Neuer Multimediaguide vorgestellt

Urlaub auf Balkonien

DenkmalpflegeGartenkulturKulturgeschichteVermittlung
Sechs Orte, eine Web-App, gut 1.000 Jahre Geschichte und eine Majestät.

Schon Johann Wolfgang von Goethe genoss seinerzeit eine Auszeit auf Balkonien. Gemeint sind die drei Dornburger Schlösser bei Jena. Hoch über dem Saaletal auf einer Hangkante thronend, wird das Ensemble mit imposantem Ausblick auch Balkon Thüringens genannt. Was Goethe in Dornburg machte, wie das Schlossensemble entstand und welche Rolle dabei auch die Schlossgärten spielten, dazu kann man jetzt im neuen Multimediaguide der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mehr erfahren.

Multimediaguide QR-Code auf den Dornburger Schlössern,
Foto: STSG, Christian Hill

Aber nicht nur für die Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach in Dornburg wartet der Mediaguide mit spannenden Inhalten auf, auch Schloss Schwarzburg, die Peterskirche in Erfurt, das Oberschloss Kranichfeld, Kloster Paulinzella und Schloss und Park Wilhelmsthal werden ab jetzt durch eigene Guides neu erschlossen. Und es ist noch Luft nach oben, im August geht zusammen mit einer neuen Dauerausstellung auch im Kloster Göllingen ein weiterer Guide an den Start.

Eine handliche App, die nicht heruntergeladen werden muss, sondern direkt über das Web wie eine Homepage aufgerufen werden kann, wenig Daten verbraucht und für die Besucherinnen und Besucher kostenfrei ist, das war das Ziel des neuen Multimediaguides. Ab sofort ist er unter guide.thueringerschloesser.de und vor Ort über QR-Codes jederzeit abrufbar und lädt zur Entdeckungsreise mit dem eigenen Smartphone oder Tablet in die Schlösserwelt Thüringens ein. 

Schlendern, knobeln und den Blick schweifen lassen

Neben Touren für Erwachsene finden sich in der App auch Geschichten für Kinder, Rätselspiele, 3D-Modelle und Hingucker, die den Blick auf Details lenken – das Angebot ist immer auf das jeweilige Denkmal und seine Geschichte zugeschnitten. So veranschaulichen zwei 3D-Modelle den Zustand von Schloss Schwarzburg vor und nach der baulichen Zerstörung durch die Nationalsozialisten. Auf dem Oberschloss Kranichfeld ist der Mediaguide eng mit einer neuen Dauerausstellung verknüpft und bietet Vertiefungsebenen, denn bei 900 Jahren Burg- und Schlossgeschichte gibt es viel zu erzählen. Im Kloster Paulinzella hält Geistereule Pauline spannende Zusatzgeschichten für Kinder und Junggebliebene zum Bau des ehemaligen Klosters bereit – dabei geht es auch mal um Trollnasen und Bausteine oder Türen zum Himmel.

Mit dem neuen Dornburg-Guide können auch im Rokokoschloss ausgewählte Räume und Kunstwerke entdeckt werden, Foto: STSG, Franz Nagel

Kultur mit Vergnügen entdecken

Entstanden ist der neue Multimediaguide im Rahmen des Digitalisierungs- und Vermittlungsprojekts SchlösserWelt Digital&Original, das durch Bund und Land mit insgesamt 3,9 Millionen Euro finanziert wird. Es ermöglicht der STSG große Schritte in Sachen Vermittlung, die sonst nicht möglich wären. Neben den neuen Touren entstehen außerschulische Lernangebote, neue Dauerausstellungen und vieles mehr.

Der Multimediaguide soll auf unterhaltsame Weise mit den Kulturdenkmalen vertraut machen, Details in den Blick nehmen und Geschichten hinter Gebäuden und Gartenkunstwerken erzählen. Die Stationen innerhalb der Touren haben keine feste Reihenfolge, der Einstieg ist an jeder Station direkt per QR-Code möglich. Die App einschließlich der praktischen Besuchsinformationen ist in deutscher und englischer Sprache verfügbar. Auch Inklusion und Barrierefreiheit spielten bei der Erstellung des Mediaguides eine wichtige Rolle: leicht verständliche Sprache, klares Design und Inhalte für jedes Alter waren das Ziel.

Auf dem Oberschloss Kranichfeld schafft der Multimediaguide weitere Vertiefungsebenen, Foto: STSG, Philipp Hort

Zu den ersten, die den neuen Mediaguide in Dornburg testeten, gehörte auch eine frisch gekrönte Majestät: die Dornburger Rosenkönigin schritt zusammen mit ihrer Prinzessin gleich zur Entdeckungstour. 

Wer Lust hat, auch mal Balkonien neu zu entdecken, oder wissen will, warum es Influencer schon vor 2000 Jahren gab und im Kloster „Alles in Ordnung“ ist, der ist herzlich eingeladen, mal rein zu schauen und zu hören in den neuen Multimediaguide der STSG.

Anke Pennekamp

Regiebetriebe als Grundlage qualitätvoller Gartendenkmalpflege

„Erfahrungswissen, das man in keinem Plan festhalten kann“

AllgemeinDenkmalpflegeGartenkultur
Wer durch einen historischen Garten spaziert, bewegt sich durch ein Kunstwerk. Es zu pflegen, erfordert spezielles Wissen und Können. Einblicke in die Pflege imposanter Parkszenerien, schmucker Teppichbeete, exotischer Pflanzensammlungen und den nachhaltigen Erhalt lebendiger Gartenkunstwerke mit den Gartenreferenten der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Die Pflege historischer Parks und Gärten funktioniert am besten mit Regiebertieben, also in spezialisierten Parkteams unter der Regie von denkmalpflegerisch arbeitenden Institutionen wie der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Gartenreferenten Dietger Hagner und Jonathan Simon erklären im Interview, warum das so ist und worauf es bei den Regiebetrieben ankommt.

Gartenreferenten Dietger Hagner (li.) und Jonathan Simon

Dass ein Garten nicht ohne pflegende Hände auskommt, leuchtet jedem ein. Warum müssen es Regiebetriebe sein?

Hagner: Wir haben es mit Gartendenkmalen zu tun. Sie zu erhalten, erfordert eine andere Perspektive als zum Beispiel die Pflege des eigenen Gartens oder städtischer Grünflächen. In der Gartendenkmalpflege greifen wissenschaftliche Forschung und gärtnerische Praxis ineinander. Diese Besonderheit macht sich nicht bei jedem Löwenzahn bemerkbar, der aus dem Rasen gestochen wird, aber in den grundlegenden Entscheidungen und Arbeitsprozessen wird es deutlich.

Simon: Und es macht sich auch im Erscheinungsbild bezahlt. Es ist eine Frage der Qualität. Das bedeutet nicht, dass andere ihr Handwerk nicht verstehen. Den Unterschied macht die enge Anbindung an gartendenkmalpflegerische Konzepte und das Bewusstsein der Gärtner für die Eigenheit des Ortes und der auszuführenden Tätigkeit. Ein Regiebetrieb ist ein gartenfachlich gut ausgebildetes und technisch gut ausgestattetes Team unter der Leitung eines Parkverwalters, mit dem wir als Gartenreferenten gemeinsam die nahen und fernen Ziele sowie die aktuellen Aufgaben abstecken.

