakteristische Gefiederzeichnung ist bereits in ersten Ansätzen erkennbar. Nacheinander nehmen sie auf der Waage Platz. Zwischen 113 und 186 Gramm bringen die Jungtiere dabei zu Gewicht. Ausgewachsene Turmfalken wiegen zwischen 200 und 260 Gramm.

Bei der Begutachtung wird auch Maß genommen,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

Die Experten schauen sich den Nachwuchs genau an. Auch die Flügellängen werden dabei gemessen. Abschließend erhält jeder Turmfalke am rechten Bein noch einen kleinen Ring aus Aluminium. Auf ihm findet sich eine sechsstellige Nummer mit der jeder Turmfalke identifizierbar ist. Die Ringe stammen von der Vogelwarte Hiddensee. Wird ein Falke an einer Vogelwarte gemeldet, erhält die Fachgruppe davon Kenntnis und kann so die Spur der Tiere verfolgen.

Ungefähr drei Wochen wird es noch dauern, bis die kleinen Wonneproppen auf die ersten Erkundungstouren gehen, in rund sechs Wochen verlassen sie voraussichtlich schon das Nest. Vorher bekommen sie von den Eltern noch das Fliegen und Jagen beigebracht. Turmfalken ernähren sich hauptsächlich von Mäusen, die Kleinen anfangs auch von Heuschrecken und Insekten.

Turmfalkennachwuchs im Schlossturm von Schloss Heidecksburg,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

Wer weiß, wohin es die kleinen Schlossturmfalken verschlagen wird. Manchmal bleiben sie in der Stadt. Auch in Jena und Leipzig wurden bereits ehemalige Jungtiere von Schloss Heidecksburg gesichtet. Nach der kurzen Stippvisite konnten die kleinen Turmfalken auch schon zurück in ihr Nest in luftiger Höhe und die Experten kehrten wieder zum Boden zurück.

Anke Pennekamp

Spot an für die Schlösser, Burgen und historischen Gärten Thüringens

Cineastische Schlösserwelt

DenkmalpflegeGartenkulturKulturgeschichteVermittlung
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten präsentiert: Naturtalente mit jahrhundertelanger Erfahrung, zeitlose Diven, die ihr Handwerk verstehen, und malerische Dramen in Szene gesetzt in über 30 neuen Imagefilmen.

Schon Aristoteles wusste, jedes gute Drama braucht den richtigen Pepp. Und davon hat die Hauptbesetzung in den 36 neuen Imagefilmen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten jede Menge zu bieten – da spricht das Setting für sich, wenn die Dornburger Schlösser waghalsig an der Hangkante thronen, in der Höhe die Veste Heldburg auf einem alten Vulkanschlot wacht und in Gotha Schloss Friedenstein mit seinen imposanten Ausmaßen besticht. Zahlreich wie kaum anderswo, sind die ältesten Hauptakteure von der Burgruine bis zum Residenzschloss bereits seit über 900 Jahren im Geschäft. Höchste Zeit also für ein paar filmische Höhenflüge und dynamische Perspektiven auf das Thüringer Kulturerbe.

Schloss Friedenstein in Gotha, Foto: STSG, Philipp Hort

Vom Drama zum Drehbuch

Natürlich darf beim Film auch ein bisschen Drama nicht Fehlen – Intrigen, Familienzwist und Liebeleien reichen da auch schonmal malerisch in Szene gesetzt bis unter die Decke hinauf. Während ein stattlicher Halbgott mit dem schmissigen Namen Herkules auf Schloss Bertholdsburg seit rund 400 Jahren die Keule zur Heldentat schwingt, zeigt sich Schloss Molsdorf von seiner verspielten Seite mit Flora und Engelchen, getreu dem Motto „Vive la joie“ („Es lebe die Freude“) des ehemaligen Hausherrn Graf von Gotter. Eine der epischsten Kussszenen wurde mit dem Friedenskuss wiederum auf Schloss Friedenstein in Gotha nicht nur mit der Kamera einfangen, sondern gleich in Stein gemeißelt.

