Weichen musste die hölzerne Badausstattung, um den Blick auf die Baukonstruktion freizugeben. Hinter den Wänden und vor allem unter dem Boden vermuten die Fachleute Schäden durch Nässe. Denn auch wenn 1896 die modernste Technologie zum Einsatz kam, wird das kaum Auswirkungen von Wasser und Dampf auf Decken und Wände verhindert haben. Die Untersuchungen bereiten Sanierungsarbeiten im Westflügel vor, die im Rahmen des von Bund und Land finanzierten 110-Millionen-Euro-Budgets durchgeführt werden sollen.
Das Badezimmer wurde damals mit bemalten Holzvertäfelungen und im oberen Bereich mit einer Linkrusta-Tapete – einer auf Leinen basierenden Prägetapete – ausgekleidet. Vom Waschraum trennte man eine Duschkabine und ein WC ab. Über der Duschkabine gab es einen Wasserkasten, der für den nötigen Wasserdruck sorgte. Erhalten sind nicht nur die Trennwände und Wandvertäfelungen, sondern beispielsweise auch der große Zinkbleck-Duschkopf, die Wasserregler und das Duschbecken, eine flache hölzerne Wanne mit Bleiauskleidung. Die ursprünglich vorhandene Badewanne ging im 20. Jahrhundert verloren, als das historische Bad mit Kunststoffplatten und neuer Sanitärkeramik für die Nutzung durch das Museumspersonal modernisiert wurde.
Der Einbau des Badezimmers 1896 stand im Zusammenhang mit Umbauarbeiten, die vor allem dem Wohnkomfort und einer Modernisierung von ausgewählten Bereichen im Schloss dienten. Aus dieser Zeit stammt beispielsweise auch die Gestaltung der Herzogstreppe im Ostflügel, heute der Hauptzugang zum Schlossmuseum. Das erhaltene Bad ist das einzige erhaltene von mehreren damals eingebauten Räumen dieser Art im Westflügel.
Franz Nagel