Vor rund 30 Jahren trat ein Gesetz in Kraft, mit dem das Land Thüringen eine Stiftung des öffentlichen Rechts ins Leben rief. Deren Zweck sollte sein, die kulturhistorisch bedeutsamen Liegenschaften in ihrem Bestand – insbesondere in Bezug auf ihre historische, kunsthistorische, denkmalpflegerische und landschaftsprägende Bedeutung – zu verwalten. Sie baulich zu betreuen, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen oder einer ihrer Bedeutung gerecht werdenden Nutzung zuzuführen. Mit dem Gesetzesakt war die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) errichtet. Die Wahl für den Stiftungssitz fiel auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt. In einem Winkel im Erdgeschoss des Südflügels nahm die Stiftung 1994 zunächst mit einer kleinen Handvoll Mitarbeitern ihren Dienst auf.
Heute gehören 31 Kulturdenkmäler vom Residenzschloss bis zum 160 Hektar großen Landschaftspark zum Bestand der STSG. Rund 120 Mitarbeiter hält das Bewahren, Erschließen und Vermitteln gemäß Stiftungszweck derzeit auf Trab. Neben der Hauptverwaltung in Rudolstadt sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Liegenschaften in ganz Thüringen verteilt. In den Schloss- und Parkverwaltungen sind sie erste Ansprechpartner für alle Fragen und Belange vor Ort, halten die Schloss- und Parkanlagen mit ihren Teams in Schuss und haben ein wachsames Auge auf das wertvolle Kulturgut, das der STSG anvertraut ist.
11 Schlösser, 13 Burgen, 6 Klöster, 11 historische Parkanlagen und ein Ackerbürgerhof mit kleinem Gartenidyll
Von Sondershausen bis Kloster Veßra, vom Altenstein bis Greiz, verteilt über ganz Thüringen gehören 31 historische Liegenschaften zur STSG. Darunter 4 Residenzschlösser, 7 Nebenresidenzen, 6 Burgruinen, 5 große Landschaftsparks, ein Renaissance- und ein Biedermeiergarten. Ein reicher Schatz von wehrhaften mittelalterlichen Burgenschönheiten über das größte Barockschloss Thüringens in Gotha, eine märchenhafte Burgensilhouette auf der Veste Heldburg, gräfliche Klostergründungen in Veßra und Georgenthal und ein Schloss mit Klosterkirchen-Ursprüngen in Mildenfurth bis zu steinernen Zeitzeugen der NS-Geschichte in Schwarzburg und Kranichfeld.
Ehrenamt
Unterstützt wird die STSG bei ihrer Arbeit auch von Fördervereinen, einige davon schon älter als die Stiftung selbst. In 17 Vereinen setzen sich hunderte von ehrenamtlich Engagierten für die Schlösser und Burgen in Thüringen ein, rufen Spendenprojekte ins Leben, organisieren Veranstaltungen oder haben sich schon zu DDR-Zeiten für den Erhalt der Kulturdenkmäler eingesetzt. Ein besonderer Schatz so wertvoll wie die Liegenschaften selbst.
In der Hauptverwaltung der STSG in Rudolstadt werden die großen Sanierungs- und Vermittlungsprojekte geplant und koordiniert. Und auch die Fäden für den Betrieb der Anlagen laufen hier zusammen, denn die Schlösser und Burgen in Thüringen sind voller Leben. Museen, Archive, Musikschulen und mehr – meist als eigenständige Institutionen in kommunaler Hand – beleben und erfüllen die Anlagen. Wenn Jahrhunderte alte Geschichte genutzt, betrieben und vermietet wird, fällt auch der eine oder andere bürokratische Akt an. Gerade wenn es um über 30 Orte mit insgesamt weit mehr als tausend Räumen geht.
Museen
Die Dornburger Schlösser, das Kirms-Krackow-Haus in Weimar oder auch Thüringens ehemals größter romanischer Sakralbau, die Peterskirche in Erfurt, werden von der STSG durch einen eigenen Museumsbetrieb und Ausstellungen betrieben. Zwei neue Dauerausstellungen entstehen gerade auch in Kloster Göllingen und auf dem Oberschloss in Kranichfeld. Andernorts füllen traditionsreiche Museen und Archive in kommunaler Trägerschaft, deren Sammlung oft schon zu fürstlichen und herzoglichen Zeiten aufgebaut wurden, die Liegenschaften mit Historie und Besuchern.
