Unter Anleitung der STSG-Restauratorin Gydha Metzner befreien an diesem Wochenende 26 Freiwillige die Säulenstümpfe, Basen, Postamente und Mauerfragmente der ehemaligen Klosterkirche Georgenthal unter dem vom Sommerwind bewegten Blätterdach alter Bäume von Moos und anderem Bewuchs.
Horst Jaeckel, ehemaliger Bürgermeister von Georgenthal, hatte sich mit tatkräftiger Initiative an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gewandt und viele Freiwillige zusammengetrommelt. Mit dabei waren Mitglieder des Partnerschaftsvereins Georgenthal-Confolens e.V., der Wählergemeinschaft Bürger für die Landgemeinde Georgenthal und des Georgenthaler Wandervereins, weitere Georgenthaler und Georgenthalerinnen sowie der Bürgermeister der Landgemeinde Georgenthal und der Ortschaftsbürgermeister von Georgenthal. Und auch Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofes unterstützten.
Reinigungsaktion unter restauratoischer Anleitung in der Klosterkirchenruine Georgenthal, Foto: STSG, Gydha MetznerKloster Georgenthal am Nordrand des Thüringer Waldes war einst ein reiches Zisterzienserkloster, dessen Mönche aus dem französischen Mutterkloster Morimond in den Thüringer Wald kamen. Als Familienkloster der Grafen von Käfernburg und Schwarzburg im 12. Jahrhundert durch Graf Sizzo III. gegründet, erlebte das Kloster im 14. und 16. Jahrhundert Blütezeiten mit wachsenden Besitzungen. Die Klosterkirche maß rund 20 mal 70 Meter und war einst eine imposante dreischiffige Basilika, die der Klosterkirche Paulinzella ähnelte. An die Abteikirche schloss südlich der Kreuzgang an. Auch ein Kalefaktorium (eine beheizbare Wärmestube), ein Refektorium (der Speisesaal), ein Abtshaus und ein Laienbrüderhaus gehörten zur Klosteranlage, die allesamt mit der Zeit jedoch verloren gingen.
Das markante Kornhaus mit einem Steinrosettenfenster geht vermutlich auf das ehemalige Spital zurück, das später zum Speicher umgebaut wurde.
Foto: STSG, Constantin BeyerIm Zuge der Bauernkriege 1525 wurde das Kloster geplündert und zerstört. Die Mönche flohen und das Kloster wurde säkularisiert. Die Klostergüter und umliegenden Dörfer wurden in ein Amt des Herzogtums Sachsen-Gotha überführt. Die Klosterkirche und Klostergebäude konnten einem Schicksal als Steinbruch nicht entgehen. Letztlich fast vergessen, schlummerten die Grundmauern und Säulenstümpfe der Klosterkirche im Boden verborgen, bis sie 1852 durch Zufall wiederentdeckt wurden. Im 19. Und 20. Jahrhundert legten Ausgrabungen die Fragmente der Klosterkirche frei.
Die Ruine übt bis heute einen großen Reiz aus. Das freundlich zupackende Engagement vieler Helfer ohne viel Aufhebens an einem schönen Sommertag im August zeigt eine tiefe Verbundenheit mit den geschichtsträchtigen Ruinen eines geheimnisvollen und bedeutenden Ortes.
Anke Pennekamp