Dornburger Schlossgärten mit dem Rokokoschloss,
Foto: Schatzkammer Thüringe, Marcus Glahn

Lässt sich der Unterschied an einem konkreten Beispiel festmachen?

Simon: Jede gut ausgebildete Zierpflanzengärtnerin weiß, wie man eine Rose schneidet und so pflegt, dass sie im nächsten Jahr wieder prächtig blüht. Das ist auch im Gartendenkmal entscheidend. Ebenso wichtig sind hier aber auch die Auswahl der Sorten und die Festlegung von Standorten und die Beeinflussung der Wuchsform. Das ist der Teil, der sich aus den Forschungen zu einem Garten und seiner Geschichte ergibt. Und daraus leiten sich wiederum konkrete Anforderungen ab, die anders sein können als im Umgang mit modernen Rosensorten.

Hagner: Die historische Pflanzenverwendung ist ein entscheidender Punkt. Das betrifft natürlich nicht jedes Stiefmütterchen in der Frühlingsbepflanzung von Schmuckbeeten, aber der Einsatz historisch nachgewiesener Arten und Sorten ist ein zentrales Charakteristikum von Gartendenkmalen und Maßstab ihrer Qualität – und auch ein gutes Beispiel, wie Theorie und Praxis sich ergänzen. Welche Pflanzen vor 150 oder 200 Jahren häufig verwendet wurden, kann man anhand der damals schon umfangreichen Fachliteratur ermitteln. Was konkret in einem Park zum Einsatz kam, ist schon etwas schwerer herauszufinden. Das ist oft Detektivarbeit mit Plänen und Schriftzeugnissen in Archiven. Das ist ein wichtiger Teil der Forschung.

Simon: Dazu kommen naturwissenschaftliche Fragen wie zum Beispiel nach der Anfälligkeit für Krankheitserreger, nach Standortbedingungen und vielen anderen Aspekten. Gartendenkmale sind oft die einzigen Orte, wo bestimmte Sorten noch gehegt und erhalten werden, übrigens ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt. All das ermitteln wir durch eigene Untersuchungen und im intensiven Austausch mit Fachkollegen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen.

Schloss und Park Altenstein, 2019,
Foto: Schatzkammer Thüringe, Marcus Glahn

Wie finden die Ergebnisse ihren Weg in den Garten?

Hagner: Dafür sind Regiebetriebe der Königsweg. Hier können wir mit den Gartenfachkräften vor Ort Strategien entwickeln und auf neue Erkenntnisse unmittelbar reagieren. Und Regiebetriebe sind der Garant für einen entscheidenden Faktor in der Gartendenkmalpflege – Kontinuität. Wo über lange Zeit Erfahrungswissen aufgebaut werden konnte, nehmen die Kolleginnen und Kollegen Veränderungen wahr und können reagieren.

Herzogliche Orangerie Gotha, 2020,
Foto: Schatzkammer Thüringe, Marcus Glahn

In welchem Bereich ist das besonders wichtig?

Hagner: Am sensibelsten geht es in der Orangerie zu, bei der Pflege der Kübelpflanzen, die eigentlich nicht für ein mitteleuropäisches Klima gemacht sind. Ein gutes Beispiel sind aber auch Bäume und Gehölze. Wer sich kontinuierlich um einen Baumbestand kümmert, baut eine Beziehung dazu auf und kennt die lokalen Faktoren, die darauf Einfluss haben. Das hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, seit sich die Folgen des Klimawandels gravierend auf die Gartendenkmalpflege auswirken. Wenn wir rechtzeitig feststellen, dass ein Baum verlustgefährdet ist, können wir genetisches Material sichern, um später Standort- und sortengetreu nachpflanzen zu können.

Simon: Durch den Klimawandel verändert sich auch das Tätigkeitsbild in den Parks und Gärten. In den letzten Jahren spielt der Umgang mit Totholz eine massiv zunehmende Rolle. Die Sicherungen und oft auch unvermeidbaren Fällungen können wir selbst mit einem Regiebetrieb nicht allein bewältigen. Das sind typische Aufträge an Fachfirmen, mit entsprechendem Finanzbedarf. Wir konzentrieren uns darauf, möglichst viele Bäume und Sträucher zu erhalten und resilient zu machen, etwa durch Wässern und Bodenverbesserung. Auch dazu gibt es Forschungsprojekte mit Fachkollegen in ganz Deutschland, die sich unmittelbar in unseren gartendenkmalpflegerischen Ansätzen und in der täglichen Arbeit im Garten niederschlagen.

„Gehst Du in den Garten, vergiss die Säge nicht!“, lautet ein geflügeltes Wort. Was macht ein Regiebetrieb mit der Säge anders?

Hagner: Historische Gärten sind Kunstwerke mit lebendem Material. Die ständige Veränderung ist also gewissermaßen konstitutiv – durch die Jahreszeiten, aber auch durch Wachstum und Alterung. Die Gartendenkmalpflege hat die Aufgabe, gartenkünstlerische Ideen zu erhalten und sichtbar zu machen. Die Säge kommt zum Beispiel zum Einsatz, um Sichtachsen freizuhalten. Und die muss man ebenso wie bewusst komponierte Gehölzränder und -höhen genau kennen, um sie der Idee entsprechend wirken zu lassen. Auch das ist Erfahrungswissen, das man in keinem Plan festhalten kann.

Simon: Ähnlich ist es bei den Rasen- und Wiesenflächen. Sie müssen in ihren Konturen erhalten werden und werden unterschiedlich gepflegt – manche werden als artenreiche Blühwiesen nur zweimal im Jahr gemäht oder beweidet, andere als fein modellierte Zierflächen sehr häufig gemäht. Auch dabei geht es nicht nach Kalender, sondern nach ästhetischem Anspruch und Notwendigkeit in Bezug auf die aktuelle Witterung. Ein Regiebetrieb schafft dabei die notwendige Flexibilität bei der Ausführung bestimmter Arbeiten. Ein weiteres Beispiel sind die Wege. Sie müssten intensiv gepflegt werden, sonst verändern sie ihre Form und manchmal sogar ihren Verlauf. Ihre Bearbeitung setzt das Verständnis ihrer Funktion im Gartenkunstwerk voraus.

Fürstlich Greizer Park, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Welche Ausstattung braucht ein Regiebetrieb?

Simon: Die Anforderungen an einen Betriebshof bestimmt letztendlich das Gartendenkmal. Wo Pflanzen für den Wechselflor selbst gezogen werden, sind Gewächshäuser unverzichtbar, wo viele Bäume stehen, braucht man Traktoren, für schmale Wege wendige Fahrzeuge. Handgeführte Maschinen sind aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Und natürlich werden Büro-, Aufenthalts- und Werkstatträume gebraucht.

Hagner: Als Trend zeichnet sich ab, dass Aufgaben weniger als bisher ausgelagert werden. Dafür müssen Platz und Ausstattung vorhanden sein. Das Vermehren und Ziehen von Pflanzen selbst zu erledigen, hat beispielsweise viele Vorteile, zumal die Zahl der regionalen Anbieter in den letzten Jahren geringer geworden ist. Vor Ort genetisch vermehrte Bäume haben bessere Überlebenschancen als von fernen Standorten eingekaufte. Kurz: Ein gut ausgestatteter Betriebshof ist das Rückgrat des Gartendenkmals. Denn wir erhalten nicht nur das Kunstwerk, sondern durch die tägliche Arbeit auch die damit verbundenen historischen Technologien und Fertigkeiten.

