An einem sonnigen Tag Anfang August 2024 ist es so weit, 700 Kilogramm Adler schweben in der Luft. Zwei Adler, zwei Putti mit Widder und ein paar Postamente ziehen um, eine Spezialfirma ist extra mit Kran angerückt, denn die Sandsteinfiguren und Sockel wiegen bis zu einer Tonne. Gut verwahrt, werden die Barockskulpturen am neuen Standort auf ihre Restaurierung warten.
Gartenschätze aus dem 18. Jahrhundert
Dutzende von Sandsteinfiguren von der rätselvollen Sphinx, halb Löwe halb Frau, über Wassernixen am Wegesrand bis zur überlebensgroßen Götterfigur schmückten einst den Schlosspark Molsdorf. Im 18. Jahrhundert prägte der Diplomat und Jurist Gustav Adolf Graf von Gotter die Gestalt des Barockschlosses samt Gartenanlage. Rund 15 Jahre befand sich das Ensemble in seinem Besitz. Wie zur damaligen Zeit üblich, ließ Gotter den Schlossgarten auf das Schloss ausrichten. Der Barockgarten wurde von geraden Achsen und Wasserspielen – darunter Brunnen, ein System aus Kanälen und eine Kaskade – geprägt. Über 100 Skulpturen zierten die Gartenanlage einst, wie ein Inventar von 1765 belegt.
Im 18. Jahrhundert wandelte sich die frühere Wasserburg in Molsdorf zum Barockschloss samt Schlossgarten. Schloss und Garten standen in enger Beziehung zueinander, was auch in der Schlossausstattung unter Graf Gotter seinen Ausdruck fand. So wurde die Hauptfassade auf den Garten ausgerichtet, im Erdgeschoss des Schlosses entstanden Gartensäle und auch in den Deckengemälden im Schloss begegnet dem aufmerksamen Flaneur immer wieder die Göttin Flora.
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus GlahnIn einem Lapidarium östlich des Schlosses tummeln sich seit einigen Jahren Putti, kunstvolle Steinvasen auf Postamenten und Löwen. Sie gehören zur ehemaligen Ausstattung des Barockgartens.
Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus GlahnGartenkunstwerk im Wandel
Im 19. Jahrhundert wurde der Schlossgarten landschaftlich überformt. Die Wege waren nicht mehr schnurgerade, sondern geschwungen. Auch der große Parksee wurde zu dieser Zeit angelegt und neue Gehölze wurden gepflanzt. Viele der Skulpturen gingen nach und nach verloren oder wurden zerstört. Dass noch heute Elemente des Barockgartens am Landschaftspark ablesbar sind, gehört zu den Besonderheiten des Schlossparks Molsdorf. Die symmetrische Rasenfläche in der Hauptachse geht auf das barocke Parterre zurück. Und auch der abgestufte Verlauf der Kaskade – eine Wassertreppe am Westhang – ist noch erkennbar. Auch einige der Gartenskulpturen schmücken noch den Schlosspark. Die beiden Adler, die jetzt umgezogen sind, zierten einst die Pfeiler des Westtores zum Park, auch Adlertor genannt.
Foto: Dipl. Rest. Andrea Neid
Jährlich werden die im Schlosspark Wind und Wetter ausgesetzten Parkskulpturen gepflegt und dabei Laub, grober Schmutz und mikrobielle Beläge entfernt. Im Winter werden die Parkskulpturen zum Schutz vor der Witterung in Holzkästen eingehaust.
Flussgott nach restauratorischen Pflegemaßnahmen, Foto: Dipl. Rest. Andrea Neid