In den Säulensälen von Schloss Heidecksburg ballt sich dieser Tage restauratorische Expertise, es werden Material, Technik, Oberflächenbeschaffenheit und Farbnuancierung diskutiert und Varianten erprobt. Musterachsen werden angelegt, die für die Planung der Restaurierungsmaßnahmen zur Konservierung der wertvollen Oberflächen wichtige Tests sind.
Bei der Ausstattung der neuen Wohn- und Festsäle im Erdgeschoss des Südflügels von Schloss Heidecksburg sparte die fürstliche Familie Anfang des 19. Jahrhunderts nicht an Stuckmarmor und Wandvertäfelungen, auch Tapete gehörte zum hohen Anspruch. Rund 200 Jahre später wollen Gips, Holz und Papier von fachkundiger Hand restauriert werden. In einer Fensterlaibung an der Südseite des östlichen Saals und an einigen weiteren Stellen werden dafür Musterflächen angelegt. Reinigungs- und Konservierungsvarianten werden daran erprobt.
Restaurator Marko Hersel bei einer Polierprobe mit einem feinen Polierpapier mit tausendfachem Körnungsgrad.
Foto: STSG, Franz NagelStuckmarmor besteht aus Gips, Pigmenten und Leimwasser. Die Marmorierung entsteht durch das vorsichtige Ineinanderkneten unterschiedlich eingefärbter Massen.
Foto: STSG, Thomas MüllerDie Wandverkleidungen in den Säulensälen von Schloss Heidecksburg imitieren Marmor mit Hilfe spezieller Gipsrezepturen. Die Marmorierung entsteht durch unterschiedliche Konsistenzen, wodurch sich beim Kneten der Masse Adern und Farbeinschlüsse ausbilden. Für den Stuckmarmor der Säulensäle wurde der Gips mit Alabaster aus dem nahe der Rudolstädter Residenz gelegenen Steinbruch bei Allendorf vermischt. Risse im Stuckmarmor können die Restauratoren durch Gips retuschieren, dabei kommt es allerdings unter anderem auf die richtige Farbnuancierung und auch Konsistenz des Materials an. Ein herausforderndes Unterfangen, das Geduld, Feingefühl und Tests bedarf.
Risse können die gereinigten historischen Oberflächen im Sonnenschein in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Retuschen können den historischen Glanz wieder ebnen.
Foto: STSG, Thomas MüllerAuch die Wandvertäfelungen, Lambris, im mittleren Säulensaal werden untersucht. Die Sonne hat sie auf der Südseite des Saals ausgeblichen, die Lackierung ist geschwunden. Auf der Nordseite ist der Schellack zu großen Teilen auf dem Holz noch intakt. Der Holzrestaurator erprobt auch für die Lambris verschiedene Restaurierungsvarianten.
Wo Fürst Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt mit seiner frisch Angetrauten, der Prinzessin Amalie Auguste von Anhalt-Dessau, seine neuen Räumlichkeiten bezog, standen zuvor die fürstlichen Pferde dicht an dicht. Die Räume im Erdgeschoss des Südflügels, die späteren Säulensäle, wurden bis zum Bau des Marstalls als Pferdestallungen genutzt. Die Säulenstellungen stammen noch aus dieser Zeit und markieren die ehemaligen Pferdestände. Die kunstvolle Ausstattung und Ausmalung mit Ornamenten und Stuckmarmor zog erst mit dem Umbau Anfang des 19. Jahrhunderts ein.
Foto: STSG, Thomas MüllerBei der Sanierung der drei Säle geht es vorranging um die Tragkonstruktion. Durch die statischen Schäden wurden aber auch die wertvollen Oberflächen in Mitleidenschaft gezogen. Zur Untersuchung, wie tief die Schäden reichen, waren schon im vergangenen Jahr Bauteilöffnungen vorgenommen worden. So können die Experten einen unerlässlichen Blick unter Wandschmuck und Parkett werfen. Auch die namensgebenden Säulen mit tragender Bedeutung wurden dabei vom Kapitell bis zum Postament bis unter die Schale untersucht. Im Planungsteam für die Sanierung arbeiten Architekten, Restauratoren, Statiker, Bauforscher und viele weitere Experten dabei Hand in Hand. In Zusammenhang mit der Stabilisierung werden auch die Oberflächen restauriert.
Bauteilöffnung zur Untersuchung der Gründung an einer Säule in den Säulensälen von Schloss Heidecksburg.
Foto: STSG, Anke PennekampMöglich macht die Sanierung der Säulensäle von Schloss Heidecksburg das von Bund und Land geförderte Sonderinvestitionsprogramm I. 2026 sollen die Bauarbeiten in den Sälen starten.
Anke Pennekamp