Der See im Fürstlich Greizer Park wird entschlammt

30.000 Kubikmeter Parkgeschichte

DenkmalpflegeGartenkultur
Ein kleines Amphibienfahrzeug mit klappbarem Verdeck zieht in diesem Jahr langsam auf dem See im Fürstlich Greizer Park seine Kreise. Was aus der Ferne aussieht wie ein etwas zu groß geratenes Tretboot, erfüllt hier mit viel Ausdauer eine wichtige und von langer Hand geplante Aufgabe.

Der acht Hektar große Parksee wird entschlammt, und das vermutlich zum ersten Mal seit seiner Neugestaltung vor 150 Jahren. In dieser Zeit hat der See ungefähr die Hälfte seiner ursprünglichen Tiefe eingebüßt. Er hat dadurch an Qualität als wichtiger Teil des Gartendenkmals und als Lebensraum verloren und konnte nicht mehr sein kühlendes Potential in der warmen Jahreszeit entfalten. Um das zu ändern, bekommt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) 3 Millionen Euro Förderung vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung aus dem Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ und legt selbst noch einmal 300.000 Euro drauf.

Amphibienfahrzeug am Parksee, Foto: STSG, Helmut Wiegel

So elegant das Amphibienfahrzeug auf dem See wirkt, so eindrucksvoll ist die dahinterstehende Technik am Ufer. Die kleine Schwimmplattform bewegt eine Art Saugrüssel über den Seeboden. Der Schlamm wird damit schichtenweise aufgenommen und per Schlauch ans Ufer befördert. Dort wartet auf einer zur Schonung der Wiesen eigens angelegten Baufläche eine imposante Aufbereitungsanlage. In mehreren Stufen wird dem Schlamm möglichst viel Wasser entzogen, denn für den Abtransport zur Deponie zählt jede Tonne Gewicht. Immerhin rechnet die STSG mit insgesamt 1.000 LKW-Fuhren für 30.000 Kubikmeter Schlamm.

Aufbereitungsanlage am Seeufer

Das Absaugen ist der erste von mehreren Arbeitsschritten. Nach der Saison 2024 wird der See abgelassen, die letzten Entschlammungsschritte werden getan. Außerdem sollen 2025 Teile der Ufer befestigt werden – Steinpackungen sollen den zum Teil ausgespülten Ufern wieder Stabilität verleihen.

„Künstlich angelegte stehende Gewässer müssen eigentlich alle 20 bis 30 Jahre entschlammt werden, um ihre Funktion als Biotope zu erhalten“, erläutert Dietger Hagner, Gartenreferent der STSG. „Laub, Staub, Unrat und eingespülte Sedimente lagern sich im Lauf der Zeit am Boden ab und beeinträchtigen die Wasserqualität. Durch die geringer werdende Wassertiefe heizt sich der See dann schneller auf, was sich negativ auf Flora und Fauna auswirkt.“

Der See ist ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, und er nimmt auch deren Hinterlassenschaften auf. Sie verrotten und setzen sich als Schlamm am Boden ab. Wasservolumen und Wassertiefe im See werden geringer, der Nährstoffgehalt steigt, und ebenso die Wassertemperatur. Der See kann dann Umwelteinflüsse und Temperaturschwankungen weniger gut abfedern und die Gefahr des sogenannten Umkippens steigt. Die Probleme hatten sich in den vergangenen Jahren mit den Auswirkungen des Klimawandels verschärft.

See im Fürstlich Greizer Park

„Der künstlich angelegte Greizer Parksee kombiniert diese ökologische Funktion mit seiner Wirkung als zentrales Element des Gartenkunstwerks“, sagt Gartenreferent Hagner. „Mit der Entschlammung sichern wir nicht zuletzt ein Alleinstellungsmerkmal des Fürstlich Greizer Parks – die außergewöhnliche Artenvielfalt.“ Und die hat der Park ganz wesentlich den Gartenkünstlern früherer Jahrhunderte zu verdanken – allen voran Eduard Petzold und Rudolph Reinecken. Beide haben wesentliche Anteile an der bis heute erhaltenen Gestalt von Park und See. Auslöser war aber kein Naturideal, sondern die Eisenbahn. 1873 wurde sie durchs Elstertal gebaut, und Fürst Heinrich XXII. Reuß Älterer Linie handelte eine hohe Entschädigungssumme dafür aus, dass der Bahndamm direkt am Rand des Parks gebaut werden durfte. Mit den Einnahmen konnte er den Park auf die gut 40 Hektar große Auenfläche ausdehnen und den gefragten Gartenkünstler Eduard Petzold für Entwürfe bezahlen. Für die Ausführung engagierte er dessen Schüler Rudolph Reinecken, der eigene Akzente setzte und schließlich 50 Jahre blieb.

Bei der Neugestaltung des Parks stand die Idee einer besonders variantenreichen Natur mit entsprechender Vielfalt von Laubfarben, Kronenformen und Blüten Pate. Fast automatisch brachte das auch eine vielfältige Fauna mit sich. 200 Vogelarten und unzählige seltene Insekten haben hier ihr Zuhause. Einen wichtigen Anteil an der gelungenen Symbiose von Kunstwerk und Lebensraum hat der Parksee, dem beide Gartenkünstler besondere Aufmerksamkeit widmeten. Schon lange vorher hatte er als Nutzgewässer existiert, aber erst mit der naturnahen Formung seiner Uferlinien konnte er seine Wirkung entfalten – und mit der Bepflanzung seines Umfeld, die nach den Entschlammungsarbeiten als letzter Schritt des Großprojekts gartendenkmalpflegerisch komplettiert werden soll.

