Untersuchungen für die Sanierungsplanung auf Schloss Sondershausen

Vom Suchschnitt bis zum Georadar

BaugeschehenDenkmalpflegeSonderinvestitionsprogramm I
Schloss Sondershausen ist ein Schwergewicht und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Das macht sich auch beim Bauen bemerkbar. An über 100 Stellen mussten Experten nachschauen, um dem Bauwerk und seinen Schäden auf die Schliche zu kommen.

Rund 700 Jahre gewachsene Schlossgeschichte stecken im Sondershäuser Residenzbau. Allein der Ostflügel besitzt acht Stockwerke vom Keller bis zum Dach. Rund 7500 Quadratmeter Geschossfläche ballen sich allein in den alten Flügeln. Hinzu kommen hunderte Fenster und ein rund 40 Meter hoher Schlossturm, die das Schloss unter einem Dach vereint. 

Schloss Sondershausen, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Groß ist auch das Vorhaben, das die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten auf Schloss Sondershausen vorbereitet, wie könnte es anders sein. Gemeint sind statische Sicherungsmaßnahmen an den ältesten Flügeln. Am Alten Nordflügel mit dem Schlossturm und dem Ost- und Südflügel muss die Konstruktion gesichert und verstärkt werden, außerdem ist ein erster Sanierungsabschnitt am Dach geplant. Ein nicht nur aufgrund der Schlossdimensionen großes Unterfangen – komplexe Schäden am ineinander verschachtelten Bau, die miteinander in Wechselwirkungen stehen, machen es schon in der Planung zu einem Großprojekt.

Umbauten über die Jahrhunderte, Aufstockungen, neue Nutzungen mit neuen Lasten und natürlich das Alter haben an konstruktiven Verbindungen, Balken, Sparren, Mauern und wertvollen Raumfassungen gezehrt. Hinzu kommen starke Setzungen im Boden durch den früheren Bergbau in der Region. Seit dem 19. Jahrhundert werden in Sondershausen Kalisalze abgebaut. Alles zusammen hat zu Verschiebungen im Baugefüge des Schlosses geführt. Mit den Sanierungsmaßnahmen im Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) sollen die Alten Flügel wieder auf feste Füße gestellt werden.

Vom Aufmaß bis zur Lastflussberechnung

Ein durch die STSG zusammengestelltes Planungsteam mit verschiedenen Experten von Architekten über Statiker bis zu Bauforschern und Restauratoren bereitet derzeit das Konzept für die Sanierung vor. Aufgrund der schwierigen Baugrundverhältnisse sind auch Geologen mit von der Partie.

In den letzten zwei Jahren fanden dafür vom Keller bis zum Dach umfangreiche Untersuchungen statt – Aufmaße, dendrochronologische Holzuntersuchungen, Georadarmessungen und vieles mehr. Jeder Sparren im Sanierungsbereich wurde vermessen, die Schäden im statisch-konstruktiven System wurden analysiert und genau kartiert und Spezialisten vollzogen den Lastfluss vom First bis zum Kellergewölbe nach, spürten sogar Hohlräumen mit Radar im dicksten Pfeiler nach.

Das Planungsteam bei der Beratung in einem der Kellergewölbe und den alten Flügeln von Schloss Sondershausen, Foto: STSG, Jana Lorenz

Expertenblick durchs Schlüsselloch

Unerlässlich sind für die Experten auch Gucklöcher in die Baugeschichte – Bauteilöffnungen. Um Deckenaufbauten zu untersuchen und Zustände von konstruktiven Knotenpunkten stichprobenartig zu prüfen, ist der Blick unter Parkett und hinter Raumschmuck wichtiges Hilfsmittel. Über 100 Bauteilfreilegungen ermöglichten den Fachplanern auf Schloss Sondershausen, ein genaueres Bild über die komplexen Schäden und die vielschichtige Umnutzungs- und Baugeschichte zu gewinnen. Einige weitere Bauteilfreilegungen werden noch folgen. Denn auch für die Planung der statischen Sicherungen sind Sondierungen wichtig, um unter anderem Anbindepunkte und Auflager zu prüfen und auch nutzbare Hohlräume in der historischen Baukonstruktion aufzuspüren. Die Erkenntnisse sind für die Planung der zukünftigen Verstärkungen und vor den Augen verborgene Ertüchtigungen des Tragwerks unerlässlich.    

Bauteilöffnung im Sanierungsbereich auf Schloss Sondershausen, Foto: STSG, Anke Pennekamp

2026 sollen die Bauarbeiten im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen an den alten Flügeln des Residenzschlosses starten. Gerade arbeitet das Planungsteam an den Konstruktionsdetails.  

Anke Pennekamp


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