Interview: Franz Nagel

Exponate mit Geschichte für die neue Dauerausstellung im Kloster Göllingen

Vom Ordensgewand bis zur Senfgurke

AllgemeinDenkmalpflegeKulturgeschichteVermittlung
„Gurken, Essig, Zucker, Salz, Kräuter, Gewürze, Zucker, Farbstoff Lactoflavin und natürliche Aromastoffe“ – Zutatenliste auf einem Gurkenglas vom Klostergut Göllingen

In einem Regalfach im Büro von Kuratorin Iris Palzer stehen einige wertvolle Schätze, darunter ein Glas Gurken, ein 30 Jahre altes Glas Gurken. Es hat in den letzten Jahrzehnten ein bisschen Staub angesetzt, die Zeit hat am Deckel ein paar Macken und Schrammen hinterlassen, sonst ist es noch gut in Schuss. Normalerweise haut einen ein altes Glas Gurken ja nicht vom Hocker und auch das Finanzielle bestimmt nicht seinen Wert.

Für Palzer haben die Senfgurken vom Klostergut Göllingen aber besondere Bedeutung: „Im Sommer letzten Jahres haben wir einen Aufruf gestartet. Wir waren auf der Suche nach weiteren Exponaten für unsere neue Dauerausstellung im Kloster St. Wigbert in Göllingen. Als nördlichster Außenposten der Benediktinerabtei Hersfeld hatte das Kloster bereits im 11. Jahrhundert besondere Bedeutung. Es zählt zu den ältesten Klöstern Thüringens. Nach der Säkularisation wurde es erst zur Domäne und in den 1950er Jahren vollends zur Konservenfabrik umfunktioniert und umgebaut. Die neue Ausstellung soll die Klostergeschichte vom Mittelalter bis zur heutigen Zeit in den Blick nehmen.“ erklärt Palzer. Und alle Epochen sollen auch anhand von Exponaten erfahrbar sein.

„Vom mittelalterlichen Kloster erzählen vor allem der Klosterturm, die Gebäudereste und archäologischen Funde. Vom Aufruf haben wir uns erhofft, dass wir einige Exponate aus der Zeit der Konservenfabrik dazugewinnen können. Über die Resonanz haben wir uns sehr gefreut.“ Neben dem Gurkenglas stehen auch noch zwei Gläser eingemachte Bohnen im Regal. Auch sie wurden für die neue Ausstellung an die Kuratorin übergeben. In Göllingen wurden einst Marmelade hergestellt und Obst und Gemüse eingeweckt. Auf dem Deckel prangt noch das Logo der Klostergut GmbH. „Die Konservenfabrik Göllingen war rund 50 Jahre lang einer der Hauptarbeitgeber in der Region. Wirtschaftlich gesehen, florierte der Standort sowohl zu Kloster- als auch zu Konservenfabrikzeiten“, fasst Palzer zusammen.
 

Einen farbenfrohen Einblick in die Geschichte geben auch zahlreiche Etiketten, die die Kuratorin nun ebenfalls hütet. „Viele Leute aus der Region haben uns ihre kleinen Schätze überlassen. Dazu zählen auch einige alte Etiketten der zur DDR-Zeit zeitweise als Volkseigener Betrieb geführten Konservenfabrik, die später in die Klostergut GmbH überging. Dass die Etiketten so lange aufbewahrt wurden und auch das ein oder andere leere Konservenglas noch da ist, zeigt Nachhaltigkeit, aber auch die Verbundenheit der Leute mit der Anlage. Dass das Kloster den Menschen, gerade im Ort, sehr am Herzen liegt, spürt man auch heute noch deutlich. Dank ehrenamtlicher Initiativen und tatkräftigem bürgerschaftlichem Engagement ist der Klosterturm heute überhaupt noch erhalten. Der Umbau zur Konservenfabrik hat aber einen großen Tribut von allen Klostergebäuden gefordert.“  

Konserven-Etikett aus dem Kloster Göllingen,
Bildarchiv STSG

Etwas weiter oben im Regal liegt ein weiterer gut gehüteter Schatz. Palzer faltet den alten Habit vorsichtig auseinander: „Wir wollen in der neuen Ausstellung die Geschichte des Klosters möglichst lebendig erzählen. Die Mönchskutte soll das Alltagsleben im Kloster vermitteln. Sie wurde uns vom Kloster Münsterschwarzach geschenkt.“

„Ein echtes Unikat haben wir für die Ausstellung auch bekommen“, erzählt Palzer lächelnd. „Eine alte Verschlussmaschine, eine Eigenkonstruktion von einer Privatperson. Auch sie wird einen besonderen Platz bekommen und in Ehren gehalten.“
 

Verschlussmaschine für die neue Ausstellung im Kloster Göllingen, Foto: STSG, Anke Pennekamp

Nicht nur Gegenstände, sondern auch Erinnerungen spielen in der neuen Ausstellung eine Rolle. In Hör- und Medienstation kommen auch Zeitzeugen zu Wort, die teilweise einst selbst in der Konservenfabrik gearbeitet haben. Ebenso wie Mitglieder der Interessengemeinschaft Denkmalpflege, die im laufenden Betriebsgeschehen den Klosterturm im Blick behielten und denkmalpflegerisch einschritten.

Die Vorbereitungen für die neue Ausstellung laufen derzeit auf Hochtouren. An mehreren Baustellen wird dafür parallel gewerkelt – am Zugang zur Klosteranlage entsteht ein neues Besucherzentrum in einem Pavillonneubau, ein paar Meter weiter wird die zukünftige Ausstellungshalle in einem der ehemaligen Fabrikgebäude instandgesetzt und in Büros in Weimar und Rudolstadt feilen Ausstellungsgestalter und Kuratorin an Stelen, Tafeln und Medienstationen. Im August soll die neue Ausstellung eröffnen. Dann erscheint auch ein altes Glas Gurken in neuem Licht.

Anke Pennekamp

Turmfalkennachwuchs auf Schloss Heidecksburg

Luftige Kinderstube im Schlossturm

AllgemeinDenkmalpflegeGartenkulturVermittlung
Das wohl höchste Kinderzimmer in Rudolstadt liegt im 44 Meter hohen Turm von Schloss Heidecksburg. Mit bester Aussicht umgeben vom historischen Ambiente tummeln sich hier gerade fit-fidele kleine Turmfalken in einem Nistkasten. Jetzt wurden sie beringt.

Topfit und gut im Futter sind die fünf kleinen flauschigen Gesellen, die es sich mit ihren Eltern über der Türmerstube im Residenzschloss gemütlich gemacht haben. Jedes Jahr bekommen die kleinen Turmfalken speziellen Besuch. Dann schauen Experten der Fachgruppe Ornithologie & Artenschutz „Unteres Schwarzatal“ im Schlossturm vorbei. An diesem Tag werden die Jungtiere gewogen, die kleinen Schwingen gemessen und der Gesundheitszustand begutachtet. Die Experten sind in der ganzen Region unterwegs, nicht nur Falken, sondern auch Dohlen haben sie unter ihren Fittichen. Sie beringen die Tiere und verfolgen auch in Zukunft ihre Spur.

