Bauforschung im Jägerhaus von Schloss Sondershausen

Fährtensuche in der Geschichte

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Ein besonderes Fenster in die Geschichte haben die Bauforscher bei ihren Untersuchungen im Jägerhaus von Schloss Sondershausen entdeckt.

Heute baufällig, aber immer noch eine Fundgrube der Geschichte – das Jägerhaus von Schloss Sondershausen hat im Laufe der Jahrhunderte einiges erlebt. Stumm berichten Wände, Balken und Fugen von Umbauten, Modernisierungen und Erweiterungen. In den nächsten Jahren stehen große Baumaßnahmen an, denn ein neues Kapitel für das Gebäude soll aufgeschlagen werden. Im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der STSG wird es vom Keller bis zum Dach plus Remise saniert. In Zukunft sollen hier Proben- und Beherbergungsräume der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen entstehen. Vor dem Sanieren steht allerdings in der Denkmalpflege erst einmal der Blick zurück in die Geschichte, die auch im Jägerhaus Unerwartetes bereithält. Über einige Monate haben Bauforscher Klaus-Peter Wittwar von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und andere Experten der Baugeschichte des Jägerhauses deshalb auf den Zahn gefühlt.

Fenster in die Geschichte

Wie alle Bauten der Schlossanlage hat auch das Jägerhaus bereits Jahrhunderte auf dem Buckel. Aufgestockt, umgenutzt, neue Wände eingezogen, sogar eine Treppe wurde mal versetzt. Besonders interessant wird es im Foyer des Gebäudes. Im Erdgeschoss zeigt Bauforscher Wittwar auf den östlichen Bereich der Südwand, die Fachwerkkonstruktion liegt hier frei, die Schäden an einem morschen Balken sind unverkennbar. Ein kleiner unscheinbarer Aufkleber deutet aber auf etwas Großes hin. „Befund“ steht darauf.

Befundfenster mit Fensterfund im Jägerhaus von Schloss Sondershausen.,
Foto: STSG, Anke Pennekamp

„Die Nachforschungen haben Spannendes ergeben, das Jägerhaus ist nicht einfach aus dem Nichts entstanden. Es gab einen Vorgängerbau, der Ende des 18. Jahrhunderts praktisch überbaut wurde“, berichtet Wittwar. Es steckt also ein Haus im Haus, könnte man sagen. Der Befund im Erdgeschoss war ein wichtiger Anhaltspunkt für den Bauforscher: „Hier war ursprünglich die Außenwand. Als sie Innenwand wurde musste man ein Fenster zusetzen, von dem der ehemals grüne Rahmen noch zu erkennen ist. Das war für uns ein wichtiger Hinweis. Ein Fenster im Inneren eines Gebäudes macht stutzig. Weitere Befunde an der Nordfassade und die Analyse der Grundrisse kam hinzu und plötzlich fügte sich eines zum anderen. Beim Bau der Jägerhauses 1795 musste ein Vorgängerbau einbezogen worden sein“. Unterstützt wird der Fund durch eine dendrochronologische Probe, die auf die Mitte des 18. Jahrhunderts datiert werden konnte.

Jägerhaus Schloss Sondershausen, Foto: STSG, Manuel Mucha

Bauherr mit Leidenschaft

„Bauherr des Jägerhauses war Fürst Günther Friedrich Carl I. von Schwarzburg-Sondershausen. Er ist bekannt für seine Jagdleidenschaft. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude dann zum Hofgärtnerhaus umgenutzt“, erklärt Wittwar. Wo sich früher mal Jagdgehilfen, Büchsenspänner und später Hofgärtner und Gartenbaubeamte die Klinke in die Hand gaben, lässt heute der Bauforscher den Blick schweifen: „Mit dem Umbau zum Hofgärtnerhaus waren auch bauliche Veränderungen verbunden. Die Hauptfassade wurde von der West- an die Ostseite des Gebäudes verlegt und eine großzügige Diele geschaffen. Auch mehr Komfort durch die Zusammenlegung bestehender Einzelräume zu kleinen Wohnungen zog mit ein. Archivalien geben uns darüber noch heute Aufschluss.“

Blick ins Obergeschoss des Jägerhauses von Schloss Sondershausen,
Foto: STSG, Franz Nagel

Als eines von 23 Einzelprojekten wird das Jägerhaus von Schloss Sondershausen im Sonderinvestitionsprogramm I in den nächsten Jahren saniert. 2026 sollen die ersten Baumaßnahmen vor Ort starten, bis dahin wird die Sanierung vorbereitet und geplant. Intensive Nutzung, Umbauten und Feuchtigkeit haben zu starken Schäden an der Fachwerkkonstruktion und am Dach geführt. Die dauerhafte Sicherung ist dringend notwendig. Durch die Sanierung des Jägerhauses wird ein wertvolles Stück Schlossgeschichte erhalten, die Jagd nach der Baugeschichte ist wichtige Voraussetzung für das Sanierungskonzept, das derzeit erarbeitet wird.  

Anke Pennekamp


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