Kachelkamin von Schloss Altenstein

Dem Herzog wird eingeheizt

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Leuchtende Farben lassen den mineralischen Ton erstrahlen. Nach und nach taucht der Pinsel Köpfe und Flügel kleiner Putti, Voluten, Bandornamente und Figuren in Grün-, Braun- und Rotnuancen.

In der Werkstatt einer auf besondere keramische Erzeugnisse spezialisierten Firma in Velten wird angemischt, experimentiert und ausprobiert. Die Glasuren und Farbmischungen sollen perfekt sitzen, um die Kaminkacheln später wieder wie im 19. Jahrhundert zum Strahlen zu bringen. Dafür sind Feingefühl und die richtige Rezeptur gefragt. Der Kamin, dessen Kacheln in der Werkstatt neu entstehen sollen, wurde ursprünglich 1888/89 im Schloss Altenstein errichtet. Wie das Schloss war er dem Historismus, genauer gesagt der Neo-Renaissance verpflichtet. Im Vestibül der Sommerresidenz auf dem Altenstein in Bad Liebenstein empfing er die Gäste der Herzöge von Sachsen-Meiningen. Vermutlich in den 1940er Jahren wurde er abgerissen und als Bauschutt unter anderem zur Verfüllung der Zisterne hinter dem Schloss verwendet.

Historische Fotografie mit dem Kachelkamin im Schloss Altenstein, Foto: Archiv Schloss- und Parkverwaltung Altenstein

Jetzt wird er unterstützt durch bürgerschaftliches Engagement und Spenden wiederhergestellt. Denn mit der Innensanierung des Schlosses, die derzeit im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) vorbereitet wird, soll der über zwei Meter hohe Kamin an seinen angestammten Platz zurückkehren. Unser heutiges Wissen über den Prunkkamin verdanken wir dem Engagement und der Recherche der Professoren Renate und Kurt Hoffmann. Die beiden spürten seit den 1990er Jahren über 450 Bruchstücke der Kaminkacheln in Schutthaufen um die Zisterne und auf der oberen Terrasse auf und setzten sie wieder zusammen. Und auch der Geschichte des Kamins spürten sie nach. Dessen ursprüngliches Aussehen kann gut nachvollzogen werden, wie die Recherchen zeigten, denn schon Herzog Georg II. bestellte gern auch mal im Katalog, wie zur damaligen Zeit auch in Herzogshäusern üblich. Ein Musterblatt der Kunsttöpferei & Ofenfabrik  Hausleiter & Eisenbeis aus Frankfurt am Main zeigt den Kamin. Seine Kacheln werden von Reliefs mit floralen und ornamentalen Motiven geziert: Karyatiden und Atlanten flankieren die Feuerstelle. Unter dem Kamintisch halten Putti Muschelnornamente. Weitere Putti, Karyatiden, Ornamentbänder und Porträts zieren den Aufsatz.

Glasurprobe, Foto: STSG, Susanne Rakowski

Die Rückgewinnung des Kamins hat vor dem Hintergrund des Schlossbrandes auf Schloss Altenstein besondere Bedeutung. 1982 brannte das Schloss aus, nur wenige Stücke der Innenausstattung konnten damals geborgen werden. In den letzten Jahren konnten bereits die Restaurierung der Fassaden und die Instandsetzung der Schlossterrassen abgeschlossen werden. Dank des von Bund und Land geförderten SIP I ist es der STSG nun möglich, auch die Innensanierung des Schlosses abzuschließen und zudem den historischen Küchenbau hinter dem Schloss zu sanieren. Nach Abschluss der Sanierung soll der Kachelkamin den Besuchern des Altensteins wieder einheizen, wie es einst auch Herzog Georg II. genoss.

Anke Pennekamp

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