Franz Nagel

Textilien im Audienzgemach der Herzogin auf Schloss Friedenstein

Warme Farben gegen die Kälte

AllgemeinDenkmalpflegeKulturgeschichte
Im Audienzgemach der Herzogin mitten in der Enfilade der Repräsentationsräume im Nordflügel von Schloss Friedenstein hängt ein Porträt, das die Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig (1716 - 1801) vermutlich im hohen Alter zeigt: Die alte Dame sitzt sehr adrett auf einem hellgelben geschwungenen Sofa, den Oberkörper und den Kopf leicht gedreht, die Augen mit wachem Blick auf den Betrachter gerichtet. Sie trägt ein blaues Atlaskleid und einen eleganten Spitzenumhang mit großer Schleife, ein Spitzenschal ist mehrfach um ihren Hals gewunden. Die Hände stecken in einem dicken schwarzen Pelzmuff, der auf ihrem Schoß liegt – es war kalt damals im 18. Jahrhundert in den Räumen von Schloss Friedenstein. Die alte Dame hatte sich jedoch auf die Kälte eingestellt: Unter dem zarten Spitzenumhang trägt sie wollene Wäsche, wie der Maler deutlich am Handgelenk zeigt, wo sich die Wolle des Ärmels leicht in Falten zusammenschiebt.

Pelzmuff und Wolle – Philippine Charlotte wusste mit den winterlichen Temperaturen im Schloss umzugehen. Ob sie tatsächlich jemals in diesem Raum auf einem Sofa gesessen hat, wissen wir nicht, aber das Bild spricht Bände, ein Schloss war in dieser Hinsicht wie das andere – kalt war es überall. In den rund 80 Quadratmeter großen Raum fällt von Norden her durch drei hohe Fenster das Licht herein. Sonnenschein gab es hier nur ab dem späten Frühling am Abend, im Sommer auch in den Nachmittagsstunden. Einzige Wärmequelle des großen Raumes war der Kaminofen in der Südwestecke, der 1765 an diese Stelle gesetzt wurde, hinterfangen von wandhoch verlegten holländischen Fliesen, die als Brandschutz dienten und zugleich die Wärme reflektieren sollten. Der Ofen konnte in dieser Position praktischerweise zusammen mit drei weiteren Kaminen in den Nachbarräumen von einem angrenzenden Raum aus befeuert werden.

Unbekannter Maler: Porträt der Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig, Schloss Friedenstein Gotha,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Im Vergleich zum 17. Jahrhundert waren wärmetechnisch bereits Fortschritte erzielt worden, waren doch erst Anfang des 18. Jahrhunderts die großen Portaltüren eingesetzt worden, die die Räume des Nordflügels vor der Zugluft aus der Herzogstreppe schützten. Dagegen waren die Mauern der Innenwände nach wie vor problematisch: Man versuchte, sie gegen die Kälte mit Täfelungen und großen Gobelins an den Wänden zu dämmen, die neben einer praktischen Funktion auch eine ästhetische und anschauliche hatten. So hingen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fünf „Stück feine Brabantische von Seide und Garn gewirkte und mit Gold reich erhöhte Tapeten, unterschiedliche Ovidianische und dergleichen Historien vorstellend, am Rande oder Einfaßung mit allerhand Blumenwerck gezieret“ an den Wänden – also großformatige Gobelins, die die herabfallende Kälte an den Wänden mildern sollten.

Der prächtige Eindruck der Räume – die Gobelins fanden sich auch in den angrenzenden Räumen – wurde im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts durch farbenfrohe und auffallende Gardinen an den Fenstern ergänzt, die sich in mehrere Schichten und Partien aufteilten. Unter den Fenstern wurde jeweils ein „Stück gedruckte Leder“ und ein „Stück grüner geschnittener Sammet in orange Farben Atlas-Grunde, mit grün und orange-farben seidenen Campanen [Spitzen] besetzt“ als Kältebremse angebracht. Die Vorhänge selbst bestanden aus grünem „Cron Rasch“, einem holländischen Stoff aus Wolle und Seide, der leicht glänzend wirkte. Als Untergardinen dienten weiße „leinwandene lange Vorhänge“. Alle Vorhänge waren mit farblich passenden Zugschnüren aus Zwirn ausgestattet. Die grün-orangene Stoffkombination wurde ebenfalls für die Sitzmöbel genutzt, auch hier zeigte der aufwendig geschorene Samt auf orangenem Grund grüne Ornamente – ein farbenfroher Anblick in dem im Winter eher düster wirkenden Raum.

