Frühlingserwachen im Gartendenkmal

Da blüht den Schlossparks was

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Während rund 9.000 Blumen jetzt wieder die Schmuckbeete im Schlosspark Altenstein zieren, gab es in den letzten Monaten ein besonderes buntes Treiben im Kamelienhaus in Gotha zu bestaunen. Orangenbäumchen und Sukkulenten hingegen warten noch auf die Eisheiligen, bis es wieder ins Parterre hinausgeht. In Gotha drückt derweil der Greizer Lindennachwuchs die Schulbank.

Der Frühling klopft an die Tore der Thüringer Schlossparks. Zeit für ein buntes Spektakel, heißt das auch für die Parkteams der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die historische Landschaftsparks, Schloss- und Terrassengärten pflegen und ab Ende März für den Beginn der Gartensaison herausputzen. Vorbereitung ist dabei alles, denn auch im Winter ruhen Parkverwalter, Gartenmeister und Gärtnerinnen und Gärtner nicht. In den Orangerien werden in den Kalt- und Warmhäusern die empfindlichen fürstlichen Zitruspflanzensammlungen gepflegt und der blühende Nachwuchs großgezogen. Auch Verkehrssicherheit, Grünflächen- und Wegepflege sind ganzjährig ein Thema – und den Baumbestand auf bis zu 160 Hektar Parkfläche im Auge zu behalten sowieso.

Kamelienblüte in der Herzoglichen Orangerie Gotha,
Foto: STSG, Jens Scheffler

Buntes Treiben in der Herzoglichen Orangerie Gotha

In Gotha beginnt das bunte Farbenspiel bereits ab Dezember. Dann setzt die Kamelienblüte im neuen Kamelienhaus hinter dem Treibhaus ein. Mitte März kann eine Fülle aus weißen, rosafarbenen und roten Blüten bewundert werden. Seit dem 18. Jahrhundert erfreute sich die Kamelie zunehmender Beliebtheit an den europäischen Höfen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Kamelienmode. Das Sammeln und Züchten einer großen Sortenvielfalt wurde zum Aushängeschild anspruchsvoller Gärten. Auch die Herzöge von Sachsen-Gotha hatten eine Vorliebe für die kälteempfindlichen ostasiatischen Teestrauchgewächse. In der Herzoglichen Orangerie gab es laut Inventar aus dem Jahr 1871 einen eindrucksvollen Bestand von 670 Kamelien.

Während sich im Kamelienhaus die Blütezeit schon dem Ende neigte, zog Anfang April im Gothaer Orangeriegarten die Frühjahrsbepflanzung ein. Das Gärtnerteam pflanzte über 8.000 Frühjahrsblumen in die Beete, vor allem Tausendschönchen, Vergissmeinnicht, Primeln und Stiefmütterchen. Schon im Herbst waren 6.000 Zwiebeln von Tulpen, Narzissen und Hyazinthen gesteckt worden, damit rechtzeitig zu Ostern ein bunter frühlingshafter Blütenflor die Gartensaison im barocken Gartendenkmal einläutet. Nach den Eisheiligen im Mai geht es schon an die Sommerbepflanzung. Auch die Kübelpflanzen, darunter Lorbeer- und Orangenbäumchen, werden aus dem Winterquartier geholt und stehen dann wieder draußen Spalier.

Frühjahrbepflanzung in der Herzoglichen Orangerie Gotha, Foto: STSG, Jens Scheffler

Frühjahrsblüten und Sommerblätter

Auch im Schlosspark Altenstein steht bereits die Frühjahrsbepflanzung wieder in den Schmuckbeeten am Schloss und am Hofmarschallamt. Bis Pfingsten schmücken die farbenprächtigen Stiefmütterchen, Hornveilchen und Gänseblümchen den Innenpark, darunter auch das berühmte Teppichbeet. Dann folgt die Sommerbepflanzung. Anders als im Frühjahr zeichnet die Sommerbepflanzung im Altensteiner Schlosspark der Verzicht auf Blütenpflanzen aus. Dafür treten tausende Blattgewächse allein im Teppichbeet neben dem Schloss ins Rampenlicht. Über den Sommer wachsen Echeverien, Iresinen, Alternantheren und Kleinia repens zu einem dichten Blätterteppich zusammen. Die kunstvollen Muster wechseln jährlich, allein die unterschiedlichen Blattfarben und -formen bilden dabei den bunten Flor.

