In den nächsten Jahren sollen im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Dach und Fassaden saniert und das Gebäude zeitgemäß erschlossen werden.
Zu den Stücken, die nun im Depot auf ihre Rückkehr warten, gehört auch ein Goldklumpen, genauer gesagt die Gipsnachbildung eines kapitalen Nuggets. Johann Wolfgang Goethe hatte sich den vergoldeten Abguss eines sibirischen Fundes im Spätsommer 1828 schicken lassen, und weil er sich zu dieser Zeit gerade für mehrere Wochen im Renaissanceschloss einquartiert hatte, wurde er ihm dort zugestellt. Deshalb gehört das Zeugnis seiner naturwissenschaftlichen Interessen zur Präsentation in der Bergstube, die in Erinnerung an Goethes Aufenthalt als Wohn- und Arbeitsraum eingerichtet war – und nach der Sanierung wieder wird. Mit dem Goldklumpen verlassen auch der Sekretär und sogar ein Ofen den Raum – einzig zwei Bleistiftkritzeleien des Dichters an den Fensterrahmen bleiben vor Ort und werden von den Argusaugen der baubegleitenden Restauratoren gehütet.
Schwere Schäden an Dach und Konstruktion
Man sieht es erst auf den zweiten Blick – das Schloss hat eine Sanierung bitter nötig. Schon im Sommer 2023, noch vor der vorübergehenden Schließung, haben Experten begonnen, das Schloss genau zu untersuchen. Der Zustand des Daches hatte schon länger Sorgen bereitet. Durch Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen, bei Regen mussten immer mehr Eimer aufgestellt werden. Holzexperten und Statiker haben nun auch das Ausmaß der Schäden am maroden Dachstuhl festgestellt. Einzelne Balken zerbröseln bei bloßer Berührung, Verbindungen halten nicht mehr, ein Nebendach ist seit langer Zeit nur an die Fassade gelehnt. Die Probleme setzen sich nach unten bis in die Decke über dem Erdgeschoss fort, auch weil nachträgliche Umbauten die Grundkonstruktion des Bauwerks aus dem 16. Jahrhundert nicht ausreichend berücksichtigt haben.
Fatale Eingriffe in den Dachstuhl haben das Gefüge erheblich geschwächt. Jahrzehntelang eindringende Feuchtigkeit hat zudem tragende Hölzer buchstäblich zu Mehl zerfallen lassen.
Foto: STSG, Jörg KirstenSanierung im SIP I
Im Mittelpunkt der Bauarbeiten stehen deshalb Arbeiten, deren Ergebnisse die Gäste hinterher kaum bemerken werden. Der Dachstuhl wird unter Erhaltung von möglichst viel Originalsubstanz saniert, die Decken werden wieder langfristig tragfähig gemacht und fehlerhafte Lastableitungen korrigiert. Das Dach wird neu gedeckt und die Fassade restauriert. Verbesserungen für den Besucherverkehr wird es aber auch geben. In einem jüngeren Anbau wird eine neue Treppe eingebaut, und wer möchte, kann dann auch mit einem Aufzug ins Obergeschoss zur Bergstube fahren. Rund sechs Millionen Euro stehen für die Arbeiten bereit – Mittel aus dem insgesamt 200 Millionen Euro schweren SIP I, das Bund und Land je zur Hälfte finanzieren.
Ziel: das Jubiläumsjahr
2028, so der Plan, soll der Baulärm verklungen sein und das Renaissanceschloss wieder öffnen. Dann jährt sich der Aufenthalt Goethes zum 200. Mal. Der Dichter hatte hier Ruhe gesucht, nach dem sein Freund und Förderer Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach gestorben war. Mit Dornburg verbanden sich Erinnerungen an gemeinsame Aufenthalte, und Carl August hatte erst 1824 durch den Zukauf und behutsamen Umbau des Renaissanceschlosses das Dreigestirn der Dornburger Schlösser komplettiert.
Franz Nagel