Junger Turmfalke auf Schloss Heidecksburg,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

In dieser Woche war es wieder Zeit für die besondere Audienz im Schlossturm. Mit einem kleinen Koffer, Erfassungsbogen und Waage in der Hand erklommen die Experten die Holztreppen in dem noch aus dem 18. Jahrhundert stammenden Turm. Oben angekommen, wurde der Nistkasten vorsichtig geöffnet. Fünf kleine Turmfalken sind auch in diesem Jahr wieder geschlüpft, eine hohe Anzahl an Jungtieren, wie bereits in den Jahren zuvor. Die Falken scheinen sich wohl zu fühlen im Schlossturm mit Stadtblick.

Rund 16 Tage sind die kleinen Turmfalken alt. Die charakteristische Gefiederzeichnung ist bereits in ersten Ansätzen erkennbar. Nacheinander nehmen sie auf der Waage Platz. Zwischen 113 und 186 Gramm bringen die Jungtiere dabei zu Gewicht. Ausgewachsene Turmfalken wiegen zwischen 200 und 260 Gramm.

Bei der Begutachtung wird auch Maß genommen,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

Die Experten schauen sich den Nachwuchs genau an. Auch die Flügellängen werden dabei gemessen. Abschließend erhält jeder Turmfalke am rechten Bein noch einen kleinen Ring aus Aluminium. Auf ihm findet sich eine sechsstellige Nummer mit der jeder Turmfalke identifizierbar ist. Die Ringe stammen von der Vogelwarte Hiddensee. Wird ein Falke an einer Vogelwarte gemeldet, erhält die Fachgruppe davon Kenntnis und kann so die Spur der Tiere verfolgen.

Ungefähr drei Wochen wird es noch dauern, bis die kleinen Wonneproppen auf die ersten Erkundungstouren gehen, in rund sechs Wochen verlassen sie voraussichtlich schon das Nest. Vorher bekommen sie von den Eltern noch das Fliegen und Jagen beigebracht. Turmfalken ernähren sich hauptsächlich von Mäusen, die Kleinen anfangs auch von Heuschrecken und Insekten.

Turmfalkennachwuchs im Schlossturm von Schloss Heidecksburg,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

Wer weiß, wohin es die kleinen Schlossturmfalken verschlagen wird. Manchmal bleiben sie in der Stadt. Auch in Jena und Leipzig wurden bereits ehemalige Jungtiere von Schloss Heidecksburg gesichtet. Nach der kurzen Stippvisite konnten die kleinen Turmfalken auch schon zurück in ihr Nest in luftiger Höhe und die Experten kehrten wieder zum Boden zurück.

Anke Pennekamp

Spot an für die Schlösser, Burgen und historischen Gärten Thüringens

Cineastische Schlösserwelt

DenkmalpflegeGartenkulturKulturgeschichteVermittlung
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten präsentiert: Naturtalente mit jahrhundertelanger Erfahrung, zeitlose Diven, die ihr Handwerk verstehen, und malerische Dramen in Szene gesetzt in über 30 neuen Imagefilmen.

Schon Aristoteles wusste, jedes gute Drama braucht den richtigen Pepp. Und davon hat die Hauptbesetzung in den 36 neuen Imagefilmen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten jede Menge zu bieten – da spricht das Setting für sich, wenn die Dornburger Schlösser waghalsig an der Hangkante thronen, in der Höhe die Veste Heldburg auf einem alten Vulkanschlot wacht und in Gotha Schloss Friedenstein mit seinen imposanten Ausmaßen besticht. Zahlreich wie kaum anderswo, sind die ältesten Hauptakteure von der Burgruine bis zum Residenzschloss bereits seit über 900 Jahren im Geschäft. Höchste Zeit also für ein paar filmische Höhenflüge und dynamische Perspektiven auf das Thüringer Kulturerbe.

Schloss Friedenstein in Gotha, Foto: STSG, Philipp Hort

Vom Drama zum Drehbuch

Natürlich darf beim Film auch ein bisschen Drama nicht Fehlen – Intrigen, Familienzwist und Liebeleien reichen da auch schonmal malerisch in Szene gesetzt bis unter die Decke hinauf. Während ein stattlicher Halbgott mit dem schmissigen Namen Herkules auf Schloss Bertholdsburg seit rund 400 Jahren die Keule zur Heldentat schwingt, zeigt sich Schloss Molsdorf von seiner verspielten Seite mit Flora und Engelchen, getreu dem Motto „Vive la joie“ („Es lebe die Freude“) des ehemaligen Hausherrn Graf von Gotter. Eine der epischsten Kussszenen wurde mit dem Friedenskuss wiederum auf Schloss Friedenstein in Gotha nicht nur mit der Kamera einfangen, sondern gleich in Stein gemeißelt.

Die Drehbücher für die Filmarbeiten im vergangenen Jahr wurden schon vor Jahrhunderten geschrieben – von Fürsten und Baumeistern. Zu ihrem Reigen gehörte auch Gottfried Heinrich Krohne, einer der Stars auf dem Walk of Fame des Rokoko in Thüringen. Er schrieb auf Schloss Heidecksburg, Schloss Molsdorf, den Dornburger Schlössern, der Orangerie in Gotha und Schloss Wilhelmsthal – um nur einige zu nennen – schwungvolle Schlossgeschichte mit. Ein Meister der Inszenierung war wiederum mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meinigen auf der Veste Heldburg und Schloss und Park Altenstein am Werk. Er ließ nicht nur Architektur, wie die märchenhafte Silhouette der Veste Heldburg, sondern auch Alltägliches wie die Gartenpflege mit kostümierten Gärtnerinnen und Gärtnern im Altensteiner Schlosspark in Szene setzen. Und schon Georgs Großvater wusste die Natur ins richtige Licht zu setzen. Er legte den Schlosspark Altenstein an und nutzte vorhandene Felsformationen, um auf ihnen kleine Architekturen und überraschende Anblicke innerhalb der Gartenbilder zu kreieren.

Veste Heldburg, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Naturtalente und Urgesteine

Über Jahrhunderte sind die zahlreichen Naturtalente immer weiter in ihre Rollen gewachsen. Sie sind nicht nur Nebendarsteller, sondern verstehen es, sowohl mit blumigem als auch hölzernem Charme ihr Publikum zu überzeugen. Nur die Mähne noch schnell mit Rasentraktor, Heckenschere und mithilfe von Leitern gestutzt, ging es auch schon vor die Kamera.

An ihrer Seite glänzen zeitlose Diven, Stimmungsschwankungen inbegriffen, wenn auch bewusst gewollt, nicht nur beim Wandeln durch die Dornburger Schlösser und Gärten mit ihren unterschiedlichen Stilen und Formen. Mit ebensolcher Perfektion wartet das Sommerpalais in Greiz auf. Das Sommerschloss nach französischer Manier verbindet vom monochromen Gartensaal mit edler Bauzier bis zum kunstvoll gestalteten umliegenden Blumengarten innen und außen aufs Feinste.

Dornburger Schlösser und Gärten,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Und auch die Urgesteine wie die Burgruinen verstehen sich darauf, das Publikum zu locken. Scheinbar idyllisch drapiert, aber dennoch authentisch haben sie die Zeit überdauert und an Stolz und Imposanz dabei nie eingebüßt. Wie reife Diven halten auch sie für heutige Generationen einen reichen handwerklichen Erfahrungsschatz bereit – vom frühen Zangenloch an der Klosterkirchenruine bis zur gewieften Holzkonstruktion im massiven Schlossturm.
 

