Die Spurensuche begann draußen zwischen Theaterwiese und Marstallvorplatz. 2024 soll hier eine neue Löschwasserzisterne eingebaut werden. Rund 500 Kubikmeter Erde müssen dafür bewegt werden. Vor den Tiefbauarbeiten wurde der Standort der zukünftigen Baugrube mit dem Georadar abgescannt. Auf den Bildern können die Experten Mauerreste, Hohlräume, Weltkriegsmunition und anderes Unerwartete im Boden aufspüren, wichtige Erkenntnisse für die im Endspurt befindlichen Vorbereitungen vor Baubeginn.
Bei der Untersuchung mit Georadar werden elektromagnetische Wellen ausgestrahlt, die sich im Untergrund ausbreiten und beim Auftreffen auf Verborgenes reflektiert werden. Durch das geophysikalische Verfahren kann auch nichtmetallisches im Untergrund aufgespürt werden.
Foto: STSG, Manuel MuchaTiefe Einblicke
Auf der Suche nach Verborgenem ging es dann weiter in der Schlosskirche. Im SIP I stehen statisch-konstruktive Sicherungen am Alten Nordflügel mit dem Schlossturm und dem Ost- und Südflügel sowie ein erster Sanierungsabschnitt am Dach an. In der Schlosskirche wurden in diesem Zusammenhang die Mauerpfeiler untersucht. Auch hier suchten die Fachleute nach versteckten Hohlräumen im Mauerwerk und erhoffen sich weitere Erkenntnisse zum Aufbau der Pfeiler. Die Radar-Sondierungen ermöglichen den Experten tiefe Einblicke ohne Eingriffe in die Bausubstanz. Die Pfeiler-Untersuchungen mit Georadar gehören dabei zu einer umfangreichen Bestandsaufnahme, die derzeit durch Restauratoren, Holzexperten, Architekten und weitere Fachleute für die Planung der Sanierungsmaßnahmen läuft. Für die Sanierungsplanung müssen Schäden im statisch-konstruktiven System durch die Tragwerksplaner erfasst und kartiert werden. Und auch der Lastfluss im Süd- und Ostflügel, dem Turm und dem Alten Nordflügel muss berechnet werden. Die Radar-Untersuchungen liefern den Experten dabei wichtige Anhaltspunkte für ihre Analysen.
Schloss Sondershausen, Foto: STSG, Iris Palzer
Wenn eins zum anderen führt
Bis zu 700 Jahre alte Bausubstanz steckt in den ältesten Flügeln von Schloss Sondershausen. Der Alte Nordflügel entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Heute ächzt die Baukonstruktion unter starken Belastungen und schwachem Grund. Eine Aufstockung und Umbauten an Dach, Decken und Wänden rüttelten das Baugefüge des Alten Nordflügels über die Jahrhunderte durcheinander und belasteten ihn sehr. Hinzu kommen schwierige Baugrundverhältnisse, starke Bodensetzungen – bedingt durch den ehemaligen Kali-Bergbau in der Region – und hohe Nutzungslasten. Große Schäden entstanden, die in Wechselwirkung stehen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden deshalb Notsicherungen in den Schlossräumen von der Schlosskirche bis zum Keller notwendig. Große Bereiche des Alten Nordflügels mussten auch beräumt werden. Im SIP I soll das statische Gefüge der Baukonstruktion dauerhaft gesichert werden.
Anke Pennekamp