Schloss Friedenstein Gotha, Audienzgemach der Herzogin,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Räume der Herzogin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg im Nordflügel modernisiert, so auch das Audienzgemach. Die Gobelins wurden entfernt und die getäfelten Wände neu gefasst, wobei der dunkle Grundton eines holzfarbenen Brauns beibehalten wurde, jedoch mit „Goldblättern verziert, die auch auf der Lambris, auf den Türen und an der Decke wiederzufinden sind“, wie Herzogin Luise Dorothea in einem Brief aus dem Jahr 1751 festhielt. Der überaus reich intarsierte Fußboden wurde 1762 erneuert und vermutlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem großformatigen Teppich überdeckt. Kürzlich aufgefundene aquarellierte Ansichten der beiden östlichen benachbarten Räume aus der Zeit um 1840 zeigen großflächige, von Wand zu Wand verlegte Teppiche, die wohl zumindest die Fußkälte der Räume milderten.

Der Farbton Grün, der bereits im frühen 18. Jahrhundert den Raum charakterisierte, wurde auch bei der Neugestaltung 1751 für die Gardinen beibehalten: Herzogin Dorothea beschrieb sie als „grüne Damastvorhänge mit Goldborte“, der Stoff wurde ebenfalls als Bezug für die Möbel verwendet. Auch die „Fensterschirme“, schrieb die Herzogin, wiesen den gleichen Stoff auf, ein Hinweis auf die einheitliche und harmonische Farbgestaltung des Raumes und zugleich auch wiederum auf eine praktische Vorrichtung zum Schutz vor Kälte an den hohen Fenstern.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Farbgestaltung mit Grün-Gold fortgeführt. So zeigt eine Aufnahme von 1936 den Raum mit Vorhängen und Schabracken. Teile dieser grün-goldenen Garnitur wurden kürzlich im Museumsdepot der Friedenstein-Stiftung Gotha wiedergefunden und könnten als Vorbild für eine neue textile Ausstattung dienen.

Irene Haberland

Diese und mehr Geschichten jetzt auch in der neuen Ausgabe des STSG-Magazins SchlösserWelt Thüringen

Sanierungsplanung für die Säulensäle wird vorbereitet

Unter dem Parkett

BaugeschehenDenkmalpflegeSonderinvestitionsprogramm I
Architektinnen und Architekten, Restauratoren, Statikerinnen und Haustechnikplaner stehen zwischen den Säulen im Erdgeschoss des Südflügels von Schloss Heidecksburg in Rudolstadt. Die Spezialisten unterschiedlicher Fachgebiete sind zur Planungsberatung zusammengekommen. Im Sonderinvestitionsprogramm I bereiten sie gerade die Sanierung der Säulensäle vor.

Am Boden ist ein kleiner Teil des Parketts geöffnet, die darunter liegenden Balken liegen frei. Im Nebenraum liegt ein Teil der Wandvertäfelungen auf dem Fußboden, die eine Woche zuvor noch den Raum schmückten. Was schon nach Baustelle aussieht, gehört zu den Vorbereitungen für die ab Ende 2025 anstehenden Bauarbeiten – umfangreiche Voruntersuchungen. Wie bei allen großen Sanierungsprojekten will das Sanierungskonzept gut vorbereitet sein, deshalb gibt es wie üblich auch sieben Planungsphasen, bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen können. Zunächst wird der Bestand genau unter die Lupe genommen und vermessen. Risse und Schäden werden dokumentiert und analysiert. Dabei wird auch das Gesamtgefüge in den Blick genommen. Das Planungsteam kommt regelmäßig zusammen, berät zu Schäden und Bestand und wertet die Untersuchungsergebnisse aus. So werden die Grundlagen für die weiteren Planungen geschaffen.

Teil der Untersuchungen sind auch Sondierungen – kleine Bauteilöffnungen. In den Säulensälen haben die Restauratoren bereits einen Teil der Wandverkleidungen abgenommen und auch am Boden die kleinen Öffnungen geschaffen. Versteckte Schäden am Holz der Balken und der Zustand konstruktiver Verbindungen sowie der Wandbereiche unter den schmuckvollen Vertäfelungen kommen so ans Tageslicht. Sie erlauben dem Planungsteam Einblicke in den Zustand sonst verborgener Bereiche der Säle, die für das Sanierungskonzept entscheidend sind. Auch Veränderungen an der Jahrhunderte alten Bausubstanz, durch Umbauten oder frühere Reparaturen werden erkenntlich.

Denn die Säulensäle haben eine eher ungewöhnliche Nutzungsgeschichte hinter sich. Wo heute das Planungsteam steht und früher mal die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt festliche Empfänge abhielten, standen zuvor Pferde zwischen den Säulen. Bevor der Marstall an der Nordseite des Schlosshofs errichtet wurde, dienten die späteren Säulensäle als Pferdestall. Nach dem Umzug der edlen Rösser in den Marstall wurden sie am Anfang des 19. Jahrhunderts zu Festräumen umgebaut und neu ausgestattet. Die typischen Folgen der Stallnutzung, etwa Salz in den Wänden, erinnern aber immer noch an die vorangegangene Nutzungsphase.

Nach der Sanierung der Säle ist die Nutzung durch das Thüringer Staatsarchiv Rudolstadt vorgesehen. Dessen Archivalien unter anderem auch von der Geschichte der Säulensäle erzählen.

