In charmanten Bahnen, aber auch mal auf der Schnurgeraden führen sie Flaneure seit Generationen durch das Gartenkunstwerk, die Wege im Schlosspark Molsdorf. Wie der ganze Schlossgarten spiegeln auch sie unterschiedliche Epochen wieder.


Ein Wegenetz führt die Gäste von Schloss und Park Molsdorf durch den Schlossgarten, der noch heute durch eine Umgestaltungsphase im 19. Jahrhundert geprägt ist.
Abbildung: Schlosspark Molsdorf vor Beginn der Gewässersanierung, Foto: STSG, Philipp HortIm 18. Jahrhundert erwarb der als Lebemann und Parvenu bekannte Gustav Adolph Graf von Gotter eine ehemalige Wasserburg nahe Erfurt. Zum Lustschloss umgebaut, ließ er auch einen barocken Schlossgarten anlegen, in dem natürlich Wasserspiele nicht fehlen durften. Lange nach Gotter wurde der Schlossgarten im 19. Jahrhundert dann unter Federführung des Schlossgärtners Johann Rudolph Eyserbeck zum Landschaftsgarten umgestaltet. Dabei wurde der Barockgarten überformt, einige Gestaltungselemente des Barock blieben allerdings erhalten. Darunter ein Teil des barocken Kanal- und Grabensystems, das die ehemaligen Wasserspiele speiste. Auch ein Teil der geraden Wege wurde übernommen, die einst den streng gegliederten Barockgarten durchzogen. Hinzu kamen aber auch geschwungene Wege, die ganz der neuen Mode des Landschaftsparks verschrieben, mehr natürlichen Schwung und überraschende Aussichten mit sich brachten.

Mitte des 20. Jahrhunderts ging einer dieser Wege des Landschaftsparks in der Rasenfläche verloren. Er führte die Spaziergänger früher am Sichelteich entlang. Im Zuge der im letzten Jahr begonnenen Gewässersanierung im Schlosspark wird nun auch die wichtige Verbindungsachse mit gestalterischer Wirkung wiederhergestellt. Auf alten Fotografien und Plänen ist der Weg noch gut zu erkennen. Er hat auch greifbare Spuren hinterlassen, wie ein Suchschnitt mit Bagger in dieser Woche ans Licht brachte. Die Experten entdeckten, dass der Wegeunterbau noch vorhanden ist. Auch die Wegebreite und der historische Verlauf sind durch die Schürfe noch genau nachvollziehbar.
Während die Wegewiederherstellung gerade beginnt, sind die Teiche und der Kanal im Park bereits entschlammt. Im November 2024 war zunächst das Wasser abgelassen worden. Der Teich am Schloss und der Sichelteich im Park sowie der Kanal und ein angeschlossener Graben wurden im Anschluss ausgebaggert. Nach dem Entschlammen begann die Ufersanierung, dabei kamen altbewährte Methoden zum Einsatz. In traditioneller Bauweise werden die Uferlinien durch Robinienstaketen und Eichenbohlen befestigt und zukünftig gegen das Ausspülen geschützt.

Foto: STSG, Jonathan Simon

„Bei der Uferbefestigung setzen wir bewusst auf eine jahrhundertelang bewährte Technologie. Das hat gartendenkmalpflegerische Gründe, denn wir erhalten nicht nur das historische Erscheinungsbild, sondern überliefern auch historische Arbeitsweisen. Es hat aber auch praktische Gründe: Die Befestigung mit Holz ist bei stabilem Wasserpegel sehr langlebig, kann gut repariert werden und ist damit sehr nachhaltig.“, Gartenreferent Jonathan Simon, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
Foto: STSG, Jonathan SimonNeben dem Weg am Sichelteich wird auch die historische Wegeachse mit Rondell entlang des Kanals im Zuge der Gewässersanierung wiederhergestellt. In ein paar Monaten können die Besucher wieder die neuen alten Wege im Schlossgarten beschreiten, deren Entstehung man gerade mitverfolgen kann.
Anke Pennekamp

Foto: STSG, Jonathan Simon

Mit der Entschlammung der Gewässer im Schlosspark Molsdorf wird das Verlanden verhindert. Teiche und Kanal sind nicht nur wesentliche Bestandteile des durchkomponierten Gartendenkmals, sondern auch Lebensraum. Mit der Entschlammung werden Wasserqualität und -volumen erhöht.
Abbildung: Sanierter Kanal im Schlosspark Molsdorf, Foto: STSG, Jonathan Simon