Am Boden ist ein kleiner Teil des Parketts geöffnet, die darunter liegenden Balken liegen frei. Im Nebenraum liegt ein Teil der Wandvertäfelungen auf dem Fußboden, die eine Woche zuvor noch den Raum schmückten. Was schon nach Baustelle aussieht, gehört zu den Vorbereitungen für die ab Ende 2025 anstehenden Bauarbeiten – umfangreiche Voruntersuchungen. Wie bei allen großen Sanierungsprojekten will das Sanierungskonzept gut vorbereitet sein, deshalb gibt es wie üblich auch sieben Planungsphasen, bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen können. Zunächst wird der Bestand genau unter die Lupe genommen und vermessen. Risse und Schäden werden dokumentiert und analysiert. Dabei wird auch das Gesamtgefüge in den Blick genommen. Das Planungsteam kommt regelmäßig zusammen, berät zu Schäden und Bestand und wertet die Untersuchungsergebnisse aus. So werden die Grundlagen für die weiteren Planungen geschaffen.
Umbauten, eine pferdestarke Nutzung und ihre Hinterlassenschaften und der Zahn der Zeit haben auch statisch ihre Spuren in den Säulensälen von Schloss Heidecksburg hinterlassen. Die Sanierung wird durch das von Bund und Land geförderte Sonderinvestitionsprogramm I ermöglicht.
Foto: STSG, Anke PennekampTeil der Untersuchungen sind auch Sondierungen – kleine Bauteilöffnungen. In den Säulensälen haben die Restauratoren bereits einen Teil der Wandverkleidungen abgenommen und auch am Boden die kleinen Öffnungen geschaffen. Versteckte Schäden am Holz der Balken und der Zustand konstruktiver Verbindungen sowie der Wandbereiche unter den schmuckvollen Vertäfelungen kommen so ans Tageslicht. Sie erlauben dem Planungsteam Einblicke in den Zustand sonst verborgener Bereiche der Säle, die für das Sanierungskonzept entscheidend sind. Auch Veränderungen an der Jahrhunderte alten Bausubstanz, durch Umbauten oder frühere Reparaturen werden erkenntlich.
Auch der Aufbau der Gewölbe und Stützen wird für die Sanierungsplanung genau untersucht, damit die Spezialisten einen Eindruck von Schäden und Konstruktion erhalten.
Foto: STSG, Thomas MüllerDenn die Säulensäle haben eine eher ungewöhnliche Nutzungsgeschichte hinter sich. Wo heute das Planungsteam steht und früher mal die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt festliche Empfänge abhielten, standen zuvor Pferde zwischen den Säulen. Bevor der Marstall an der Nordseite des Schlosshofs errichtet wurde, dienten die späteren Säulensäle als Pferdestall. Nach dem Umzug der edlen Rösser in den Marstall wurden sie am Anfang des 19. Jahrhunderts zu Festräumen umgebaut und neu ausgestattet. Die typischen Folgen der Stallnutzung, etwa Salz in den Wänden, erinnern aber immer noch an die vorangegangene Nutzungsphase.
Auch Details aus der Baugeschichte fördern die Untersuchungen zutage. Die Stützen in den Sälen erinnern noch an die ehemalige Nutzung als Pferdestall.
Foto: STSG, Thomas MüllerNach der Sanierung der Säle ist die Nutzung durch das Thüringer Staatsarchiv Rudolstadt vorgesehen. Dessen Archivalien unter anderem auch von der Geschichte der Säulensäle erzählen.
Anke Pennekamp