Anke Pennekamp

Runder Geburtstag für die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

30 Jahre Bewahren, Erschließen, Vermitteln

AllgemeinBaugeschehenDenkmalpflegeGartenkulturSonderinvestitionsprogramm IVermittlung
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist jetzt 30 Jahre alt. „Wir feiern mit dem, was wir am liebsten tun und am besten können: Wir stecken all unsere Energie in das Thüringer Kulturerbe.“ – Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Vor rund 30 Jahren trat ein Gesetz in Kraft, mit dem das Land Thüringen eine Stiftung des öffentlichen Rechts ins Leben rief. Deren Zweck sollte sein, die kulturhistorisch bedeutsamen Liegenschaften in ihrem Bestand – insbesondere in Bezug auf ihre historische, kunsthistorische, denkmalpflegerische und landschaftsprägende Bedeutung – zu verwalten. Sie baulich zu betreuen, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen oder einer ihrer Bedeutung gerecht werdenden Nutzung zuzuführen. Mit dem Gesetzesakt war die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) errichtet. Die Wahl für den Stiftungssitz fiel auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt. In einem Winkel im Erdgeschoss des Südflügels nahm die Stiftung 1994 zunächst mit einer kleinen Handvoll Mitarbeitern ihren Dienst auf.

Heute gehören 31 Kulturdenkmäler vom Residenzschloss bis zum 160 Hektar großen Landschaftspark zum Bestand der STSG. Rund 120 Mitarbeiter hält das Bewahren, Erschließen und Vermitteln gemäß Stiftungszweck derzeit auf Trab. Neben der Hauptverwaltung in Rudolstadt sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Liegenschaften in ganz Thüringen verteilt. In den Schloss- und Parkverwaltungen sind sie erste Ansprechpartner für alle Fragen und Belange vor Ort, halten die Schloss- und Parkanlagen mit ihren Teams in Schuss und haben ein wachsames Auge auf das wertvolle Kulturgut, das der STSG anvertraut ist.

In der Hauptverwaltung der STSG in Rudolstadt werden die großen Sanierungs- und Vermittlungsprojekte geplant und koordiniert. Und auch die Fäden für den Betrieb der Anlagen laufen hier zusammen, denn die Schlösser und Burgen in Thüringen sind voller Leben. Museen, Archive, Musikschulen und mehr – meist als eigenständige Institutionen in kommunaler Hand – beleben und erfüllen die Anlagen. Wenn Jahrhunderte alte Geschichte genutzt, betrieben und vermietet wird, fällt auch der eine oder andere bürokratische Akt an. Gerade wenn es um über 30 Orte mit insgesamt weit mehr als tausend Räumen geht.

Mehr als 170 Millionen Euro hat die STSG in 30 Jahren in den Erhalt ihrer Liegenschaften bereits investiert. Hunderte Quadratmeter Stützmauern wurden gesichert, Tausende Quadratmeter Dachfläche saniert und viele Meilensteine erreicht. So sind das Alte Schloss in Dornburg, das Sommerpalais samt Küchenhaus und Rotunde in Greiz, das Jagdschloss in Paulinzella, das Reit- und das Schallhaus von Schloss Heidecksburg, das Torhaus von Schloss Schwarzburg und der Marstall und das Achteckhaus von Schloss Sondershausen vollständig saniert. Und auch der Französische Bau und der Heidenbau auf der Veste Heldburg, der Südflügel von Burg Ranis, die Westflügelfassaden von Schloss Sondershausen und die Dächer am Nord-, West- und Ostflügel von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden sind bereits saniert. Durch aufwendige Sicherungen wird weiter stetig am Erhalt der wortwörtlich steinalten Geschichte gearbeitet – den Burgruinen. Das Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg ist nach über 80 Jahren in ersten Bereichen wieder zugänglich und auch die Fassaden der Peterskirche in Erfurt sind restauriert. Heute ist in den alten Kirchenmauern die multimediale Ausstellung „Paradiesgärten – Gartenparadiese“ zu sehen.  

Auch in den historischen Garten- und Parkanlagen der STSG hat sich vieles getan. Um nur einige Beispiele zu nennen: Im Fürstlich Greizer Park wurden der Blumengarten und Pleasureground wiederhergestellt, wie auch zahlreiche charakteristische Parkszenerie im Schlosspark Altenstein. Der 160 Hektar große Landschaftspark auf dem Altenstein gehört zu den großen Pflegeerfolgen. Im Schlosspark Wilhelmsthal wurden die Parkstrukturen freigelegt, der Staudamm saniert und die Blumeninsel restauriert. 

Und die nächsten großen Sanierungsprojekte sind schon angelaufen. Dank Bund und Land ist es der STSG möglich, 200 Millionen Euro im Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) in dringend notwendige Erhaltungsmaßnahmen in ihren Liegenschaften zu investieren. Um den Erhalt geht es auch bei der Sanierung von Schloss Friedenstein in Gotha, die im Rahmen einer 110-Millionen-Euro-Förderung von Bund und Land läuft (50 Millionen Euro werden aus dem SIP I dafür zur Verfügung gestellt). Seit 2004 wurden bereits rund 30 Millionen Euro in Thüringens größtes Barockschloss durch die STSG investiert.

