Eine Laube auf der Veste Heldburg

Veranda für den Herzog

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Sogar entspannte Stunden waren beim Theaterherzog inszeniert. Im Hof der Veste Heldburg schuf sich Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen Ende des 19. Jahrhunderts ein besonders lauschiges Plätzchen.

Ganz der Ideenwelt des kunstverständigen Landesherrn entsprechend, kam bei der Gestaltung des Rückzugsorts an frischer Luft auch die Theatralik nicht zu kurz. Unter einer monumentalen Szene, die den Heiligen Georg im Kampf mit dessen Erzfeind – dem Drachen – zeigt, entstand am Kommandantenbau eine kleine Laube. 

Die Holzkonstruktion der überdachten Veranda mit Brüstung wird von verzierten Säulen und Kleeblattbögen geschmückt. Vermutlich entstand sie ungefähr gleichzeitig mit der darüberliegenden imposanten Wandmalerei vom Bremer Maler Arthur Fitger. Die Malerei zeigt den Heiligen Georg in voller Rüstung sitzend auf einem Pferd, in der Hand den langen Speer, mit dem er gerade den am Boden liegenden Drachen ersticht. Das Dach der Laube setzt im gemalten Felsen unterhalb des Drachens an. Der Namensbezug des dargestellten Heiligen zum Auftraggeber war sicher kein Zufall. Auch in der Laube verwiesen an der rot hervorgehobenen Rückwand gemalte Initialen auf Herzog Georg II. Das Erscheinungsbild der Veranda hat sich im Laufe der Zeit allerdings gewandelt. Die rote Rückwand war zeitweise übermalt, damit ging auch der Verlust des herzoglichen Monogramms einher.

Veste Heldburg, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

1826 war die Veste Heldburg in den Besitz der Herzöge von Sachsen-Meiningen gekommen. Georg II. ließ ab 1875 die Fränkische Leuchte – die jahrhundertelang zuvor wichtige Bedeutung als Grenzposten mit der Möglichkeit zu Feuersignalen hatte – zum romantischen Bergschloss im Geschmack des Historismus umwandeln. Mauern wurden mit Zinnen und Türme mit neuen Hauben versehen. Im Französischen Bau und im Kommandantenbau entstanden Räume mit Formen aus Gotik und Renaissance. Im Rahmen dieses historistischen Projekts ließ der Herzog auch die Ostfassade des Kommandantenbaus mit Wandmalerei und neuer Laube ausgestalten. Schon zuvor hatte es hier eine schlichtere Laube gegeben.

Heute sind es die Restauratoren, die ein wachsames Auge auf die Inszenierung haben. In den 1990er Jahren wurde die monumentale Fassadenmalerei in den Grundfarben wiederhergestellt und die Laube samt Neueindeckung des Dachs instandgesetzt. Zuletzt haben die Experten 2021 Hand angelegt. So bleibt die über wenige Stufen erreichbare Veranda ein feines Plätzchen für eine herzogliche Verschnaufpause an der frischen Luft im Burghof der Veste.

Anke Pennekamp

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