Das Oberschloss Kranichfeld wird neu inszeniert

Faszination
Burg – Schloss – Ruine

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Hoch oben über der Zwei-Burgen-Stadt Kranichfeld thront das Oberschloss. Egal ob aus Richtung Weimar oder Stadtilm kommend, die imposante Anlage mit ihren Renaissancegiebeln und dem mittelalterlichen Turm fällt ins Auge. Doch warum Zwei-Burgen-Stadt? Warum Oberschloss und nicht Oberburg analog zur Niederburg? Und wieso eigentlich Ruine? Es gibt viele spannende Fragen rund um die in weiten Teilen zugängliche Anlage, deren 900-jährige Geschichte untrennbar verwoben ist mit den historischen Ereignissen seiner Umgebung.

Und nicht nur das, auch die vielen Eigentümer und Bewohner haben das Bauwerk geprägt und ihre Spuren hinterlassen, die heute noch hier und da ablesbar sind. Doch da Gemäuer bekanntlich nicht von selbst reden, bringen wir sie künftig zum Sprechen. Mit dem Titel »Sehen lernen – auf Spurensuche im Oberschloss« erarbeitet die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) im Rahmen ihres Förderprogramms SchlösserWelt Digital&Original derzeit eine neue Dauerausstellung im Einklang mit einem informationsgespickten Rundgang sowie einem Mediaguide für die gesamte Anlage. Auch die Kinder sollen dabei nicht zu kurz kommen und mit einer Rallye eigene Entdeckungen machen und Aufgaben lösen können.

Ein Projekt mit ehrenamtlicher Vorgeschichte

Die STSG muss mit ihrem gesamtheitlichen Vermittlungsprojekt nicht bei Null anfangen, sondern kann inhaltlich auf die Vorgängerausstellung aufbauen. Auf Initiative der 1981 gegründeten Interessengemeinschaft Oberschloss, aus der 1990 der Förderkreis Oberschloss Kranichfeld e. V. entstand, wurde bereits vor knapp 30 Jahren eine Ausstellung eingerichtet. Da die Fülle der Themen und die Exponate mehr Platz benötigen, wird fortan der größte Raum, häufig als Palas bezeichnet, als Ausstellungsfläche hinzukommen. Hier findet sich künftig das zentrale Vermittlungselement mit einem raumgreifenden Zeitstrahl. Er wird die komplette Geschichte der Anlage abbilden: von der frühen Burganlage über den Umbau zum Schloss bis zum heutigen Erscheinungsbild mit Ruinenteil.

Reicher Fundus: Bildmaterial aus der Geschichte des Oberschlosses

Dazu gibt es angrenzende Vertiefungsebenen mit den Themen »Die romanische Burg«, »Die Geschichte der Stadt Kranichfeld«, »Das KZ-Außenlager Buchenwald« oder »Denkmalpflege früher und heute«. Angestrebt wir ein Wechsel zwischen Texten, Exponaten, haptischen Modellen, Mitmach-Stationen und medialen Elementen. Ergänzend werden zwei Hörstationen mit Zeitzeugeninterviews aus dem dunklen Kapitel der NS-Herrschaft und dem Beginn der Sicherungs- und Wiederaufbaumaßnahmen durch die Interessengemeinschaft bereitstehen.

Verbunden mit der Ausweitung der Präsentationfläche und dem zu erwartenden höheren Besucheraufkommen sind umfangreiche Bauarbeiten. Ein zeitgemäßes Ausstellungsdesign mit szenografischer Beleuchtung und einer dramaturgischen Besucherführung muss in Einklang gebracht werden mit den Anforderungen an ein öffentlich zugängliches Baudenkmal, bei dem die Besuchersicherheit immer Priorität hat. Eine interdisziplinäre Planung ist daher Voraussetzung für das Gelingen des Vorhabens.

SchlösserWelt Digital&Original

Mit ihrem Förderprogramm SchlösserWelt Digital&Original mit einem Volumen von gut 3,75 Millionen Euro hat die STSG erstmals die Möglichkeit, Schlaglichter auf ausgewählte Schlösser, Burgen, Parkanlagen und Klöster ihrer insgesamt 31 Kulturdenkmale zu richten. Ziel ist die lebendige und zeitgemäße Vermittlung von Bau- und Nutzungsgeschichten. Auf das Oberschloss Kranichfeld entfallen dabei rund 200.000 Euro für die Vermittlung, hinzu kommt ein Mediaguide. Noch einmal mindestens 100.000 Euro entfallen auf die Bauarbeiten, die die STSG aus dem eigenen Haushalt stemmt.

Linda Tschöpe


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