Mit seiner einmaligen Residenzenlandschaft hat sich Thüringen auch auf den Weg zum UNESCO-Welterbe gemacht. Mit dem ersten Anlauf auf die deutsche Kandidatenliste hat es nicht geklappt. In einem eigens bei der STSG eingerichteten Kompetenzzentrum wird das Vorhaben aber weiter vorangetrieben.

Wenn 30 Jahre aus Sicht von Schlössern und Burgen auch nur ein Wimpernschlag sind, ist es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der STSG doch eine Freude Teil dieser Geschichte zu sein.

Anke Pennekamp

Das Logo der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Zinnen und Zacken kurz erlärt:

Turmuhr auf Schloss Heidecksburg wieder komplett

Wer hat an der Uhr gedreht?

BaugeschehenDenkmalpflege
Ja, es ist wirklich schon so spät. Die Uhr im Schlossturm von Schloss Heidecksburg ist frisch aufgezogen und läuft nun wieder rund. Knapp drei Monate standen die Zeiger über Rudolstadt still.

Nicht nur die Zahnräder der historischen Uhr haben wieder ihren Dienst aufgenommen, auch ihre Klangschalen sind in die Laterne des Turms zurückgekehrt. Ende November 2023 waren die beiden Schalen aus Bronze, die zusammen über 200 Kilogramm wiegen, ausgebaut worden. Die Aufhängungen waren verrostet und auch an den Holzjochen, an denen die Schalen befestigt sind, mussten Reparaturen durchgeführt werden. In der Werkstatt wurden die Bronzeschalen in die Kur genommen und konnten nun bei Sonnenschein in den Schlossturm des ehemaligen Residenzschlosses zurückkehren.

Wieder im alten Rythmus

Der Schlossturm samt Haube wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Damals war das Schloss Residenz der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, die Gottfried Heinrich Krohne an ihren Hof holten. Krohne entwarf unter anderem die Turmhaube und konstruierte eine gewiefte hölzerne Innenkonstruktion für den Turm, die die Lasten von Haube und Turmhelm trägt.

G. H. Krohne, Schnitt durch den Schlossturm von Schloss Heidecksburg, 1743, Foto: Bildarchiv Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt

Im Inneren des barocken Turms hat das Pendel der historischen Turmuhr nun wieder in seinen Rhythmus gefunden. Höhentauglichkeit, Handwerkstradition und Fingerspitzengefühl haben alles wieder in den richtigen Takt gebracht.

Anke Pennekamp

Jägerhaus von Schloss Sondershausen wird saniert

Neue Töne für das Jägerhaus

BaugeschehenDenkmalpflegeSonderinvestitionsprogramm I
Jagdgehilfen, Büchsenspänner, Hundewärter, dann der Hofgärtner und der Parkportier – sie alle bewohnten zu verschiedenen Zeiten mal das Jägerhaus von Schloss Sondershausen. Die Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen hätte es vermutlich gefreut, dass das Gebäude zukünftig der Förderung einer ihrer weiteren Leidenschaften neben der Jagd und Gartenkunst dient – der Musik.

Das von Bund und Land geförderte Sonderinvestitionsprogramm I der STSG eröffnet neue Perspektiven für das baufällige historische Gebäude. Zukünftig sollen hier Beherbergungs- und Probenräume für die Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen ihren Platz finden, die an ihre Kapazitätsgrenzen geraten ist.

Raum für Musikalisches

Bereits vor ein paar Jahren war die Idee der Nutzung des Jägerhauses durch die Thüringer Landesmusikakademie entstanden. Durch das SIP I stehen nun die notwendigen Mittel für die Sanierung durch die STSG bereit. Neue Gästezimmer, Aufenthaltsbereiche, Proberäume und im Nebengebäude sogar ein kleiner Kammermusiksaal, das soll im Jägerhaus entstehen. Viel Platz für die musikalische Arbeit, Tagungen, künstlerische Begegnungen und Aufführungen der Landesmusikakademie, der dringend gebraucht wird.

Blick ins Jägerhaus,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

Das Jägerhaus am westlichen Zugang zur Schlossanlage hat bereits über 200 Jahre auf dem Buckel. Intensive Nutzung, Umbauten und eingedrungene Feuchtigkeit haben zu starken Schäden an der Bausubstanz geführt. Ein besonderer Schwerpunkt bei der Gesamtsanierung wird auf das Dach und die Fachwerkkonstruktion des Denkmals gelegt.

Das Forschen lohnt sich

Der Start der ersten Baumaßnahmen ist für 2025 geplant. Derzeit laufen die Grundlagenermittlung und Vorplanung. Wichtige Planungsschritte, bevor es ans Bauen gehen kann. Dabei stehen erstmal viel Arbeit am Schreibtisch und regelmäßige Planungsberatungen vor Ort an. Grundlage bildet die historische Bausubstanz, die genau unter die Lupe genommen wird. Architekten, Bauforscher, Restauratoren, Statiker, Holzspezialisten und viele weitere Expertinnen und Experten des Planungsteams arbeiten dabei Hand in Hand. Es wird untersucht, analysiert, diskutiert und geplant. Schon die Sanierung eines Gebäudes benötigt viel Planung, eine Sanierung im Denkmalbestand in einer Jahrhunderte alten Schlossanlage umso mehr.