Making-of

Für die Schlösser, Burgen, Klöster und Parks in Thüringen sollen die neuen Imagefilme der STSG begeistern und zum Besuch einladen. Sie sind im Projekt SchlösserWelt Digital&Original entstanden, gefördert von Bund und Land.

Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten lädt zur schillernden Reise durch die Thüringer Schlösserwelt auf den virtuellen roten Teppich mit unseren Filmgrößen ein.

Anke Pennekamp

Pavillonsanierung im Schlosspark Molsdorf

Kleinod mit Pferdestärke

BaugeschehenDenkmalpflegeGartenkulturKulturgeschichteSonderinvestitionsprogramm I
Ein idyllischer Gartenschatz mit pragmatischem Hintergrund geht in diesem Jahr im Schlosspark Molsdorf in die Kur.

Der Pavillon am Hang oberhalb des Schlosses wurde 1828 über einer älteren Kelleranlage errichtet. Die Parkarchitektur diente als Unterstand und sollte die noch nutzbaren Keller – darunter ein bis heute gut erhaltener Eiskeller – vor Regen schützen. Zur damaligen Zeit befanden sich Schloss und Park im Besitz der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha. Nicht nur aufgrund der aktuellen Gartenmode, sondern auch um Pflegekosten zu sparen, war der Schlossgarten nahe Erfurt kurz zuvor endgültig zum Landschaftspark überformt worden. Der Pavillon, idyllisch gelegen am Schlossteich, sollte ebenfalls der sparsamen Maxime entsprechend nicht zu pompös ausfallen. Es entstand ein luftiger dreischiffiger Bau mit offenen Tür- und Fensteröffnungen, die Sichtachsen in den Park boten.

Pavillon im Schlosspark Molsdorf im Juni 2024, Foto: STSG, Philipp Hort

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu ersten Reparaturen am Pavillon. Ende des 19. Jahrhunderts wurde noch einmal umfassender saniert. Das Fachwerk wurde mit Tuffstein ausgemauert und der Bau im Inneren verputzt. Anfang des 20. Jahrhunderts kam für den Pavillon dann eine ganz neue Nutzungsidee auf. Die damalige Schlossherrin Gräfin Maria Neidhardt von Gneisenau wollte das Sommerhaus als Automobilgarage nutzen. Mit der Planung für den Umbau beauftragte die Gräfin die erste deutsche freiberufliche Architektin Emilie Winkelmann. Winkelmann leitete zur damaligen Zeit ein Büro in Berlin mit 14 Angestellten. Gneisenau war Schriftstellerin und in Berlin aufgewachsen. Beide waren Mitglieder im Lyceum-Club Berlin, ein Frauenverband, der unter anderem Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen unterstützt und vernetzt. Winkelmann war für den Club auch als Architektin tätig und mit der Planung des Umbaus von Gneisenaus Berliner Elternhaus beauftragt.

Während sich das Äußere des Pavillons nicht veränderte, sollte im Inneren Platz für die Garage, ein Chauffeurzimmer und Geräteräume geschaffen werden. Vermutlich um 1930, wie die Bauforscher annehmen, wurden dafür der Boden im zentralen Raum angehoben, eine Treppe zur Überbrückung der Höhenunterschiede zum Vestibül eingebaut und auch der Türdurchgang vergrößert. An der Westfassade legte man zwei Tore an. Im Umfeld wurde durch Aufschüttungen eine Anfahrt geschaffen.

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde der Pavillon dann als Café eröffnet. Auch hier war wieder eine Architektin am Werk. Käthe Menzel-Jordan rettete in den Nachkriegsjahrzehnten als beauftragte Architektin Schloss Molsdorf vor dem Verfall und sorgte für die sorgfältige Restaurierung. Auch der Ausbau des Pavillons als Café geht auf ihr Wirken zurück.

Seit 1990 ungenutzt, wird der Pavillon mit PS-starker Nutzungsgeschichte jetzt im von Bund und Land finanzierten Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten saniert. Witterung und Feuchtigkeit haben über die Jahrzehnte am Kleinod gezehrt. Bei der Sanierung spielen auch Energie-Effizienz und die denkmalgerechte Anwendung erneuerbarer Energien eine wichtige Rolle.

Ende 2024 begannen die Bauarbeiten im Umfeld des Pavillons an der barocken Treppenanlage. Sie stammt noch aus dem frühen 18. Jahrhundert und war wichtiger Verbindungsweg zwischen Schloss und Kirche. Durch Unterspülungen stark geschädigt, ist sie seit einigen Jahren gesperrt. Ab Sommer 2025 soll auch am Pavillon selbst intensiv gebaut werden. Die Bausubstanz ist marode, das Dach notgesichert. Mit der Sanierung kann nicht nur das Kulturdenkmal mit gartenkünstlerischer Wirkung gerettet werden, es gehen auch neue Nutzungsperspektiven für den Parkpavillon damit einher. Zukünftig kann man in diesem dann wieder gesellig zusammenkommen.

Anke Pennekamp

Antik gewandete Kunst im Schloss Wilhelmsthal

„Den die nackenden paßen selten gut in einen Saal“

AllgemeinDenkmalpflegeKulturgeschichte
Der Kopf ist leicht gesenkt, das lange Gewand fällt in sanften Falten bis zu den Füßen hinab. Das Haar ist am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen. Die unter dem Gewand verborgenen Hände sind erwartungsvoll vor die Brust gehoben. In ihnen ruht eine Vase. In weißem Gips steht die junge Frau auf einem kleinen Sockel – sie stellt eine Vestalin aus dem antiken Rom da und hat jetzt dank einer großzügigen Spende an ihren alten Platz in den Telemannsaal von Schloss Wilhelmsthal zurückgefunden.

Um 1800 wurde der große Festsaal der Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach umgestaltet. Der später nach dem Komponisten Georg Philipp Telemann benannte Saal war bereits rund 80 Jahre zuvor entstanden, in einem eigens errichteten Saalbau direkt am großen Parksee am westlichen Ende des Schlossensembles.

Schloss und Park Wilhelmsthal bei Eisenach,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Festsaal im neuen Gewand

Bei der Umgestaltung wurden Wände, Säulen und Nischen des Festsaals auf ovalem Grundriss mit Stucco lustro in weiß, „giallo antico“ (gelb) und „porphyr“ (rot) ausgestattet. Die Stuckdecke mit Rosette aus dem 18. Jahrhundert blieb erhalten. Die Baufortschritte in der Sommerresidenz wurden am Weimarer Hof natürlich im Auge behalten, Herzog Carl August reiste mehrmals nach Wilhelmsthal, um sich selbst ein Bild zu machen und traf als Bauherr selbst Entscheidungen zur Ausstattung. So entschied er unter anderem, dass anstelle eines „Orchesters“ für Musiker in die östliche Wand ein Kamin in eine Nische eingefügt werden sollte. Bei der neuen Gliederung des Saals kam es dem Herzog vor allem auf die Symmetrie an.
 

