Das NaturHistorische Museum Schloss Bertholdsburg feiert Geburtstag

Naturkunde und Geschichte seit 90 Jahren

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Mitten im Herzen Schleusingens, am Südrand des Thüringer Waldes, liegt ein malerisches Residenzschloss. Das Schloss beherbergt ein Museum mit bemerkenswertem Profil: Das NaturHistorische Museum besitzt sowohl historische als auch naturkundliche Sammlungen. In den letzten drei Jahrzehnten ist es dem Museum gelungen, sich durch innovative Ausstellungen und vielseitige Veranstaltungen als beliebte Destination zu etablieren. Nun wird es 90 Jahre alt.

Dabei fing die Museumsgeschichte denkbar bescheiden an. 1932 starb Prof. Dr. Hermann Franke (1847–1932), ein ehemaliger Schleusinger Gymnasiallehrer und Sammler von mineralogischen und geologischen Funden. Einem guten Bekannten Frankes, Paul Georgi (1891–1979), gelang das ambitionierte Projekt einer Museumsgründung. Am 25. März 1934 wurde das „Franke-Museum“ feierlich eröffnet. Die preußische Regierung in Erfurt hatte dazu zwei Räume auf Schloss Bertholdsburg herrichten lassen. Durch Spenden wuchsen die Sammlungen und damit das Museum stetig.

Schloss Bertholdsburg in Schleusingen,
Foto: STSG, Robert Fehringer (keineckMedia)

Die Ursprünge

Noch früher als das Franke-Museum stellte der Schleusinger Geschichtsverein in einem alten Stadtmauerturm Sachzeugnisse aus der Geschichte der Region aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Sammlungen in ein Heimatmuseum auf Schloss Bertholdsburg überführt. Dank ehrenamtlicher Tätigkeit konnte 1953 das aus vier Räumen bestehende „Hennebergische Heimatmuseum“ seine Pforten öffnen. Der Schwerpunkt des Museums lag auf der örtlichen Handwerks- und Schulgeschichte.

Bis in die frühen 1980er Jahre hinein teilte sich das Heimatmuseum die Bertholdsburg mit verschiedenen Behörden und dem „Franke-Museum“. Die Schließung des geologischen Museums des Hermann Franke und der Auszug zahlreicher Ämter aus dem Schleusinger Schloss machte den Weg frei, die regionalgeschichtliche Dauerausstellung zum 350-jährigen Stadtjubiläum 1982 wesentlich zu erweitern. Ein Teil der freien Fläche war bereits elf Jahre zuvor mit Spielzeug aus dem Sonneberger Spielzeugmuseum belegt. Aufgrund der Grenznähe Sonnebergs wurden 1971 Bereiche der Spielzeugausstellung auf Schloss Bertholdsburg umgesetzt. Bis 1991 besaß das Spielzeugmuseum Sonneberg in Schleusingen ein Ausstellungszentrum.

Transport eines Haimodells für die Sonderausstellung zum 90. Museumsjubiläum, Foto: Janis Witowski

Gründung des Naturhistorischen Museums

Im Hinblick auf die Schleusinger Museumsgeschichte läutete der 29. Februar 1984 die Moderne ein: Auf Beschluss des Kreises Suhl-Land wurde das Naturhistorische Museum ins Leben gerufen. Seine Kernaufgabe bestand in der Zusammenführung sowie in der konservatorischen und wissenschaftlichen Betreuung aller naturkundlichen Sammlungen Südthüringens. Über drei Jahre hinweg wurden die im Bezirk Suhl vorhandenen biologischen, mineralogischen und geologischen Sammlungen nach Schleusingen überführt.

Mit der Gründung des Naturhistorischen Museums 1984 verschob sich der Schwerpunkt weg von der Geschichte hin zur Naturkunde. Es galt, im Wesentlichen den Naturraum des Bezirkes Suhl zu untersuchen und für die Öffentlichkeit abzubilden. Die Erforschung und Ausstellung der Regionalgeschichte blieb dennoch ein fester Bestandteil des Museumsbetriebes. Wegen seiner großzügigen personellen Ausstattung und auch dank des Amphibien-Vivariums (1988–1993) im heutigen Sonderausstellungsbereich avancierte das Schleusinger Naturkundemuseum zum Forschungszentrum und Publikumsmagneten.

Kinderfest 2022 auf Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, Foto: Janis Witowski

Die Ausstattung des Naturhistorischen Museums ist in den 1990er Jahren drastisch reduziert worden; zeitweilig stand sogar die Weiterexistenz in Frage. Auch diese Zeiten gingen vorüber. Das Museum auf Schloss Bertholdsburg ist im Landkreis Hildburghausen fest etabliert und bereichert mit Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten und Festen für Jung und Alt das kulturelle Angebot in der Region. Im Bewusstsein seiner Rolle als Mehrspartenhaus hat das Naturhistorische Museum im November 2023 eine Namensänderung vollzogen: Es heißt nun „NaturHistorisches Museum“ und vereint damit das Naturhistorische und das Historische Museum Schleusingen unter einem Dach. Gemeinsam mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten wird das NaturHistorische Museum in den kommenden Jahren weitere Schritte zu seiner Modernisierung unternehmen: Die Realisierung eines zeitgemäßen Museumsdepots in Kloster Veßra und die Neugestaltung der regionalgeschichtlichen Dauerausstellung.

Gastbeitrag von Dr. Janis Witowski, stellv. Direktor des NaturHistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen


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