Sonderinvestitionsprogramm I

Das SIP I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat ein Volumen von 200 Millionen Euro, die Bund und Land jeweils zur Hälfte bereitstellen. Mit diesem Programm kann die STSG in den nächsten Jahren wesentliche Sanierungsschritte für viele ihrer Liegenschaften erreichen. Das SIP I ist in 23 Einzelprojekte in Kulturdenkmalen in ganz Thüringen aufgeteilt, die unabhängig voneinander vorangetrieben werden. Auf Schloss Sondershausen werden vier Einzelprojekte mit einem Gesamtvolumen von 20,7 Millionen Euro umgesetzt.

Anke Pennekamp

Bauarbeiten für neue Löschwasserzisterne auf Schloss Sondershausen gestartet

Baggern für den Ernstfall

BaugeschehenDenkmalpflegeSonderinvestitionsprogramm I
Zwischen fürstlichem Residenzschloss und ehemaligem Marstall rollen die Bagger an. Gezielt heben sie Gräben in den Rasenflächen aus. Ein so umfangreicher wie behutsam geplanter Eingriff steht bevor. Denn auf Schloss Sondershausen stehen erste Bauarbeiten in einem weiteren Einzelprojekt des Sonderinvestitionsprogramms I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten an.

Im Nachhinein wird von dem, was sich in den nächsten Monaten hier abspielen wird, nicht mehr viel zu sehen sein. Die Bauarbeiten greifen nämlich im wahrsten Sinne des Wortes tief. Eine unterirdische Löschwasserzisterne wird hier verbaut. Hunderte Tonnen Erde müssen dafür in Bewegung gesetzt werden.

Rettendes Wasserreservoir

200 Kubikmeter Löschwasser wird die neue Zisterne fassen. Im Ernstfall wird es dringend gebraucht. Lange wurde geplant, gegrübelt, abgewogen und auch mit der Feuerwehr beraten. Die vorhandenen Hydranten in der Schlossanlage erfüllen die erforderliche Durchflussmenge bei einem Löschangriff nicht komplett. Auch an die Nutzung natürlicher Wasserressourcen des Parks wurde gedacht – die Parkteiche. Als Löschwasserreservoir kommen sie allerdings nicht in Frage. Sie liegen zu weit entfernt und das Wasser müsste einen zu langen Weg samt Höhenunterschieden überwinden. Die zunehmende Trockenheit und Verschlammung der Teiche kommen noch oben drauf, in den Sommermonaten führen die Teiche nicht mehr genügend Wasser. Letztlich fiel die Entscheidung auf eine neue Zisterne am zentralen Standort zwischen Marstall und Schloss. Das 200 Millionen Sonderinvestitionsprogramm I von Bund und Land macht es möglich.

Schloss und Park Sondershausen,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Die Vorbereitungen laufen

Für die ersten notwendigen Vorarbeiten wird jetzt in der Schlossanlage gebaggert. Bevor es allerdings an den Einbau der Zisterne gehen kann, müssen erst noch Leitungen weichen. Die notwendigen Verlegungen im Bereich des Baufeldes übernehmen die Stadtwerke. Ist die Baugrube präpariert, kann dann später der Einbau des Wassertanks erfolgen. Noch vor Beginn der Schlossfestspiele im Frühsommer 2024 soll die neue Zisterne bereits im Boden verschwunden sein.

Sonderinvestitionsprogramm I

Durch das SIP I kann die STSG in den nächsten Jahren für viele ihrer Liegenschaften wesentliche Sanierungsschritte erreichen, mit denen auch Maßnahmen des Brandschutzes und der Objektsicherheit verbunden sind. Das SIP I ist in 23 Einzelprojekte in Kulturdenkmalen in ganz Thüringen aufgeteilt, die unabhängig voneinander vorangetrieben werden. Auf Schloss Sondershausen werden vier Einzelprojekte mit einem Gesamtvolumen von 20,7 Millionen Euro umgesetzt.

Anke Pennekamp

Der Portikus von Schloss Altenstein

Begrüßung nach englischer Manier 

BaugeschehenDenkmalpflegeKulturgeschichte
Eine kleine steinerne Eingangshalle, Portikus genannt, markiert seit 130 Jahren den Hauptzugang zur Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen in Bad Liebenstein. Beim Umbau eines barocken Vorgängerbaus zum Sommerschloss im Stil des Historismus war der Haupteingang von der Mitte an das nördliche Ende der Ostfassade gerückt und mit der kleinen Halle versehen worden.

Inspiration für die Gestaltung des Portikus fanden der Bauherr Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, der auch selbst gerne die Entwurfsfeder schwang, und sein Hofbaumeister Albert Neumeister in England. Das Zweiergespann orientierte sich bei der Gestaltung der kleinen Halle an den Arkaden von Holland House, einem Londoner Herrenhaus, das Georg II. bei einer Englandreise 1888 auch selbst in Augenschein nahm. Dabei sah er ganz genau hin, wie ein herzoglicher Brief an Neumeister belegt. Er ist gespickt mit Tipps zur möglichst originalgetreuen Gestaltung der Beschlagwerkornamente an den Arkadenpfeilern für den Altensteiner Portikus.