Bei der Ausstattung wurde der Bildhauer Friedrich Eugen Döll einbezogen. Döll leitete damals die herzogliche Zeichenakademie in Gotha. Er orderte beispielsweise einen Kamin aus Crottendorfer Marmor zur Ausstattung des Festsaals. Für die Nische über dem Kamin bot der Künstler ein besonderes Stück an, eine Antikenkopie, die eine Vestalin zeigt. Das Gefäß in ihren Händen könne mit Blumen oder Früchten bestückt werden und ihre Bekleidung sei vorteilhaft, „den die nackenden paßen selten gut in einen Saal“, führte Döll in einem Schreiben aus.

Von Rom in den Thüringer Wald

Vestalinnen waren junge Priesterinnen, die in der Antike das Feuer in den Tempeln der Göttin Vesta – der Beschützerin der Familie und des Herdfeuers – bewachten. Sie waren der Keuschheit verpflichtet und avancierten im 18. Jahrhundert zum beliebten Motiv. 1769 schuf der französische Bildhauer Jean-Antoine Houdon eine Kopie einer antiken Vestalinnenstatue aus den Kapitolinischen Museen für Herzog Ernst II. von Sachen-Gotha-Altenburg. Diese diente Döll als Vorlage, der mehrere Exemplare schuf. Für 17 Reichstaler wurde eine der Statuen um 1800 für den Festsaal von Schloss Wilhelmsthal angekauft.

Kaminnische mit Vestalin im Telemannsaal Ende April 2025,
Foto: STSG, Gydha Metzner

Vestalin für den Telemannsaal

Der Verbleib der Wilhelmsthaler Vestalin ist heute unbekannt. Eine großzügige Spende des Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. ermöglichte jetzt die Rückkehr eines Gipsabgusses in den frisch sanierten Telemannsaal. Der Abguss wurde in einer Kunstformerei nahe Dresden gefertigt, die unter anderem auf besondere Abformtechniken spezialisiert ist.

Ende April machte sich die Vestalin aus der Werkstatt von Hans Effenberg auf den Weg in die Sommerresidenz Wilhelmsthal nahe Eisenach, Foto: STSG, Gydha Metzner

Wenn auch zeitweise dann doch noch ein „nackender“ mit Apoll in die Kaminnische im Telemannsaal Einzug hielt, hat jetzt wieder die gewandete Wächterin den zuletzt leeren Platz über der Feuerstelle in der Sommerresidenz zurückgewonnen. Ihrer Aufgabe als Kulturwächterin konnte die Vestalin gleich am ersten Tag nach dem Einzug nachkommen, als die ersten Wilhelmsthaler Schlossfestspiele unter ihrem wachen Blick begannen.

Anke Pennekamp

Mehr zum Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. gibt es hier.

Frühlingserwachen im Gartendenkmal

Da blüht den Schlossparks was

AllgemeinDenkmalpflegeGartenkultur
Während rund 9.000 Blumen jetzt wieder die Schmuckbeete im Schlosspark Altenstein zieren, gab es in den letzten Monaten ein besonderes buntes Treiben im Kamelienhaus in Gotha zu bestaunen. Orangenbäumchen und Sukkulenten hingegen warten noch auf die Eisheiligen, bis es wieder ins Parterre hinausgeht. In Gotha drückt derweil der Greizer Lindennachwuchs die Schulbank.

Der Frühling klopft an die Tore der Thüringer Schlossparks. Zeit für ein buntes Spektakel, heißt das auch für die Parkteams der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die historische Landschaftsparks, Schloss- und Terrassengärten pflegen und ab Ende März für den Beginn der Gartensaison herausputzen. Vorbereitung ist dabei alles, denn auch im Winter ruhen Parkverwalter, Gartenmeister und Gärtnerinnen und Gärtner nicht. In den Orangerien werden in den Kalt- und Warmhäusern die empfindlichen fürstlichen Zitruspflanzensammlungen gepflegt und der blühende Nachwuchs großgezogen. Auch Verkehrssicherheit, Grünflächen- und Wegepflege sind ganzjährig ein Thema – und den Baumbestand auf bis zu 160 Hektar Parkfläche im Auge zu behalten sowieso.

Kamelienblüte in der Herzoglichen Orangerie Gotha,
Foto: STSG, Jens Scheffler

Buntes Treiben in der Herzoglichen Orangerie Gotha

In Gotha beginnt das bunte Farbenspiel bereits ab Dezember. Dann setzt die Kamelienblüte im neuen Kamelienhaus hinter dem Treibhaus ein. Mitte März kann eine Fülle aus weißen, rosafarbenen und roten Blüten bewundert werden. Seit dem 18. Jahrhundert erfreute sich die Kamelie zunehmender Beliebtheit an den europäischen Höfen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Kamelienmode. Das Sammeln und Züchten einer großen Sortenvielfalt wurde zum Aushängeschild anspruchsvoller Gärten. Auch die Herzöge von Sachsen-Gotha hatten eine Vorliebe für die kälteempfindlichen ostasiatischen Teestrauchgewächse. In der Herzoglichen Orangerie gab es laut Inventar aus dem Jahr 1871 einen eindrucksvollen Bestand von 670 Kamelien.

Während sich im Kamelienhaus die Blütezeit schon dem Ende neigte, zog Anfang April im Gothaer Orangeriegarten die Frühjahrsbepflanzung ein. Das Gärtnerteam pflanzte über 8.000 Frühjahrsblumen in die Beete, vor allem Tausendschönchen, Vergissmeinnicht, Primeln und Stiefmütterchen. Schon im Herbst waren 6.000 Zwiebeln von Tulpen, Narzissen und Hyazinthen gesteckt worden, damit rechtzeitig zu Ostern ein bunter frühlingshafter Blütenflor die Gartensaison im barocken Gartendenkmal einläutet. Nach den Eisheiligen im Mai geht es schon an die Sommerbepflanzung. Auch die Kübelpflanzen, darunter Lorbeer- und Orangenbäumchen, werden aus dem Winterquartier geholt und stehen dann wieder draußen Spalier.

Frühjahrbepflanzung in der Herzoglichen Orangerie Gotha, Foto: STSG, Jens Scheffler

Frühjahrsblüten und Sommerblätter

Auch im Schlosspark Altenstein steht bereits die Frühjahrsbepflanzung wieder in den Schmuckbeeten am Schloss und am Hofmarschallamt. Bis Pfingsten schmücken die farbenprächtigen Stiefmütterchen, Hornveilchen und Gänseblümchen den Innenpark, darunter auch das berühmte Teppichbeet. Dann folgt die Sommerbepflanzung. Anders als im Frühjahr zeichnet die Sommerbepflanzung im Altensteiner Schlosspark der Verzicht auf Blütenpflanzen aus. Dafür treten tausende Blattgewächse allein im Teppichbeet neben dem Schloss ins Rampenlicht. Über den Sommer wachsen Echeverien, Iresinen, Alternantheren und Kleinia repens zu einem dichten Blätterteppich zusammen. Die kunstvollen Muster wechseln jährlich, allein die unterschiedlichen Blattfarben und -formen bilden dabei den bunten Flor.