Die Drehbücher für die Filmarbeiten im vergangenen Jahr wurden schon vor Jahrhunderten geschrieben – von Fürsten und Baumeistern. Zu ihrem Reigen gehörte auch Gottfried Heinrich Krohne, einer der Stars auf dem Walk of Fame des Rokoko in Thüringen. Er schrieb auf Schloss Heidecksburg, Schloss Molsdorf, den Dornburger Schlössern, der Orangerie in Gotha und Schloss Wilhelmsthal – um nur einige zu nennen – schwungvolle Schlossgeschichte mit. Ein Meister der Inszenierung war wiederum mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meinigen auf der Veste Heldburg und Schloss und Park Altenstein am Werk. Er ließ nicht nur Architektur, wie die märchenhafte Silhouette der Veste Heldburg, sondern auch Alltägliches wie die Gartenpflege mit kostümierten Gärtnerinnen und Gärtnern im Altensteiner Schlosspark in Szene setzen. Und schon Georgs Großvater wusste die Natur ins richtige Licht zu setzen. Er legte den Schlosspark Altenstein an und nutzte vorhandene Felsformationen, um auf ihnen kleine Architekturen und überraschende Anblicke innerhalb der Gartenbilder zu kreieren.

Veste Heldburg, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Naturtalente und Urgesteine

Über Jahrhunderte sind die zahlreichen Naturtalente immer weiter in ihre Rollen gewachsen. Sie sind nicht nur Nebendarsteller, sondern verstehen es, sowohl mit blumigem als auch hölzernem Charme ihr Publikum zu überzeugen. Nur die Mähne noch schnell mit Rasentraktor, Heckenschere und mithilfe von Leitern gestutzt, ging es auch schon vor die Kamera.

An ihrer Seite glänzen zeitlose Diven, Stimmungsschwankungen inbegriffen, wenn auch bewusst gewollt, nicht nur beim Wandeln durch die Dornburger Schlösser und Gärten mit ihren unterschiedlichen Stilen und Formen. Mit ebensolcher Perfektion wartet das Sommerpalais in Greiz auf. Das Sommerschloss nach französischer Manier verbindet vom monochromen Gartensaal mit edler Bauzier bis zum kunstvoll gestalteten umliegenden Blumengarten innen und außen aufs Feinste.

Dornburger Schlösser und Gärten,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Und auch die Urgesteine wie die Burgruinen verstehen sich darauf, das Publikum zu locken. Scheinbar idyllisch drapiert, aber dennoch authentisch haben sie die Zeit überdauert und an Stolz und Imposanz dabei nie eingebüßt. Wie reife Diven halten auch sie für heutige Generationen einen reichen handwerklichen Erfahrungsschatz bereit – vom frühen Zangenloch an der Klosterkirchenruine bis zur gewieften Holzkonstruktion im massiven Schlossturm.
 

Making-of

Für die Schlösser, Burgen, Klöster und Parks in Thüringen sollen die neuen Imagefilme der STSG begeistern und zum Besuch einladen. Sie sind im Projekt SchlösserWelt Digital&Original entstanden, gefördert von Bund und Land.

Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten lädt zur schillernden Reise durch die Thüringer Schlösserwelt auf den virtuellen roten Teppich mit unseren Filmgrößen ein.

Anke Pennekamp

Pavillonsanierung im Schlosspark Molsdorf

Kleinod mit Pferdestärke

BaugeschehenDenkmalpflegeGartenkulturKulturgeschichteSonderinvestitionsprogramm I
Ein idyllischer Gartenschatz mit pragmatischem Hintergrund geht in diesem Jahr im Schlosspark Molsdorf in die Kur.

Der Pavillon am Hang oberhalb des Schlosses wurde 1828 über einer älteren Kelleranlage errichtet. Die Parkarchitektur diente als Unterstand und sollte die noch nutzbaren Keller – darunter ein bis heute gut erhaltener Eiskeller – vor Regen schützen. Zur damaligen Zeit befanden sich Schloss und Park im Besitz der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha. Nicht nur aufgrund der aktuellen Gartenmode, sondern auch um Pflegekosten zu sparen, war der Schlossgarten nahe Erfurt kurz zuvor endgültig zum Landschaftspark überformt worden. Der Pavillon, idyllisch gelegen am Schlossteich, sollte ebenfalls der sparsamen Maxime entsprechend nicht zu pompös ausfallen. Es entstand ein luftiger dreischiffiger Bau mit offenen Tür- und Fensteröffnungen, die Sichtachsen in den Park boten.

