Schützend umschließt sie die Burg Weißensee, bis zu sieben Meter hoch und zwei Meter dick ist das Mauerwerk der Ringmauer. Als Umfassungsmauer umgibt sie die Burganlage, die unter den Landgrafen von Thüringen im 12. Jahrhundert errichtet wurde, um Belagerungen und Angriffen zu trotzen und dem Burgplateau den notwendigen Halt zu geben. Eines ihrer Geheimnisse hat die Ringmauer jetzt bei den Bauarbeiten im Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) preisgegeben.
Der Witterung ungeschützt ausgesetzt, haben Lasten, Wind und Wetter an der Ringmauer gezehrt. Die wehrhafte Burgmauer bedarf dringend einer statischen Kur, die Neigung und Wölbung der Mauer ist deutlich erkennbar. In zwei früheren Bauabschnitten konnten bereits große Teile der Umfassungsmauern im nordöstlichen Bereich gesichert werden. Im SIP I wird nun die Sanierung mit einem nordwestlichen Teilabschnitt fortgeführt. Ganze 600 Quadratmeter Mauerwerk werden dabei von innen und außen saniert. Im Juni 2024 begannen die Natursteinarbeiten – die jetzt auch die Archäologen auf den Plan riefen.
Die Mauerwerkssanierung auf der Burg Weißensee ist in vollem Gang.
Foto: STSG, Anke PennekampBei der Ringmauersanierung auf der Burg Weißensee traten bei Schachtungen spannende historische Bauzeugnisse ans Licht.
Foto: STSG, Tino TrautmannIm Rahmen der Sanierung wird auch ein zweiter Flucht- und Rettungsweg geschaffen. Dafür wird eine baufällige Treppenanlage aus dem 19. Jahrhundert mit Ausgang zum Burggraben erneuert. Bei den Schachtungen dafür kamen Spuren eines ehemals an die Ringmauer angebauten Gebäudes zum Vorschein. Das war Anlass für genauere Untersuchungen. Beim Freilegen der Innenseite des betreffenden Bereichs wurden auffällige Öffnungen an der Mauer entdeckt. Die hinzugezogenen Archäologen des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie dokumentierten daraufhin Werksteine mit Ritzfugen, Balkenlöcher und einen zusätzlichen Maueransatz.
Weiter östlich wurde außerdem in der Ringmauer noch ein neuzeitlicher Schacht aus dem 19. Jahrhundert entdeckt, der später verfüllt wurde. Unter dem Füllmaterial wurde auch ein Gewändestein mit Rundbogenprofil entdeckt.
Entdeckter Gewändestein, Foto: STSG, Tino TrautmannDie Spuren deuten auf ein Gebäude der für die Burg Weißensee üblichen Randhausbebauung hin. Die erkennbaren Merkmale – Öffnungen für sehr mächtige Balken, dicke steinerne Mauern – deuten auf einen durchaus bedeutenden Zweck des früher an dieser Stelle stehenden Gebäudes hin. Welchem Zweck er auch immer diente, um einen einfachen an die Mauer gelehnten Schuppen handelte es sich auf jeden Fall nicht.
Anke Pennekamp
Umbauten, Modernisierung, neue Moden – auch in historischen Burganlagen treten immer wieder die Spuren ihrer Bauherren und veränderter Zeitgeschmäcker ans Licht. Manchmal schlummern sie im Boden verborgen, ein anderes Mal in der Wand versteckt. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist die schon vor längerer Zeit in einer Wand im ehemaligen Wohnbau der Burg entdeckte Astsäule, die zum romanischen Bauschmuck der Burg gehörte.
Astsäule auf der Burg Weißensee, Foto: STSG, Constantin Beyer