Die Teppichbeetgärtnerei wurde schon unter Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen Ende des 19. Jahrhundert im Schlosspark Altenstein betrieben. Dank eigener Zierpflanzengärtnerin lebt diese besondere Handwerkskunst seit über 20 Jahren im Gartendenkmal auf dem Altenstein wieder auf. Und auch für die Sommerbepflanzung beginnt die Planung bereits im Vorjahr, die Motive orientieren sich an den historischen Mustern, die noch heute durch Fotografien aus dem 19. Jahrhundert für den Altenstein dokumentiert sind. Im Büro wird zunächst das Muster auf dem Reißbrett skizziert, die Pflanzenauswahl getroffen und der Bedarf berechnet.

Gleich drei Schlösser auf einem Fleck finden sich in Dornburg. In der ersten Hälfte des 19.  Jahrhunderts unter Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach zu einem Ensemble zusammengefasst, verbinden die Schlossgärten die Schlösser ganz unterschiedlicher Stile miteinander. Auch in den Dornburger Schlossgärten ist bereits die Frühjahrsbepflanzung eingekehrt, hier schmücken rund 3.800 Pflanzen darunter Vergissmeinnicht, Tausendschön sowie weiße und schwarze Veilchen jetzt wieder die Schmuckbeete. Hinzu kommen 1.200 Blumenzwiebeln, die das Gartenteam bereits im Dezember gesteckt hat.

Frühjahrsbepflanzung in den Dornburger Schlossgärten,
Foto: STSG, Fanny Rödenbeck

Lindennachwuchs mit Zukunftsperspektive

Noch eine Weile in der Baumschule umsorgt, werden hingegen in Gotha Greizer Linden-Setzlinge. Gehegt und gepflegt, sollen sie ab Ende des Jahres in der Seufzerallee im Fürstlich Greizer Park in große Fußstapfen treten und dabei 30 Lücken in der historischen Allee am großen Parksee schließen. Ein besonderes Projekt im Rahmen der vom Bund geförderten Revitalisierung des rund acht Hektar großen Parksees. Auch die historischen Schlossgärten und Landschaftsparks in Thüringen leiden stark unter den Folgen des Klimawandels, die Baumverluste sind dreimal so hoch wie noch vor einigen Jahren. Die langen Trockenperioden und der ausbleibende Niederschlag zehren an den teils über 200 Jahre alten Bäumen. Trockenschäden wie Astausbrüche oder der Verlust ganzer Baumgruppen gehören zu den Folgen. Verstärkt müssen Baumkontrollen durchgeführt werden. Kosten und Pflegeaufwand für die Verkehrssicherung in den Gartendenkmälern haben sich mehr als verdoppelt.

Linden-Setzlinge in der Baumschule in Gotha, Foto: Baumschule Pomona

Die Greizer Linden wurden aus genetischem Material der Seufzerallee gezogen. Dazu wurden Reiser der Altbäume auf Lindensämlinge veredelt. Die historischen Parkbilder leben von authentischen Pflanzenkombinationen, die so erhalten werden können. Ende des Jahres werden die jungen Pflanzen in der Allee ausgepflanzt. Von klein auf am Standort großgezogen, können sich Jungpflanzen dem Park und den veränderten Klimabedingungen besser anpassen. Das Modellprojekt mit Verwendung von Genmaterial vom gleichen Standort ist eines von zahlreichen Vorhaben, mit denen sich die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten an einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Deutschen Schlösserverwaltungen auf der Suche nach Strategien zur Anpassung historischer Gärten an den Klimawandel beteiligt. Mehr zum Forschungsprojekt und den Lösungsansätzen gibt es hier.


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