Mit Liebe zum Detail

Wie die Arkaden von Holland House wurde auch der Altensteiner Portikus als Altan gestaltet. Das als Austritt angelegte Dach des Portikus ist vom Festsaal im ersten Obergeschoss aus begehbar und ermöglicht den Ausblick in den umliegenden Park. Auch die kleine Halle des Portikus wurde durch mittig angeordnete Arkaden geöffnet und bietet bis heute Ausblicke auf die südlich liegende Schlossterrasse und den Park in Richtung Teufelsbrücke. Die unverputzten Schlossfassaden waren ehemals üppig begrünt, ebenso wie der Portikus. Das Schloss und der umliegende Park sollten eine Einheit bilden.

Pfeiler und Teile der Wandflächen des Portikus werden von Beschlagwerkornamenten geziert. Der Boden der Halle war mit zur damaligen Zeit beliebten Ornamentbodenfliesen ausgelegt, die von der Firma Villeroy & Boch hergestellt wurden und ein Sternmuster wiederholten. Zudem war angedacht, die Decke des Portikus zu bemalen, wenn auch solche Malereien heute restauratorisch nicht mehr nachweisbar sind. Da die Decke schon damals undicht und durchfeuchtet war, wurden die Malereien möglicherweise nie ausgeführt.

Blick vom Schloss durch den Portikus vor der Instandsetzung,
Foto: STSG, Maria Porske

Instandsetzung

Durch den Portikus gelangten der Herzog und seine Gäste in das Vestibül im Schlossinneren. Das Vestibül, der Eingangsraum im Schloss, wurde ehemals vom Portikus durch eine vierteilige Tür mit Bleiverglasung und Oberlicht getrennt.

Während das Innere von Schloss Altenstein bei einem Brand 1982 fast vollständig zerstört wurde, blieb die äußere Schlossgestalt erhalten. Die Fassaden des Schlosses hat die STSG bereits saniert, die Innensanierung soll im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der STSG in den nächsten Jahren abgeschlossen werden. Das Schloss ist deshalb derzeit nicht zugänglich.

Wichtiger Teil der Fassadenrestaurierung war auch der Portikus. Das war mit besonderen statischen Herausforderungen verbunden. Durch Setzungen im Baugrund hatten sich vermutlich schon kurz nach der Errichtung des Portikus Risse und Verschiebungen gebildet. Zudem war das flache begehbare Dach der kleinen Halle undicht, was dem kleinen Baukunstwerk nicht guttat.

Während der Instandsetzung des Portikus 2020, Foto: STSG, Nancy Hampel

Im Rahmen der Instandsetzung wurden die Schäden behoben, damit der Portikus nach der Innensanierung des Schlosses ab 2026 den Besuchern der ehemaligen herzoglichen Sommerresidenz auf dem Altenstein wieder einen würdigen Empfang bieten kann.

Anke Pennekamp

Turmhaube auf Schloss Schwarzburg soll wiederhergestellt werden

Leuchtturm im Wald

BaugeschehenDenkmalpflege
Bewaldete Berge soweit das Auge reicht, mittendrin ein Schloss. Zwischen dem changierenden Grün leuchten die Schlossgebäude hell im Sonnenschein. Im Zentrum ein großes Hauptgebäude, drumherum weitere kleinere Bauten. Den höchsten Punkt markiert ein Turm, der das dunkle Dach des Hauptgebäudes überragt.

Die Schlossansicht von einem erhöht liegenden Wanderweg wurde um 1910 von Wilhelm Tübbecke auf Leinwand gemalt. Zu sehen ist das ins beschauliche Schwarzatal eingebettete Schloss Schwarzburg, Stammsitz der Grafen und späteren Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt. Mit dem Aufstieg in den Reichsfürstenstand wurde das Schloss um 1710 außen und innen den gestiegenen Ansprüchen entsprechend ausgebaut. Dazu gehörte auch eine Schlosskirche mit eigener Begräbnisstätte für das Adelsgeschlecht, die die Altehrwürdigkeit der Dynastie mit mittelalterlichen Wurzeln unterstrich. Einen ganzen Flügel nahm die Schlosskirche ein, zu der auch ein Schlosskirchturm gehörte. Dessen Turmhaube überragt in Tübbeckes Gemälde das Hauptgebäude.

Wilhelm Tübbecke, Schloss Schwarzburg, um 1910, Fotoarchiv Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt
Schloss Schwarzburg, 2021, Foto: STSG, Tino Trautmann

Turmhaube mit Fernwirkung

Das Kunstwerk zeigt die große Fernwirkung der Haube, die die Schlosssilhouette einst mitprägte. Bis 1980 blieb sie erhalten – keine Selbstverständlichkeit, da in den 1940er Jahren unter den Nationalsozialisten begonnen wurde, das Barockschloss zum Reichsgästehaus umzubauen. Als 1942 die umfangreichen Umbaumaßnahmen gestoppt wurden, waren bereits ganze Schlossflügel abgetragen, darunter auch der Kirchflügel. Erhalten blieb von der Schlosskirche allein der ehemalige Kirchturm samt Haube. Das war schon beim Abriss mit besonderem Aufwand verbunden, da der Turm in die Fassade des Kirchflügels eingebunden war. Durch Aufmauerungen musste der Turm deshalb sofort stabilisiert werden.

