Neue Zugänge erschließen, neugierig machen und zum Nachdenken animieren – seit 2022 läuft bei der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) ein großes Digitalisierungs- und Vermittlungsprojekt, das SchlösserWelt Digital&Original (SWDO) heißt und genau das möchte. Ermöglicht haben es die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Thüringer Staatskanzlei mit einer Förderung von 3,9 Millionen Euro.
Im Rahmen des Programms kann die STSG in vielen ihrer Liegenschaften neue analoge und digitale Vermittlungsformate entwickeln, alles möglichst zeitgemäß, modern und nachhaltig. Zwei neue Dauerausstellungen, mehrere Mediaguides, Filmprojekte und digitale Lagepläne stehen in der Pipeline. Eine Rätselspiel-App für den Terrassengarten von Schloss Wilhelmsburg, ein neues Besucherzentrum im Schlosspark Altenstein und ein Entdeckerrucksack für den Altenstein sind schon fertig.
Mit Hoverboard durchs Schloss – da kommt man sich wie im Film vor, wenn plötzlich jemand auf dem Hoverboard durch jahrhundertealte Schlossräume gleitet und imposante Schlosstüren sich wie von Geisterhand öffnen. Und genau da sind wir auch, im Rahmen von SWDO entstehen 36 neue Imagefilme, die neue Blickwinkel auf den reichen Schatz in der Obhut der STSG eröffnen wollen. Diesen Schatz weiß Katharina Leest als Projektverantwortliche hinter den Kulissen zu heben.
Foto: STSG, Katharina LeestDa bleibt (k)ein Stein auf dem anderen – zum runden Geburtstag von Kloster Paulinzella 2024 ist ein Ankerstein-Baukasten zur Kirchenruine entstanden. 900 Jahre wollen natürlich gebührend gefeiert werden, deshalb haben sich das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt mit Außenstelle im Jagdschloss in Paulinzella, der Thüringen Forst und die STSG für ein Festjahr mit Vorträgen, Veranstaltungen und mehr zusammengetan.
Foto: STSG, Constantin BeyerImmer up to date – hinter die Bauzäune unserer Großbaustellen blicken, besondere Pflanzenschätze aus den historischen Schlossparks kennenlernen oder einfach mal der Restauratorin auf dem Hubsteiger über die Schulter schauen. Die großen und kleinen Geschichten aus der SchlösserWelt hat STSG-Social-Media-Managerin Maria Porske immer im Blick und auf dem Smartphone.
Foto: STSG, Anke PennekampEiner der SWDO-Schwerpunkte liegt auch auf familien- und jugendfreundlichen Angeboten. In den Schlössern und Burgen der STSG ist gelebte Geschichte zum Greifen nah, weiß Dr. Miriam Rieger, die das SWDO-Projekt leitet. Sie bieten großes Potential als außerschulische Lernorte – auf Schloss Schwarzburg, das in den 1940er Jahren zum Reichsgästehaus umgebaut werden sollte, wird dazu ein Projekt mit vielen Partnern entwickelt. Entdeckerrucksäcke sollen Schülerinnen und Schüler für das Klassenzimmer Schlosspark begeistern, können aber auch einfach Familien einen schönen Tagesausflug bescheren.
Geschichte im Gepäck – da geht es auch schon mal verspielt im Büro zu, wenn Gordian Engel von der STSG am neuesten Entdeckerrucksack arbeitet. Gar nicht so einfach, sich in Kinderköpfe hineinzuversetzen und die richtigen Rätselaufgaben zu ertüfteln. Es wird probiert und diskutiert, bis die Geschichte sitzt. Die Entdeckerrucksäcke für Familien nehmen mit auf eine fantasievolle und spielerische Reise durch die Geschichte. Seit 2023 steht bereits auf Schloss Altenstein das Reisegepäck mit drachenstarker Unterstützung im Besucherzentrum bereit. Seit April 2024 geistert jetzt auch Eule Pauline in Kloster Paulinzella durch die Geschichte.
Foto: STSG, Franz NagelKlassenzimmer mal anders – Geschichte hautnah, das ist auf Schloss Schwarzburg zu erleben. Als Zeuge der Zeit erzählt das Schloss von fürstlichen Glanzzeiten, demokratischen Anfängen und brutalen baulichen Eingriffen unter den Nationalsozialisten. Deshalb wird das Schloss zum außerschulischen Lernort mit Lernmodulen weiterentwickelt. 2023 hat hier bereits die erste Ferienfreizeit in Kooperation mit der Volkshochschule Weimar stattgefunden. Auch die ersten Kooperationsschulen konnte Projektleiterin Dr. Anke Költsch von der STSG schon für den Lernort gewinnen. Und ganz nebenbei lernt auch die STSG noch einiges dazu.
Foto: STSG, Anke KöltschEs gilt einen reichen Schatz an Geschichte und Geschichten zu erzählen. Dabei sollen aber nicht nur die Gebäude sprechen, Lernorte und zwei neue Dauerausstellungen in Kranichfeld und Kloster Göllingen wollen zum Erleben und den Blick weiten anregen. Auch persönliche Erinnerungen sollen dabei zum Tragen kommen, zusammen mit der Hochschule Erfurt arbeitet das SchlösserWelt Digital&Original Team an einem Zeitzeugenprojekt, das einen Blick über die fürstliche und klösterliche Zeit der Anlagen hinauswirft und Schlaglichter auf den Alltag und die weitere Nutzungsgeschichte der Denkmäler im 20. Jahrhundert wirft. Vom Arbeitsalltag in der ehemaligen Konservenfabrik im Kloster Göllingen über die Bauarbeiten auf dem Oberschloss Kranichfeld, das unter den Nationalsozialisten zeitweise Außenlager des KZ-Buchenwald war, bis hin zum beeindruckenden ehrenamtlichen Engagement in der DDR und heute.
Neue Blickwinkel – Was hat das Kloster mit der Konserve zu tun und wie steht der Kranich zu Kranichfeld. Zwei Anlagen mit wechselvoller Geschichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Kloster Göllingen und das Oberschloss Kranichfeld bekommen beide eine neue Dauerausstellung. Da wird beraten, geplant und recherchiert im Büro von Iris Palzer und Linda Tschöpe, den beiden STSG-Kuratorinnen der neuen Dauerausstellungen.
Foto: STSG, Anke PennekampGeschichte mit Persönlichkeit – Schlösser und Burgen sind nicht nur Denkmale mit kunsthistorischer Bedeutung, sie sind für viele Teil des alltäglichen Lebens, Identifikationsorte und mit persönlichen Erinnerungen verbunden. Diese Geschichten zu bewahren haben sich zwei SWDO-Projekte in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Oral History der Uni Erfurt zum Ziel gesetzt.
Viel steht an im Programm SchlösserWelt Digital&Original. Bis 2025 sollen alle Projekte abgeschlossen sein. Auch die beiden neuen Dauerausstellungen in Kranichfeld und Göllingen sollen im kommenden Jahr eröffnen.
Anke Pennekamp