Die Teppichbeetgärtnerei wurde schon unter Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen Ende des 19. Jahrhundert im Schlosspark Altenstein betrieben. Dank eigener Zierpflanzengärtnerin lebt diese besondere Handwerkskunst seit über 20 Jahren im Gartendenkmal auf dem Altenstein wieder auf. Und auch für die Sommerbepflanzung beginnt die Planung bereits im Vorjahr, die Motive orientieren sich an den historischen Mustern, die noch heute durch Fotografien aus dem 19. Jahrhundert für den Altenstein dokumentiert sind. Im Büro wird zunächst das Muster auf dem Reißbrett skizziert, die Pflanzenauswahl getroffen und der Bedarf berechnet.

Gleich drei Schlösser auf einem Fleck finden sich in Dornburg. In der ersten Hälfte des 19.  Jahrhunderts unter Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach zu einem Ensemble zusammengefasst, verbinden die Schlossgärten die Schlösser ganz unterschiedlicher Stile miteinander. Auch in den Dornburger Schlossgärten ist bereits die Frühjahrsbepflanzung eingekehrt, hier schmücken rund 3.800 Pflanzen darunter Vergissmeinnicht, Tausendschön sowie weiße und schwarze Veilchen jetzt wieder die Schmuckbeete. Hinzu kommen 1.200 Blumenzwiebeln, die das Gartenteam bereits im Dezember gesteckt hat.

Frühjahrsbepflanzung in den Dornburger Schlossgärten,
Foto: STSG, Fanny Rödenbeck

Lindennachwuchs mit Zukunftsperspektive

Noch eine Weile in der Baumschule umsorgt, werden hingegen in Gotha Greizer Linden-Setzlinge. Gehegt und gepflegt, sollen sie ab Ende des Jahres in der Seufzerallee im Fürstlich Greizer Park in große Fußstapfen treten und dabei 30 Lücken in der historischen Allee am großen Parksee schließen. Ein besonderes Projekt im Rahmen der vom Bund geförderten Revitalisierung des rund acht Hektar großen Parksees. Auch die historischen Schlossgärten und Landschaftsparks in Thüringen leiden stark unter den Folgen des Klimawandels, die Baumverluste sind dreimal so hoch wie noch vor einigen Jahren. Die langen Trockenperioden und der ausbleibende Niederschlag zehren an den teils über 200 Jahre alten Bäumen. Trockenschäden wie Astausbrüche oder der Verlust ganzer Baumgruppen gehören zu den Folgen. Verstärkt müssen Baumkontrollen durchgeführt werden. Kosten und Pflegeaufwand für die Verkehrssicherung in den Gartendenkmälern haben sich mehr als verdoppelt.

Linden-Setzlinge in der Baumschule in Gotha, Foto: Baumschule Pomona

Die Greizer Linden wurden aus genetischem Material der Seufzerallee gezogen. Dazu wurden Reiser der Altbäume auf Lindensämlinge veredelt. Die historischen Parkbilder leben von authentischen Pflanzenkombinationen, die so erhalten werden können. Ende des Jahres werden die jungen Pflanzen in der Allee ausgepflanzt. Von klein auf am Standort großgezogen, können sich Jungpflanzen dem Park und den veränderten Klimabedingungen besser anpassen. Das Modellprojekt mit Verwendung von Genmaterial vom gleichen Standort ist eines von zahlreichen Vorhaben, mit denen sich die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten an einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Deutschen Schlösserverwaltungen auf der Suche nach Strategien zur Anpassung historischer Gärten an den Klimawandel beteiligt. Mehr zum Forschungsprojekt und den Lösungsansätzen gibt es hier.

Neue Dauerausstellung für Kloster St. Wigbert in Göllingen

Geschichte am laufenden Band

BaugeschehenDenkmalpflegeKulturgeschichteVermittlung
Im Kloster Göllingen geht es 2025 ans Eingemachte. Eine neue Dauerausstellung und ein neues Besucherzentrum sind im Entstehen und sollen im August 2025 eröffnen. In der neuen Ausstellung „Zwischen Kloster und Konserve“ geht es um Geschichte und Geschichten, bürgerschaftliches Engagement und neue Blickwinkel auf ein besonderes Denkmal mit ungewöhnlicher Umnutzungsgeschichte.

Vom Ort der Einkehr zum regionalen Zentrum wirtschaftlicher Betriebsamkeit – viele Klosteranlagen in Thüringen haben nach der Reformation diesen Wandel durchlaufen. Eine der ältesten von ihnen, mit Ursprüngen im 10. Jahrhundert, wurde sogar bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wirtschaftlich genutzt. Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters St. Wigbert im nordthüringischen Dorf Göllingen stehen noch heute die Gebäude einer Konservenfabrik, die bis vor wenigen Jahrzehnten zu den wichtigsten Arbeitgebern vor Ort zählte. Inmitten des 500jährigen Trubels rund um Getreide, Obst und Gemüse hat sich ein architekturhistorisches Juwel erhalten – der Westturm der romanischen Klosterkirche.

Kloster Göllingen, 2023, Foto: STSG, Ralf Nicolai

Göllingen lag um das Jahr 1000 in der Kernlandschaft des ottonischen Königtums. Der älteste Teil der Anlage geht auf einen kleinen Kirchenbau aus dem 11. Jahrhundert zurück. Kräftig gebaut wurde dann im 12. Jahrhundert. Es entstand eine große Saalkirche mit zwei Querhäusern und zwei Chören, einer Apsis im Osten und einem monumentalen Westturm. Überdauert haben von diesem Kirchenbau nur die Abschlüsse. Während sich die Apsis ein wenig in einem später hinzugefügten Wirtschaftsbau versteckt, blieb der Westturm erstaunlich unbehelligt stehen. Zu seinen Besonderheiten zählen die hohe Qualität in der ornamentalen und architektonischen Ausführung und vor allem seine Krypta.

Im 13. Jahrhundert vollendete man die Bauarbeiten am Westturm. Sein Mauerwerk ist sehr sorgfältig gearbeitet und durch die unterschiedliche Farbigkeit der Steine kontrastreich gestaltet. Halbsäulen und Ecklisenen, die in gleichmäßige Rundbogenfriese übergehen, gliedern die Wandfelder. Im Untergeschoss des Turms befindet sich die Krypta. Sie zählt mit der skulpturalen Finesse ihrer Bauplastik zu den schönsten romanischen Raumschöpfungen Thüringens.

Turm der ehemaligen Klosterkirche, Foto: STSG, Tino Trautmann

Bis ins 16. Jahrhundert hatte das Kloster Bestand, fiel aber während der Bauernkriege Plünderungen zum Opfer und wurde außerdem in Teilen zerstört. Zur endgültigen Säkularisierung kam es erst 1606 unter den Landgrafen von Hessen-Kassel. Seitdem diente das Kloster als Domäne der wirtschaftlichen Prosperität weltlicher Herrschaft und wurde nach 1918 als Staatsdomäne des Landes Thüringen weiterbetrieben. Ab den 1930ern wurden in den Domänengebäuden eine Konservenfabrik eingerichtet, was zu einer weiteren Überformung der gesamten Anlage beitrug.