Besondere Symbolkraft

In der Silvesternacht 1980 auf 1981 zerstörte ein Feuer die Turmhaube. Als Hoffnungsschimmer war die Turmhaube bis zu ihrem Verlust ein besonderes Symbol für das Fortbestehen des Schlosses und soll es wieder werden. Die Rückgewinnung der Turmhaube hat der Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e. V. deshalb ins Zentrum seiner Vereinsarbeit gestellt. Nach der Sicherung des Turms im Zuge der Teilsanierung des Hauptgebäudes übergab der Verein 2021 eine großzügige Spende über 100.000 Euro an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für den Einstieg in das Vorhaben. Seit der gemeinsamen Präsentation der Planung 2022 sammelt der Förderverein Spenden für die Realisierung des Projekts, das einen höheren sechsstelligen Betrag erfordert.

Das historische Erscheinungsbild der Turmhaube in Form einer Welschen Haube soll samt Turmaufsatz und Laterne wiederhergestellt werden. Das Original ist verloren, aber historische Quellen wie Bilder, Fotos und Pläne aus den 1940er Jahren, die den Zustand vor Beginn der Umbaumaßnahmen zeigen, gaben für die Planungen Aufschluss über Form und Proportion der verlorenen Haube. Die 15 Meter hohe Turmhaube, die aus einzelnen Holzsegmenten zusammengesetzt werden soll, soll zukünftig wieder den Schlosskirchturm bekrönen, wie auch Tübbecke ihn sah.

Anke Pennekamp

Entdeckerrucksäcke als Kinderangebot

Von Drachen und Geistereulen

GartenkulturKulturgeschichteVermittlung
Im Schlosspark Altenstein, wo prachtvolle Beete und Bäume zwischen malerischen Felsen eingebettet liegen, wird der kleine Drache Bruno lebendig. Er breitet seine Schwingen aus und schaut vom Dach des Hofmarschallamts hinab. Dort steht Emily mit ihrem Entdeckerrucksack, den sie im Besucherzentrum nebenan ausgeliehen hat. Er bittet sie um Hilfe bei der Suche nach seiner Schwester, die er alleine im weitläufigen Park nicht finden kann. Für die nächsten ein bis zwei Stunden wird Emily dem Drachen Bruno zur Seite stehen, dabei viel Spaß haben und einiges entdecken.

So kann man sich den Beginn einer Tour mit einem unserer Entdeckerrucksäcke vorstellen. Seit Juni 2023 können Kinder im Grundschulalter auf diese Weise den Altensteiner Schlosspark erleben, sei es mit der Familie oder der Schulklasse. Eine Entdeckerkarte voller lebendiger Illustrationen führt die kleinen Abenteurer über acht Stationen zu Highlights des Landschaftsparks, der in der Nähe Bad Liebensteins von den Herzögen von Sachsen-Meiningen angelegt wurde. Bruno informiert verständlich und unterhaltsam über den Park, seine Tiere, Pflanzen und historischen Persönlichkeiten. So erfährt man beispielsweise am Bonifatius-Felsen etwas über die geologische Geschichte der Felsformationen, die vor Jahrmillionen unter Wasser standen. Am selben Ort erfährt man gemeinsam mit Bruno auch vom Bau des Schlosses Anfang des 18. Jahrhunderts durch Herzog Anton Ulrich.

Anfassen, Entdecken und Erleben wird auf der gesamten Entdeckertour großgeschrieben. An jeder Station kommen dafür ein oder mehrere Gegenstände aus dem Rucksack zum Einsatz. Für jeden Geschmack ist hier etwas dabei, von Malen und Basteln bis hin zu Musik und Bewegungsspielen.

Kurz vor dem fulminanten Ende des Abenteuers wird es noch einmal besonders spannend: über die wackelige „Teufelsbrücke“ hüpfen mutige Entdeckerinnen mit einem Bein und in der dunklen Höhle darunter wird mit einem Daumenklavier Brunos Schwester gerufen.

Neue Gefilde

Es ist das erste Angebot dieser Art an den Liegenschaften der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). Deshalb waren wir von Anfang an gespannt auf die Reaktionen unserer Gäste und wurden nicht enttäuscht. Bruno kann sich seit Juni 2023 über zahlreiche fleißige und begeisterte Unterstützung freuen, soviel steht fest! Für Familien und Schulklassen (vor allem aus der Region) ist ein neues Highlight im Schlosspark Altenstein entstanden und wird auch in den kommenden Jahren für alle Interessierten zur Verfügung stehen.

Der Erfolg am Altenstein hat gezeigt, dass es schon bald weitere Entdeckerrucksäcke in den Denkmalen der STSG geben muss. Schon ab Ostern können sich unsere kleinen Gäste auf eine neue Tour durch das Kloster Paulinzella mit der Geistereule Pauline freuen. Im Sommer startet dann außerdem der Entdeckerrucksack an den Dornburger Schlössern. Die Drachen, Geistereulen und anderen fabelhaften Begleiter warten schon auf euch!

Schlosspark Altenstein in Bad Liebenstein, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Den Entdeckerrucksack für den Schlosspark Altenstein hat die STSG im Rahmen des von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Programms SchlösserWelt Digital&Original (SWDO) entwickelt.

Gordian Engel