Gewässersanierung im Schlosspark Molsdorf abgeschlossen

Balanceakt im Gartenparadies

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Eine ihrer größten gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen der letzten Jahre  konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten jetzt im Schlosspark Molsdorf abschließen. Dabei ging es nicht nur um den Erhalt des Gartendenkmals, sondern auch das ökologische Gleichgewicht im Park. Denn die historische Parkanlage ist auch eine Schatzkammer der Artenvielfalt.

Ganz schöne Wellen geschlagen haben die gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen, die im November 2024 im Schlosspark Molsdorf ihren sichtbaren Start nahmen – im symbolischen Sinne. Es geht um die Gewässersanierung. Im Schlosspark spielte das Wasser immer eine Hauptrolle. Im 18. Jahrhundert ließ der Diplomat Gustav Adolph Graf von Gotter einen Barockgarten anlegen. Wasserspiele hatten, wie damals üblich, darin ihren festen Platz. Zwei Kanäle flankierten das auf das Schloss ausgerichtete Rasenparterre, eine Wassertreppe, Brunnen und ein Wasserbecken am Schloss sorgten für spielerische Effekte. Nach Besitzerwechseln wurde der Barockgarten im 19. Jahrhundert dann unter den Herzögen von Sachsen-Gotha-Altenburg zum Landschaftsgarten umgestaltet. Dabei blieben einige Elemente der bacocken Gartengestaltung erhalten, wie die Stufenstruktur der Wassertreppe, ein Teil des Graben- und Kanalsystems und auch das Bassin am Schloss. Im Park neu angelegt wurde bei der landschaftlichen Umgestaltung der Sichelteich.

Schlosspark Molsdorf mit entschlammten Sichelteich,
Foto: STSG, Anke Pennekamp
Während am Parkpavillon die Sanierung läuft, ist der Schlossteich bereits entschlammt, Foto: STSG, Anke Pennekamp

Gartendenkmal und Ökosystem

Die Gewässer in historischen Park- und Gartenanlagen müssen alle paar Jahrzehnte entschlammt werden. Über die Zeit bilden sich in ihnen Ablagerungen durch organisches Material und Sediment. Werden diese nicht abgetragen, verschwinden die Seen, Teiche und Kanäle langsam, sie verlanden. Das abfallende Wasservolumen und die schlechter werdende Wasserqualität können das ökologische Gleichgewicht beeinträchtigen und zum Beispiel zu Blaualgenbefall oder auch zu Fischsterben führen.

Im Schlosspark Molsdorf war schon seit geraumer Zeit die Gewässersanierung ins Auge gefasst, nur fehlten die Mittel für die Umsetzung. Dank einer Förderung über 800.000 Euro durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur konnte der wichtige gartendenkmalpflegerische Meilenstein nun angegangen werden.

Gewässersanierung im Schlosspark Mosldorf, Foto: STSG, Jonathan Simon

Von der Entschlammung zur Uferbefestigung

Im November 2024 begann die Entschlammung mit dem langsamen Ablassen des Wassers aus dem Kanalsystem und den Teichen. Mit Baggern wurden rund 2.700 Tonnen Schlamm aus dem großen Sichelteich, dem Schlossteich, dem Hirschgraben und dem Kanal abgetragen. Nach dem Ausbaggern wurden die Ufer des Schlossteichs und des Kanals mit Robinienstaketen und Eichenplanken neu befestigt. Die traditionelle Bauweise, die bereits seit dem 19. Jahrhundert angewendet wird, ist leicht zu reparieren, langlebig und damit nachhaltig. Die Uferlinie des Sichelteichs wurde wiederhergestellt und dabei entsprechend ihres historischen Verlaufs wieder flach ins Wasser modelliert.

Nach dem Entschlammen wurden die Ufer des Kanals in traditioneller Bauweise neu befestigt, Foto: STSG, Jonathan Simon

Durch die Entschlammung haben die Gewässer im Schlosspark Molsdorf rund einen Meter an Tiefe zurückgewonnen. Das Wasservolumen konnte also deutlich erhöht werden. Damit ist auch der kühlende Effekt des Wassers im Sommer in der Parkanlage wieder größer, ein wichtiger Faktor auch bei der Anpassung an den Klimawandel. Aber auch gartenkünstlerisch besitzt das Wasser effektvolle Wirkung. Die Gewässer wurden einst bewusst geschaffen, mit Raffinesse in Form gebracht oder an einer bestimmten Stelle in der Gesamtkomposition des Parks positioniert. Sie schaffen Ausblicke und Sichtachsen mit überraschenden Anblicken und spiegeln ihre Umgebung – ein wohl durchdachter Kniff der Gartenkunst.

Verschwundene Parkwege wiederentdeckt

Eine unscheinbare, aber leitende Rolle spielen im Schlosspark Molsdorf auch die Wege – als Rundweg um den Sichelteich geschmiegt oder als Einladung zum idyllischen flanieren am Kanal entlanggeführt. Im Zuge der Gewässersanierung konnten auch zwei historische Wege zurückgewonnen werden. Durch historische Parkpläne und auf Fotografien waren der Weg am Kanal mit einem Rondell auf Höhe der Kaskade und der Weg am Sichelteich noch nachweisbar. Durch Suchschürfe konnten ihre historischen Verläufe und Wegebreiten nachverfolgt werden.

Auf neuen alten Pfaden führt der wiederhergestellte Parkweg am Kanal entlang, Foto: STSG, Jonathan Simon

Durch die Gewässersanierung und Wegewiederherstellung hat der Schlosspark Molsdorf einiges von seinem historischen Charm zurückerhalten. Die Gewässer sind nun wieder in der Balance.

Anke Pennekamp


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