Der Pavillon am Hang oberhalb des Schlosses wurde 1828 über einer älteren Kelleranlage errichtet. Die Parkarchitektur diente als Unterstand und sollte die noch nutzbaren Keller – darunter ein bis heute gut erhaltener Eiskeller – vor Regen schützen. Zur damaligen Zeit befanden sich Schloss und Park im Besitz der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha. Nicht nur aufgrund der aktuellen Gartenmode, sondern auch um Pflegekosten zu sparen, war der Schlossgarten nahe Erfurt kurz zuvor endgültig zum Landschaftspark überformt worden. Der Pavillon, idyllisch gelegen am Schlossteich, sollte ebenfalls der sparsamen Maxime entsprechend nicht zu pompös ausfallen. Es entstand ein luftiger dreischiffiger Bau mit offenen Tür- und Fensteröffnungen, die Sichtachsen in den Park boten.


Nicht nur der Pavillon geht in die Kur, seit November 2024 werden unanbhängig vom SIP I auch die Gewässer im Schlosspark Molsdorf durch die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten saniert. Dafür wurde aus den Teichen und dem Kanal im Park zunächst das Wasser abgelassen. Aktuell werden die Schlammablagerungen abgetragen. Mitte Mai sollen die Bagger abziehen, dann werden schadhafte Ufer neu befestigt und angrenzende Wege erneuert. Ende Juli soll das Wasser wieder angestaut werden. Die Entschlammung der Gewässer im Park ist für das ökologische Gleichgewicht dringend notwendig, sie drohten zu versanden. Zudem sind sie wichtiger Bestandteil des historischen Erscheinungsbildes des Gartendenkmals.
Foto: STSG, Jonathan SimonSchon Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu ersten Reparaturen am Pavillon. Ende des 19. Jahrhunderts wurde noch einmal umfassender saniert. Das Fachwerk wurde mit Tuffstein ausgemauert und der Bau im Inneren verputzt. Anfang des 20. Jahrhunderts kam für den Pavillon dann eine ganz neue Nutzungsidee auf. Die damalige Schlossherrin Gräfin Maria Neidhardt von Gneisenau wollte das Sommerhaus als Automobilgarage nutzen. Mit der Planung für den Umbau beauftragte die Gräfin die erste deutsche freiberufliche Architektin Emilie Winkelmann. Winkelmann leitete zur damaligen Zeit ein Büro in Berlin mit 14 Angestellten. Gneisenau war Schriftstellerin und in Berlin aufgewachsen. Beide waren Mitglieder im Lyceum-Club Berlin, ein Frauenverband, der unter anderem Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen unterstützt und vernetzt. Winkelmann war für den Club auch als Architektin tätig und mit der Planung des Umbaus von Gneisenaus Berliner Elternhaus beauftragt.
Während sich das Äußere des Pavillons nicht veränderte, sollte im Inneren Platz für die Garage, ein Chauffeurzimmer und Geräteräume geschaffen werden. Vermutlich um 1930, wie die Bauforscher annehmen, wurden dafür der Boden im zentralen Raum angehoben, eine Treppe zur Überbrückung der Höhenunterschiede zum Vestibül eingebaut und auch der Türdurchgang vergrößert. An der Westfassade legte man zwei Tore an. Im Umfeld wurde durch Aufschüttungen eine Anfahrt geschaffen.



Zu Beginn der 1970er Jahre wurde der Pavillon dann als Café eröffnet. Auch hier war wieder eine Architektin am Werk. Käthe Menzel-Jordan rettete in den Nachkriegsjahrzehnten als beauftragte Architektin Schloss Molsdorf vor dem Verfall und sorgte für die sorgfältige Restaurierung. Auch der Ausbau des Pavillons als Café geht auf ihr Wirken zurück.
Seit 1990 ungenutzt, wird der Pavillon mit PS-starker Nutzungsgeschichte jetzt im von Bund und Land finanzierten Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten saniert. Witterung und Feuchtigkeit haben über die Jahrzehnte am Kleinod gezehrt. Bei der Sanierung spielen auch Energie-Effizienz und die denkmalgerechte Anwendung erneuerbarer Energien eine wichtige Rolle.

Bereits im Endspurt befinden sich die Bauarbeiten an der barocken Treppenanlage, die Schloss, Pavillon und die nahe gelegene Kirche miteinander verbindet.
Foto: STSG, Jonathan SimonEnde 2024 begannen die Bauarbeiten im Umfeld des Pavillons an der barocken Treppenanlage. Sie stammt noch aus dem frühen 18. Jahrhundert und war wichtiger Verbindungsweg zwischen Schloss und Kirche. Durch Unterspülungen stark geschädigt, ist sie seit einigen Jahren gesperrt. Ab Sommer 2025 soll auch am Pavillon selbst intensiv gebaut werden. Die Bausubstanz ist marode, das Dach notgesichert. Mit der Sanierung kann nicht nur das Kulturdenkmal mit gartenkünstlerischer Wirkung gerettet werden, es gehen auch neue Nutzungsperspektiven für den Parkpavillon damit einher. Zukünftig kann man in diesem dann wieder gesellig zusammenkommen.
Anke Pennekamp