Tag des offenen Denkmals 2025

Kurios, goldig und sagenhaft

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Jeden zweiten Sonntag im September ist Tag des offenen Denkmals. Auch in Thüringens Schlössern und Burgen gibt es 2025 zum Aktionstag einige sonst verborgene Winkel und Geschichten zu entdecken und zu hören – von kreativen Schlossherren, märchenhaften Hausgästen, klangvollen Kellern, frostempfindlichen Exoten und rohen Barockschönheiten.

Kurios und innovativ zugleich geht es in Kloster und Schloss Mildenfurth zu. Matthes von Wallenrod ließ hier vor rund 500 Jahren ein Prämonstratenserkloster zum Schloss umbauen. Im Zuge der Reformation aufgelöst, wurde die romanische Klosterkirche in Teilen abgetragen und die Vierung zum Schloss mit aufgesetzten Türmen und Renaissancegiebeln ausgebaut. Ein Teil des Bauschmucks des Sakralbaus blieb beim Umbau in den neu eingezogenen Geschossen erhalten, so ragt noch so mancher Säulenschaft und imposantes Kapitell aus der Wand heraus. Zum Denkmaltag 2025 werden von 10 bis 16 Uhr halbstündlich Führungen angeboten.

Kloster Mildenfurth, Foto STSG, Constantin Beyer

Die Veste Heldburg wiederum wartet nicht nur mit Türmchen, Zinnen und märchenhafter Silhouette auf. Auch Fränkische Leuchte genannt, war die Veste einst wichtiger Grenzposten, von dem aus Feuersignale als Warnzeichen gesendet werden konnten. Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Veste unter Herzog Georg II. endgültig zum romantischen Bergschloss. Aber nicht nur über Tage, auch unter der Veste gibt es klangvolle Geschichte zu entdecken. Zum Denkmaltag 2025 öffnen sich um 13 Uhr die Kellertüren der Veste Heldburg zur Führung. Neben den Resten einer mittelalterlichen Badestube findet sich hier auch eine Musikantenkammer. 

Veste Heldburg, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Ebenfalls märchenhaft geht es gerade in einem Geheimtipp in der Weimarer Innenstadt zu, dem Kirms-Krackow-Haus. Im Garten und Wohnhaus der Brüder Kirms kam im 19. Jahrhundert das Who-is-Who der Weimarer Gesellschaft zusammen. Neben Goethe war auch der dänische Märchendichter Hans Christian Andersen zu Gast. Bei einer Sonderführung durch das Haus gibt es so manchen Winkel zu entdecken, den die Museumsgäste sonst nicht zu sehen bekommen. Tickets sind an der Museumskasse oder in der Tourist-Information Weimar zu ergattern.

Blick in den Hof des Kirms-Krackow-Hauses in Weimar,
Foto STSG, Constantin Beyer

Goldig wird es wiederum auf Schloss Sondershausen. Das Residenzschloss der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen prunkt in den Alten Flügeln mit feinem Stuck auf. Während im Blauen Saal die Putti von der Decke lächeln und im Riesensaal die Götter wachen, ist an anderer Stelle im Schloss der Deckenstuck jedoch notgesichert. Im Sonderinvestitionsprogramm I stehen Sanierungsmaßnahmen in den Alten Flügeln an. Wenn es dabei auch in erster Linie um statische Sicherungen geht, spielt auch der Erhalt von Stuck und wertvollen Wandgestaltungen eine Rolle. Im Schlosshof wird es deshalb zum Denkmaltag 2025 praktisch. Große und kleine Besucherinnen und Besucher können hier im Rahmen eines Workshops um 10 Uhr, 11.30 Uhr und 13.30 Uhr das Vergolden von Stuck und das Arbeiten mit der Musterrolle erproben.

Im Jägerhaus von Schloss Sondershausen ein paar Meter weiter geht es wiederum auf Fährtensuche. Im 18. Jahrhundert errichtet, gaben sich hier einst Gärtner und das fürstliche Jagdpersonal die Klinke in die Hand. Zum Denkmaltag kann auf die Jagd nach den Verlustursachen im maroden Gebäude gegangen werden, das ebenfalls im Sonderinvestitionsprogramm I bald saniert wird. Infoschilder geben Auskunft zu den Bauschäden.

Schloss Sondershausen,
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Besondere Einblicke hinter sonst verschlossene Türen kann man auch in der Herzoglichen Orangerie Gotha erhaschen. Hier wird bis heute ein besonderer Schatz der ehemaligen herzoglichen Sammlungen von Schloss Friedenstein umsorgt, hunderte Lorbeer- und Zitruspflanzen. Wertvolle exotische Pflanzensammlungen spielten an den Höfen eine besondere Rolle, ihre aufwendige Pflege machte sie zu einem besonders wertvollen Gut. Auch Kamelien und Ananas sind heute wieder in der Gothaer Orangerie zu finden. Im Winter boten die Pflanzenhäuser der Orangerie den grünen Schätzen frostsicheres Winterquartier. Zum Denkmaltag sind die Pflanzenhäuser von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Herzogliche Orangerie Gotha, Foto STSG, Jens Scheffler

Die Ruine der Klosterkirche Paulinzella wurde im 19. Jahrhundert zum wertvollen Sehnsuchtsort. Vor rund 900 Jahren mit Hilfe von Mönchen aus dem Reformkloster Hirsau erbaut, lässt die Kirche noch heute deren Einflüsse erkennen. Zum Denkmaltag geht es um 14 Uhr und 15 Uhr auf Rundgang durch die Klostergeschichte, dabei wird es auch sagenhaft, denn nicht wenige Geschichten ranken sich um die Klosterkirche, einen der bedeutendsten hochmittelalterlichen Sakralbauten Mitteldeutschlands.

Klosterkirche Paulinzella, Foto STSG, Tino Trautmann

Besondere Klostergeschichte steht auch in Göllingen im Mittelpunkt zum Denkmaltag 2025. Das ehemalige Benediktinerkloster wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Konservenfabrik umgebaut. Um 11 Uhr und 14.30 Uhr geht es auf Rundgang durch 1000 Jahre unbezahlbare Klostergeschichte. Dabei wird es auch persönlich, eine Zeitzeugin berichtet aus ihren Erinnerungen vom Wandel der Anlage zur Konservenfabrik und dem bürgerschaftlichen Engagement zum Erhalt der Klosteranlage. Natürlich wird auch ein Blick in die neue Dauerausstellung in der ehemaligen Lagerhalle für die Edelkonserven geworfen.

Kloster Göllingen, Foto STSG, Philipp Hort

Um Ritter, Burggeschichte und eine besondere barocke Schönheit dreht es sich zum Denkmaltag 2025 auf der Wasserburg Kapellendorf. Um 12 Uhr und 14 Uhr wird zur Geschichte der Burganlage geführt. Um 16 Uhr steht der Prinzessinnenbau im Rahmen einer Führung im Mittelpunkt. Eigentlich als Witwensitz für Herzogin Eleonore Wilhelmine von Sachsen-Weimar errichtet, blieb das Gebäude im Barock nach dem Tod der Bauherrin als Rohbau zurück. Auch der Bauschmuck an der Fassade blieb unfertig behauen. Im Sonderinvestitionsprogramm I wird der Prinzessinnenbau saniert, die Führung gibt Einblicke in die geplanten Maßnahmen.

Prinzessinnenbau der Wasserburg Kapellendorf,
Foto: STSG, Alica Bergmann

Auch auf Schloss Heidecksburg, Schloss Schwarzburg, den Dornburger Schlössern, dem Oberschloss Kranichfeld, der Burg Weißensee, im Schlosspark Molsdorf und an vielen Orten mehr gibt es passend zum diesjährigen Denkmalstags-Motto „Wert-voll“ unbezahlbares zu entdecken. Das ganze Programm der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zum Tag des offenen Denkmals gibt es hier zum erstöbern.


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