Pavillon im Schlosspark Molsdorf im Juni 2024, Foto: STSG, Philipp Hort

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu ersten Reparaturen am Pavillon. Ende des 19. Jahrhunderts wurde noch einmal umfassender saniert. Das Fachwerk wurde mit Tuffstein ausgemauert und der Bau im Inneren verputzt. Anfang des 20. Jahrhunderts kam für den Pavillon dann eine ganz neue Nutzungsidee auf. Die damalige Schlossherrin Gräfin Maria Neidhardt von Gneisenau wollte das Sommerhaus als Automobilgarage nutzen. Mit der Planung für den Umbau beauftragte die Gräfin die erste deutsche freiberufliche Architektin Emilie Winkelmann. Winkelmann leitete zur damaligen Zeit ein Büro in Berlin mit 14 Angestellten. Gneisenau war Schriftstellerin und in Berlin aufgewachsen. Beide waren Mitglieder im Lyceum-Club Berlin, ein Frauenverband, der unter anderem Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen unterstützt und vernetzt. Winkelmann war für den Club auch als Architektin tätig und mit der Planung des Umbaus von Gneisenaus Berliner Elternhaus beauftragt.

Während sich das Äußere des Pavillons nicht veränderte, sollte im Inneren Platz für die Garage, ein Chauffeurzimmer und Geräteräume geschaffen werden. Vermutlich um 1930, wie die Bauforscher annehmen, wurden dafür der Boden im zentralen Raum angehoben, eine Treppe zur Überbrückung der Höhenunterschiede zum Vestibül eingebaut und auch der Türdurchgang vergrößert. An der Westfassade legte man zwei Tore an. Im Umfeld wurde durch Aufschüttungen eine Anfahrt geschaffen.

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde der Pavillon dann als Café eröffnet. Auch hier war wieder eine Architektin am Werk. Käthe Menzel-Jordan rettete in den Nachkriegsjahrzehnten als beauftragte Architektin Schloss Molsdorf vor dem Verfall und sorgte für die sorgfältige Restaurierung. Auch der Ausbau des Pavillons als Café geht auf ihr Wirken zurück.

Seit 1990 ungenutzt, wird der Pavillon mit PS-starker Nutzungsgeschichte jetzt im von Bund und Land finanzierten Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten saniert. Witterung und Feuchtigkeit haben über die Jahrzehnte am Kleinod gezehrt. Bei der Sanierung spielen auch Energie-Effizienz und die denkmalgerechte Anwendung erneuerbarer Energien eine wichtige Rolle.

Ende 2024 begannen die Bauarbeiten im Umfeld des Pavillons an der barocken Treppenanlage. Sie stammt noch aus dem frühen 18. Jahrhundert und war wichtiger Verbindungsweg zwischen Schloss und Kirche. Durch Unterspülungen stark geschädigt, ist sie seit einigen Jahren gesperrt. Ab Sommer 2025 soll auch am Pavillon selbst intensiv gebaut werden. Die Bausubstanz ist marode, das Dach notgesichert. Mit der Sanierung kann nicht nur das Kulturdenkmal mit gartenkünstlerischer Wirkung gerettet werden, es gehen auch neue Nutzungsperspektiven für den Parkpavillon damit einher. Zukünftig kann man in diesem dann wieder gesellig zusammenkommen.

Anke Pennekamp

Antik gewandete Kunst im Schloss Wilhelmsthal

„Den die nackenden paßen selten gut in einen Saal“

AllgemeinDenkmalpflegeKulturgeschichte
Der Kopf ist leicht gesenkt, das lange Gewand fällt in sanften Falten bis zu den Füßen hinab. Das Haar ist am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen. Die unter dem Gewand verborgenen Hände sind erwartungsvoll vor die Brust gehoben. In ihnen ruht eine Vase. In weißem Gips steht die junge Frau auf einem kleinen Sockel – sie stellt eine Vestalin aus dem antiken Rom da und hat jetzt dank einer großzügigen Spende an ihren alten Platz in den Telemannsaal von Schloss Wilhelmsthal zurückgefunden.