Als Teil der Domäne geriet die architekturhistorische Bedeutung des Westturms in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrhundert, wurde das bedeutende Kleinod romanischer Baukunst wiederentdeckt. Allerdings verhinderte die landwirtschaftliche Nutzung eine umfängliche Restaurierung. Nicht zuletzt wurde durch die Konservenfabrik auch der Turm stark in Mitleidenschaft gezogen und sogar als Lagerfläche verwendet. Zu dessen Rettung, Schutz und Instandhaltung gründete sich deshalb 1978 eine Interessengesellschaft Denkmalpflege. Die Mitglieder bemühten sich um eine denkmalgerechte Nutzung und touristische Erschließung. Verstetigt wurden diese Bestrebungen durch die Gründung der Gesellschaft der Freunde der Klosterruine St. Wigbert Göllingen e.V. am Anfang der 1990er Jahre und die Übertragung der Anlage an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten 1995. Bis heute betreut und belebt der Verein das ehemalige Klostergelände an der Seite der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG).

Dank des Engagements und der Unterstützung vieler Ehrenamtlicher konnten in den 1980er Jahren der Turm mit Chorpodium und Krypta sowie Mauerreste der Ostapsis vor dem Verfall gerettet werden. Das Ausmaß der ehemals großen und bedeutenden Klosterkirche ist seit 2007 durch Gabionenmauern sichtbar gemacht. In den 1990er Jahren als störend empfunden, sind die Gebäude der Konservenfabrik mit ihren Betonschalendächern inzwischen selbst zu kulturgeschichtlichen Zeugnissen geworden – sie erzählen von der jüngeren Geschichte der Klosteranlage.

Die neue multimediale Ausstellung für Kloster Göllingen soll im August 2025 zusammen mit einem neuen Besucherzentrum eröffnen, das in einem Pavillonneubau am Zugang zur Klosteranlage entsteht.

Ermöglicht wird das neue Vermittlungsprojekt für Kloster Göllingen durch das von Land und Bund geförderte Vermittlungs- und Digitalisierungsprogramm SchlösserWelt Digital & Original der STSG. Bis zur Eröffnung im August geht es für alle Projektbeteiligten jetzt nochmal ans Eingemachte.

Iris Palzer

Turmhaubensanierung auf der Burg Weißensee

Goldiger Abschluss

BaugeschehenDenkmalpflegeKulturgeschichteSonderinvestitionsprogramm I
Es ist ein kalter aber sonniger Tag Anfang März 2025. Im Hof herrscht reges Treiben. Es geht um Millionen, Goldmünzen, eine große goldene Kugel, generationenübergreifende Baugeschichte und auch Nina Hagen ist mit von der Partie. Aber die eigentliche Musik spielt 20 Meter über dem Burghof und das nicht nur heute, sondern schon seit rund einem Jahr.

Erst wird gerollt, dann gelötet – vor den Augen der Anwesenden, die lange auf diesen Moment gewartet haben, werden zwei prall gefüllte Kupferhülsen verschlossen. Auf ihnen ist sogar das Datum eingraviert. In die eine Hülse kehren die Millionen in den bereits auf einer Bank stehenden Turmknopf der Burghaube zurück. Gut in Luftpolsterfolie eingewickelt ist er frisch restauriert und gerade aus der Werkstatt zurück. Er wartet geduldig, während die neuen und alten Dokumente, die heute als Zeitzeugnisse in den Knopf für die nächsten Generationen zurückkehren, vorsichtig zusammengerollt und eingelegt werden. Vor rund acht Monaten war der Turmknopf im Rahmen der Sanierung der Turmhaube des Palas abgenommen worden. In einer Hülse in seinem Inneren tauchten Dokumente von 1868 bis 1982 auf, darunter Inflationsmillionen, Chroniken, Prospekte und auch eine Silbermedaille, geprägt anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Weißensee 1962. Während der Turmknopf restauriert wurde, wurden die Dokumente gesichtet und digitalisiert.

Auf der weinroten Samtdecke im Burghof liegen an diesem Tag auch ein paar neue Zeitzeugnisse bereit, darunter eine Zeitung, die an diesem Tag das Konterfei von Nina Hagen ziert. Auch eine fortgeschriebene Chronik darf nicht fehlen, hinzu kommen noch ein Schnitt der Haubenkonstruktion und zwei Fotos aus der Sanierungszeit. Und auch ein Schreiben der Stadt Weißensee, das der Bürgermeister höchstpersönlich mitgebracht hat, wird mit eingelegt. Burg und Stadtgeschichte sind untrennbar miteinander verbunden. Viele sind gekommen, um den Sanierungserfolg zu feiern, die Turmhaubensanierung ist ein wichtiger Schritt zum Erhalt der Anlage, die vielen am Herzen liegt. Eine besondere Überraschung haben die Münzfreunde Weißensee in Petto. Sie haben einen Satz Goldmünzen dabei, darunter eine Sonderprägung mit der neuen Turmhaube.

Gut gefüllt und fest verlötet, werden die Dokumentenhülsen wieder in den Turmknopf eingelegt. Dann kehrt der Knopf an den höchsten Punkt der Burg zurück und nimmt seinen Platz auf dem Kaiserstiel wieder ein. Dafür war das Schutzdach über dem rund 30 Meter hohen Baugerüst am Palasturm rückgebaut worden.

Rund ein Jahr lang wurde die Turmhaube saniert. Dabei war das Ziel, so viel Substanz wie möglich von der historischen Holzkonstruktion zu erhalten, die noch aus dem 16. Jahrhundert stammt. Nur schadhafte Teile wurden ausgetauscht. Dabei kamen auch historische Handwerkstechniken zum Einsatz. Nach der Sanierung des Dachstuhls folgte die Neueindeckung. Bei Wind und Wetter arbeiteten sich die Dachdecker dabei an dem 200 Quadratmeter großen geschwungenen Dach von unten nach oben vor und verarbeiteten dabei rund acht Tonnen Schiefer. Gearbeitet wurde nach dem Prinzip der Altdeutschen Deckung.

Zum Abschluss der Sanierung wurde die Haube neu gedeckt,
Foto: STSG, Tino Trautmann

Mit der Haubensanierung ist ein lang ersehntes Ziel erreicht. Der Turmschaft ist bereits seit einigen Jahren saniert, für die Haubensanierung reichten damals die finanziellen Mittel allerdings nicht mehr. Eine Noteindeckung aus Dachpappe und Planen schützte seither die historische Haubenkonstruktion und den Schaft vor eindringender Feuchtigkeit. Das von Bund und Land finanzierte Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten machte die Sanierung der Haube nun möglich. Rund eine Millionen Euro kostete das Baugeschehen in luftiger Höhe.

Blick in den historischen Dachstuhl der Turmhaube während der Sanierung, Foto: STSG, Thomas Müller

Mit dem Aufsetzen des Turmknopfs samt Wetterfahne ist die Haubensanierung nun abgeschlossen und die Freude groß. Aber die Bauarbeiten im SIP I auf der Burg Weißensee gehen noch weiter. Im Inneren des Palasturms wird noch eine Treppe bis direkt unter die Haube ergänzt, die Vorbereitungen dafür haben im letzten Jahr begonnen. In einem weiteren SIP-I-Projekt wird in der Burganlage ein rund 50 Meter langer Abschnitt der Ringmauer saniert. Dabei entsteht an der Stelle einer historischen Maueröffnung zudem ein zweiter Fluchtweg für die Burganlage. Auch dafür laufen die Bauarbeiten bereits seit letztem Jahr.

Hoch über der Burg dreht sich jetzt wieder die Wetterfahne im Wind. Regen und Witterung können Haube und Turm nun vorerst nichts mehr anhaben.

Anke Pennekamp