Mehr als 170 Millionen Euro hat die STSG in 30 Jahren in den Erhalt ihrer Liegenschaften bereits investiert. Hunderte Quadratmeter Stützmauern wurden gesichert, Tausende Quadratmeter Dachfläche saniert und viele Meilensteine erreicht. So sind das Alte Schloss in Dornburg, das Sommerpalais samt Küchenhaus und Rotunde in Greiz, das Jagdschloss in Paulinzella, das Reit- und das Schallhaus von Schloss Heidecksburg, das Torhaus von Schloss Schwarzburg und der Marstall und das Achteckhaus von Schloss Sondershausen vollständig saniert. Und auch der Französische Bau und der Heidenbau auf der Veste Heldburg, der Südflügel von Burg Ranis, die Westflügelfassaden von Schloss Sondershausen und die Dächer am Nord-, West- und Ostflügel von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden sind bereits saniert. Durch aufwendige Sicherungen wird weiter stetig am Erhalt der wortwörtlich steinalten Geschichte gearbeitet – den Burgruinen. Das Hauptgebäude von Schloss Schwarzburg ist nach über 80 Jahren in ersten Bereichen wieder zugänglich und auch die Fassaden der Peterskirche in Erfurt sind restauriert. Heute ist in den alten Kirchenmauern die multimediale Ausstellung „Paradiesgärten – Gartenparadiese“ zu sehen.
Auch in den historischen Garten- und Parkanlagen der STSG hat sich vieles getan. Um nur einige Beispiele zu nennen: Im Fürstlich Greizer Park wurden der Blumengarten und Pleasureground wiederhergestellt, wie auch zahlreiche charakteristische Parkszenerie im Schlosspark Altenstein. Der 160 Hektar große Landschaftspark auf dem Altenstein gehört zu den großen Pflegeerfolgen. Im Schlosspark Wilhelmsthal wurden die Parkstrukturen freigelegt, der Staudamm saniert und die Blumeninsel restauriert.
Und die nächsten großen Sanierungsprojekte sind schon angelaufen. Dank Bund und Land ist es der STSG möglich, 200 Millionen Euro im Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) in dringend notwendige Erhaltungsmaßnahmen in ihren Liegenschaften zu investieren. Um den Erhalt geht es auch bei der Sanierung von Schloss Friedenstein in Gotha, die im Rahmen einer 110-Millionen-Euro-Förderung von Bund und Land läuft (50 Millionen Euro werden aus dem SIP I dafür zur Verfügung gestellt). Seit 2004 wurden bereits rund 30 Millionen Euro in Thüringens größtes Barockschloss durch die STSG investiert.
Sonderinvestitionsprogramm I
200 Millionen Euro stellen Bund und Land im Sonderinvestitionsprogramm I zusammen zur Verfügung. Damit ist es der STSG möglich 23 Einzelprojekte in 13 Liegenschaften umzusetzen. Dabei geht es um Substanzerhalt von der Dach- bis zur Gesamtsanierung, Brandschutz, Objektsicherhalt, die Erschließung neuer und die Verbesserung bestehender Nutzungen und die Reduzierung von Barrieren.
SchlösserWelt Digital&Original
Neue Blickwinkel erschließen und Geschichte zeitgemäß erzählen – dazu hat die STSG im Rahmen des von der Bundesbeauftragen für Kultur und Medien und der Thüringer Staatskanzlei geförderten Digitalisierungs- und Vermittlungsprogramms SchlösserWelt Digital&Original die Möglichkeit. Mediaguides, zwei neue Dauerausstellungen in Kranichfeld und Göllingen, Entdeckerrucksäcke, Imagefilme, ein außerschulischer Lernort auf Schloss Schwarzburg und vieles mehr entstehen im Rahmen des Programms. Ein neues Besucherzentrum auf dem Altenstein, eine Rätselapp für den Terrassengarten von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden und ein Entdeckerrucksack für den Schlosspark Altenstein sind schon fertig.
Mit seiner einmaligen Residenzenlandschaft hat sich Thüringen auch auf den Weg zum UNESCO-Welterbe gemacht. Mit dem ersten Anlauf auf die deutsche Kandidatenliste hat es nicht geklappt. In einem eigens bei der STSG eingerichteten Kompetenzzentrum wird das Vorhaben aber weiter vorangetrieben.
Wenn 30 Jahre aus Sicht von Schlössern und Burgen auch nur ein Wimpernschlag sind, ist es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der STSG doch eine Freude Teil dieser Geschichte zu sein.
Anke Pennekamp
Das Logo der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Zinnen und Zacken kurz erlärt: