Mauerwerkssanierung auf Burgruinen im Sonderinvestitionsprogramm I

Die Chemie muss stimmen

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Was hat Chemie mit Mauerwerk zu tun, mag man sich fragen. Tatsächlich spielen Laboruntersuchungen, chemische Prozesse und Reagenzgläser bei der Mauerwerkssanierung eine entscheidende Rolle. Denn vertragen sich die Baustoffe nicht, platzt das Mauerwerk buchstäblich aus allen Nähten. Was einst wehrhaft gedacht war, bekommt Risse und Brüche. Und auch optisch muss natürlich alles zusammenpassen.

Wird historisches Mauerwerk saniert, spielt der Mörtel eine wichtige Rolle. Dank ihm bleibt ein Stein auf dem anderen, können meterhohe Mauern aus dem Boden wachsen und Brücken, Burgen und Klöster in atemberaubender Lage hoch auf dem Berg oder tief im Wald errichtet werden. Unauffällig und dennoch mit tragender Rolle, hält der Mörtel die Mauer zusammen. Auf die richtige Mischung kommt es allerdings bei der Sanierung an. Möglichst nah am vorgefundenen Material soll die Rezeptur sein, damit sich Alt und Neu chemisch und optisch vertragen. Ist aber im 20. Jahrhundert mal Zement verwendet worden, gehen bei den Denkmalexperten die Alarmglocken an. Denn der moderne Baustoff verträgt sich mit Gips, Naturstein und anderen früher häufig eingesetzten Materialien nicht.

Baustoff mit tragender Rolle

Auch im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I (SIPI) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist der Mörtel der heimliche Star. In zahlreichen der 23 Einzelprojekte des SIP I wird Mauerwerk saniert – so beispielsweise fast ein halber Kilometer Stützmauern auf Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, die Schlossbrücke auf Schloss Bertholdsburg in Schleusingen oder ein Abschnitt der Ringmauer auf der Burg Weißensee.

Ruinensicherungen im SIP I

Im Zentrum stehen steinrestauratorische Maßnahmen auch auf Ruinen, freiliegende Mauerkronen und die ungeschützt der Witterung ausgesetzten Mauern machen die Sanierung hier zur besonders anspruchsvollen Aufgabe. So auch auf den Burgruinen Bad Liebenstein und Ehrenstein, an denen 2023 die Baumaßnahmen im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I begonnen haben. Die über 700 Jahre alten Mauern boten einst Grafen und Edelmännern Zuflucht und Schutz, jetzt brauchen sie selbst Hilfe.

Auf der Burgruine Ehrenstein ist die Sanierung von rund 450 Quadratmetern Mauerfläche angelaufen. Auch die Mauerkronen werden saniert.
Foto: STSG, Philipp Hort

Bei der Ruinensicherung und Mauerwerkssanierung im SIP I geht es ums große Ganze, aber auch um Details wie einen unscheinbaren Baustoff, den Mörtel, der seit Jahrhunderten gebaute Geschichte Stein für Stein zusammenhält und mitträgt.

Anke Pennekamp


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