Der Herzog ließ die Szenerie in Andenken an seine kurz zuvor verstorbene Mutter errichten, deren Bildnis in Form einer Büste die Rückenlehne der Bank zierte. Doch die Witterung zehrte am weichen Sandstein. Die Greifenbank ging über die Jahrhunderte bis auf Fragmente verloren. 2023 konnte sie durch eine Kopie wiederhergestellt werden. Möglich wurde das durch Spenden von Privatpersonen und vom Förderverein Altenstein e. V. sowie dank einer gemeinsamen Spendenaktion der Stiftung Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen mit der Sparkassenstiftung der Wartburg-Region. Rund 70.000 Euro Spenden kamen so insgesamt zusammen.
Während die Bank selbst und die sitzenden Greifen an den Seiten aus Naturstein gearbeitet sind, wurden die gefiederten Greifenbankfüße in Kunststein gegossen. Für den Guss wurde zuerst ein Steinmodell von Bein samt Tatze gearbeitet. Anhand des Modells entstand dann die Gussform. Auch während der Ausarbeitung wurde weiter an den Details gefeilt.
Foto: STSG, Toni KepperVom Modell zur Steinmetzarbeit
Seinen Anfang nahm das anspruchsvolle Wiederherstellungsprojekt 2020. Zunächst entstand ein Gips-Modell in Originalgröße. Fotografien und historische Darstellungen dienten dabei als wichtige Quellen für Form und Gestaltung der Bank. Auch Vergleichsbeispiele wurden zu Rate gezogen. Schon damals hatte der Herzog mit der Greifenbank auf ein sehr altes Motiv zurückgegriffen. Bereits in Pompeji waren Grabbänke mit Greifenschmuck zu finden. Über die Malerei gelangte das Motiv in die Gartenkunst.
Ein Blumenkorb in Sarkophagform an der Spitze einer Felsnadel. Am Felsenfuß in einer Nische eine halbrunde Bank mit Greifenschmuck. Um 1802 ließ Herzog Georg I. die Parkszenerie am Blumenkorbfelsen anlegen.
Kupferstich der Greifenbank von Wilhelm Adam Thiery aus dem Meiningischen Taschenbuch von 1804Für die Planung wurden Quellen ausgewertet, Details intensiv diskutiert, über den richtigen Grad der Schnabelkrümmung, Krallen- und Blattformen beratschlagt und die Ausformung des Federkleides der Greifenbankfüße abgewogen. Jedes Detail wurde genauestens durchdacht, geplant und in der Werkstatt zunächst im Modell ausgearbeitet. Dabei konnte der mit der Planung betraute Steinrestaurator auf einen reichen Erkenntnisschatz seiner eigenen jahrelangen Recherchen zurückgreifen. Im September 2022 konnten dann die Steinmetze und Bildhauer mit ihrer Arbeit starten. Knapp 6 Monate und neun Tonnen Steinmaterial später waren alle 70 Einzelteile fertig.
Ankunft auf dem Altenstein
Vor der Wiedererrichtung im Schlosspark wurden die stark verwitterten Fragmente der originalen Greifenbank eingelagert und am Standort ein neues Fundament hergestellt. Im Juli war es dann soweit, mit einem kleinen LKW erreichten die ersten Teile der Greifenbank den Altenstein. Per Kran wurden sie von der Ladefläche an den neuen alten Standort gehievt. Grundplatte, Beine, Sitzbank, Rückenlehne, Greifenarmlehnen, Sockel und Büste – Stück für Stück setzten die Steinmetze die Bank vor Ort zusammen. Die Greifen sind nun zurück im Schlosspark Altenstein. Mitten im Park wachen sie wieder in einer kühlen Felsnische über die zurückgewonnene Parkszenerie am Blumenkorbfelsen, eine der persönlichsten Parkarchitekturen, die Herzog Georg I. in seinem Schlosspark auf dem Altenstein schuf.
Anke Pennekamp