Ende des 17. Jahrhunderts aufgegeben, verfiel die Burg Ehrenstein über die Jahrhunderte zusehends zur geschichtsträchtigen Ruine. Erhalten blieben die Umfassungsmauern der Kernburg mit Wohnbau und Bergfried. Auch Teile der schützenden Zwingermauern und Schalentürme, die die Kernburg umgeben, haben die Zeit überdauert.
Rund ist das neue eckig – das war beim Bau der Burg Ehrenstein, aber auch bei der Errichtung der Zwillingsschwester, der Burg Liebenstein im Ilmkreis, für Bauherr Graf Günther XXI. von Schwarzburg wohl die Devise. Damit war er up to date, denn gerundete Bauformen waren im Burgenbau des 14. Jahrhunderts gerade Trend. Mit Graf Günther verbreitete sich die Mode auch in Thüringen. Wehrhaft und repräsentativ ließ auch er im 14. Jahrhundert seine auf die wichtigsten Funktionen reduzierten Burgen mit abgerundeten Ecken errichten. Kleinere Bruchsteine, teilweise aber auch eigens rund gehauene Werksteine verliehen den notwendigen Schwung.
Foto: STSG, Kurt FreinRuinensicherung im Sonderinvestitionsprogramm I
Wo einst Grafen wandelten, stehen jetzt Handwerker und Restauratoren mit Kelle und Mörtel auf dem Baugerüst bereit. Im Juni 2023 hat auf der Burgruine die Mauerwerkssanierung an der Kernburg begonnen. Neben kleineren Sicherungen über die Jahre, war 2011 bereits das Mauerwerk des Bergfrieds gesichert worden. Im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten können nun weitere 450 Quadratmeter des historischen Burgmauerwerks saniert werden, eine dringend notwendige Maßnahme, denn seit 2018 ist die Ruine wegen loser Mauerteile gesperrt.
Witterung und Feuchtigkeit haben stark an den wehrhaften Mauern gezehrt, es drohte Steinschlag. Im SIP I wurden in einer ersten Sanierungsetappe nun konservatorische Maßnahmen an Mauerkronen und im oberen Bereich der über drei Geschosse reichenden Mauern durchgeführt. Zunächst wurde das Natursteinmauerwerk von Hand und im Wirbelstrahlverfahren gereinigt und dann neu verfugt. Instabile Partien in beiden Bereichen mussten teilweise wieder aufgemauert werden. Abschließend wurden die Mauerkronen zum Schutz mit einer neuen Bleiabdeckung mit Steinauflage versehen. Auch an den Fensteröffnungen wurden statische Sicherungen durchgeführt. Der erste Bauabschnitt ist nun fertig, im Sommer 2024 geht es weiter. Bei der Sanierung geht die STSG in drei Jahresabschnitten vor, bis 2025 wird das Mauerwerk von oben nach unten durchsaniert.
Pralle Sonne, sausender Wind und Regen – auf dem Baugerüst inmitten der Landschaft, Wind und Wetter schonungslos ausgesetzt wird die Mauerwerkssanierung für Handwerker und Restauratoren zur besonderen Herausforderung.
Foto: STSG, Philipp HortDer Naturschutz spielt bei der Ruinensicherung eine große Rolle
Als Ruine ist die ehemalige Burg in besonderer Weise zum Teil der umliegenden Landschaft geworden. Schutz und Brutmöglichkeiten bietet sie heute Vögeln und anderen Tieren, die um und an den historischen Mauern leben. Die Baumaßnahmen werden deshalb eng mit der Naturschutzbehörde abgestimmt und sind auf einen begrenzten Zeitraum beschränkt. Noch in diesem Jahr wird deshalb auch das Baugerüst wieder abgebaut und erst im nächsten Sommer wiedererrichtet, wenn es auf der Baustelle weitergeht.
Bis zum Ende der Ruinensicherung bleibt die Burgruine aus Sicherheitsgründen für Besucherinnen und Besucher noch gesperrt. Auch wehrhafte Mauern müssen mal in die Kur, runde Ecken und schroffe Kanten bleiben dabei natürlich erhalten.
Anke Pennekamp