Um 1800 wurde der große Festsaal der Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach umgestaltet. Der später nach dem Komponisten Georg Philipp Telemann benannte Saal war bereits rund 80 Jahre zuvor entstanden, in einem eigens errichteten Saalbau direkt am großen Parksee am westlichen Ende des Schlossensembles.

Schloss und Park Wilhelmsthal bei Eisenach,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Festsaal im neuen Gewand

Bei der Umgestaltung wurden Wände, Säulen und Nischen des Festsaals auf ovalem Grundriss mit Stucco lustro in weiß, „giallo antico“ (gelb) und „porphyr“ (rot) ausgestattet. Die Stuckdecke mit Rosette aus dem 18. Jahrhundert blieb erhalten. Die Baufortschritte in der Sommerresidenz wurden am Weimarer Hof natürlich im Auge behalten, Herzog Carl August reiste mehrmals nach Wilhelmsthal, um sich selbst ein Bild zu machen und traf als Bauherr selbst Entscheidungen zur Ausstattung. So entschied er unter anderem, dass anstelle eines „Orchesters“ für Musiker in die östliche Wand ein Kamin in eine Nische eingefügt werden sollte. Bei der neuen Gliederung des Saals kam es dem Herzog vor allem auf die Symmetrie an.
 

Bei der Ausstattung wurde der Bildhauer Friedrich Eugen Döll einbezogen. Döll leitete damals die herzogliche Zeichenakademie in Gotha. Er orderte beispielsweise einen Kamin aus Crottendorfer Marmor zur Ausstattung des Festsaals. Für die Nische über dem Kamin bot der Künstler ein besonderes Stück an, eine Antikenkopie, die eine Vestalin zeigt. Das Gefäß in ihren Händen könne mit Blumen oder Früchten bestückt werden und ihre Bekleidung sei vorteilhaft, „den die nackenden paßen selten gut in einen Saal“, führte Döll in einem Schreiben aus.

Von Rom in den Thüringer Wald

Vestalinnen waren junge Priesterinnen, die in der Antike das Feuer in den Tempeln der Göttin Vesta – der Beschützerin der Familie und des Herdfeuers – bewachten. Sie waren der Keuschheit verpflichtet und avancierten im 18. Jahrhundert zum beliebten Motiv. 1769 schuf der französische Bildhauer Jean-Antoine Houdon eine Kopie einer antiken Vestalinnenstatue aus den Kapitolinischen Museen für Herzog Ernst II. von Sachen-Gotha-Altenburg. Diese diente Döll als Vorlage, der mehrere Exemplare schuf. Für 17 Reichstaler wurde eine der Statuen um 1800 für den Festsaal von Schloss Wilhelmsthal angekauft.

Kaminnische mit Vestalin im Telemannsaal Ende April 2025,
Foto: STSG, Gydha Metzner

Vestalin für den Telemannsaal

Der Verbleib der Wilhelmsthaler Vestalin ist heute unbekannt. Eine großzügige Spende des Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. ermöglichte jetzt die Rückkehr eines Gipsabgusses in den frisch sanierten Telemannsaal. Der Abguss wurde in einer Kunstformerei nahe Dresden gefertigt, die unter anderem auf besondere Abformtechniken spezialisiert ist.

Ende April machte sich die Vestalin aus der Werkstatt von Hans Effenberg auf den Weg in die Sommerresidenz Wilhelmsthal nahe Eisenach, Foto: STSG, Gydha Metzner

Wenn auch zeitweise dann doch noch ein „nackender“ mit Apoll in die Kaminnische im Telemannsaal Einzug hielt, hat jetzt wieder die gewandete Wächterin den zuletzt leeren Platz über der Feuerstelle in der Sommerresidenz zurückgewonnen. Ihrer Aufgabe als Kulturwächterin konnte die Vestalin gleich am ersten Tag nach dem Einzug nachkommen, als die ersten Wilhelmsthaler Schlossfestspiele unter ihrem wachen Blick begannen.

Anke Pennekamp

Mehr zum Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. gibt es hier.

Frühlingserwachen im Gartendenkmal

Da blüht den Schlossparks was

AllgemeinDenkmalpflegeGartenkultur
Während rund 9.000 Blumen jetzt wieder die Schmuckbeete im Schlosspark Altenstein zieren, gab es in den letzten Monaten ein besonderes buntes Treiben im Kamelienhaus in Gotha zu bestaunen. Orangenbäumchen und Sukkulenten hingegen warten noch auf die Eisheiligen, bis es wieder ins Parterre hinausgeht. In Gotha drückt derweil der Greizer Lindennachwuchs die Schulbank.

Der Frühling klopft an die Tore der Thüringer Schlossparks. Zeit für ein buntes Spektakel, heißt das auch für die Parkteams der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die historische Landschaftsparks, Schloss- und Terrassengärten pflegen und ab Ende März für den Beginn der Gartensaison herausputzen. Vorbereitung ist dabei alles, denn auch im Winter ruhen Parkverwalter, Gartenmeister und Gärtnerinnen und Gärtner nicht. In den Orangerien werden in den Kalt- und Warmhäusern die empfindlichen fürstlichen Zitruspflanzensammlungen gepflegt und der blühende Nachwuchs großgezogen. Auch Verkehrssicherheit, Grünflächen- und Wegepflege sind ganzjährig ein Thema – und den Baumbestand auf bis zu 160 Hektar Parkfläche im Auge zu behalten sowieso.

Kamelienblüte in der Herzoglichen Orangerie Gotha,
Foto: STSG, Jens Scheffler

Buntes Treiben in der Herzoglichen Orangerie Gotha

In Gotha beginnt das bunte Farbenspiel bereits ab Dezember. Dann setzt die Kamelienblüte im neuen Kamelienhaus hinter dem Treibhaus ein. Mitte März kann eine Fülle aus weißen, rosafarbenen und roten Blüten bewundert werden. Seit dem 18. Jahrhundert erfreute sich die Kamelie zunehmender Beliebtheit an den europäischen Höfen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Kamelienmode. Das Sammeln und Züchten einer großen Sortenvielfalt wurde zum Aushängeschild anspruchsvoller Gärten. Auch die Herzöge von Sachsen-Gotha hatten eine Vorliebe für die kälteempfindlichen ostasiatischen Teestrauchgewächse. In der Herzoglichen Orangerie gab es laut Inventar aus dem Jahr 1871 einen eindrucksvollen Bestand von 670 Kamelien.

Während sich im Kamelienhaus die Blütezeit schon dem Ende neigte, zog Anfang April im Gothaer Orangeriegarten die Frühjahrsbepflanzung ein. Das Gärtnerteam pflanzte über 8.000 Frühjahrsblumen in die Beete, vor allem Tausendschönchen, Vergissmeinnicht, Primeln und Stiefmütterchen. Schon im Herbst waren 6.000 Zwiebeln von Tulpen, Narzissen und Hyazinthen gesteckt worden, damit rechtzeitig zu Ostern ein bunter frühlingshafter Blütenflor die Gartensaison im barocken Gartendenkmal einläutet. Nach den Eisheiligen im Mai geht es schon an die Sommerbepflanzung. Auch die Kübelpflanzen, darunter Lorbeer- und Orangenbäumchen, werden aus dem Winterquartier geholt und stehen dann wieder draußen Spalier.

Frühjahrbepflanzung in der Herzoglichen Orangerie Gotha, Foto: STSG, Jens Scheffler

Frühjahrsblüten und Sommerblätter

Auch im Schlosspark Altenstein steht bereits die Frühjahrsbepflanzung wieder in den Schmuckbeeten am Schloss und am Hofmarschallamt. Bis Pfingsten schmücken die farbenprächtigen Stiefmütterchen, Hornveilchen und Gänseblümchen den Innenpark, darunter auch das berühmte Teppichbeet. Dann folgt die Sommerbepflanzung. Anders als im Frühjahr zeichnet die Sommerbepflanzung im Altensteiner Schlosspark der Verzicht auf Blütenpflanzen aus. Dafür treten tausende Blattgewächse allein im Teppichbeet neben dem Schloss ins Rampenlicht. Über den Sommer wachsen Echeverien, Iresinen, Alternantheren und Kleinia repens zu einem dichten Blätterteppich zusammen. Die kunstvollen Muster wechseln jährlich, allein die unterschiedlichen Blattfarben und -formen bilden dabei den bunten Flor.

Die Teppichbeetgärtnerei wurde schon unter Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen Ende des 19. Jahrhundert im Schlosspark Altenstein betrieben. Dank eigener Zierpflanzengärtnerin lebt diese besondere Handwerkskunst seit über 20 Jahren im Gartendenkmal auf dem Altenstein wieder auf. Und auch für die Sommerbepflanzung beginnt die Planung bereits im Vorjahr, die Motive orientieren sich an den historischen Mustern, die noch heute durch Fotografien aus dem 19. Jahrhundert für den Altenstein dokumentiert sind. Im Büro wird zunächst das Muster auf dem Reißbrett skizziert, die Pflanzenauswahl getroffen und der Bedarf berechnet.

Gleich drei Schlösser auf einem Fleck finden sich in Dornburg. In der ersten Hälfte des 19.  Jahrhunderts unter Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach zu einem Ensemble zusammengefasst, verbinden die Schlossgärten die Schlösser ganz unterschiedlicher Stile miteinander. Auch in den Dornburger Schlossgärten ist bereits die Frühjahrsbepflanzung eingekehrt, hier schmücken rund 3.800 Pflanzen darunter Vergissmeinnicht, Tausendschön sowie weiße und schwarze Veilchen jetzt wieder die Schmuckbeete. Hinzu kommen 1.200 Blumenzwiebeln, die das Gartenteam bereits im Dezember gesteckt hat.

Frühjahrsbepflanzung in den Dornburger Schlossgärten,
Foto: STSG, Fanny Rödenbeck

Lindennachwuchs mit Zukunftsperspektive

Noch eine Weile in der Baumschule umsorgt, werden hingegen in Gotha Greizer Linden-Setzlinge. Gehegt und gepflegt, sollen sie ab Ende des Jahres in der Seufzerallee im Fürstlich Greizer Park in große Fußstapfen treten und dabei 30 Lücken in der historischen Allee am großen Parksee schließen. Ein besonderes Projekt im Rahmen der vom Bund geförderten Revitalisierung des rund acht Hektar großen Parksees. Auch die historischen Schlossgärten und Landschaftsparks in Thüringen leiden stark unter den Folgen des Klimawandels, die Baumverluste sind dreimal so hoch wie noch vor einigen Jahren. Die langen Trockenperioden und der ausbleibende Niederschlag zehren an den teils über 200 Jahre alten Bäumen. Trockenschäden wie Astausbrüche oder der Verlust ganzer Baumgruppen gehören zu den Folgen. Verstärkt müssen Baumkontrollen durchgeführt werden. Kosten und Pflegeaufwand für die Verkehrssicherung in den Gartendenkmälern haben sich mehr als verdoppelt.

Linden-Setzlinge in der Baumschule in Gotha, Foto: Baumschule Pomona

Die Greizer Linden wurden aus genetischem Material der Seufzerallee gezogen. Dazu wurden Reiser der Altbäume auf Lindensämlinge veredelt. Die historischen Parkbilder leben von authentischen Pflanzenkombinationen, die so erhalten werden können. Ende des Jahres werden die jungen Pflanzen in der Allee ausgepflanzt. Von klein auf am Standort großgezogen, können sich Jungpflanzen dem Park und den veränderten Klimabedingungen besser anpassen. Das Modellprojekt mit Verwendung von Genmaterial vom gleichen Standort ist eines von zahlreichen Vorhaben, mit denen sich die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten an einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Deutschen Schlösserverwaltungen auf der Suche nach Strategien zur Anpassung historischer Gärten an den Klimawandel beteiligt. Mehr zum Forschungsprojekt und den Lösungsansätzen gibt es hier.