Der Portikus von Schloss Altenstein

Begrüßung nach englischer Manier 

BaugeschehenDenkmalpflegeKulturgeschichte
Eine kleine steinerne Eingangshalle, Portikus genannt, markiert seit 130 Jahren den Hauptzugang zur Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen in Bad Liebenstein. Beim Umbau eines barocken Vorgängerbaus zum Sommerschloss im Stil des Historismus war der Haupteingang von der Mitte an das nördliche Ende der Ostfassade gerückt und mit der kleinen Halle versehen worden.

Inspiration für die Gestaltung des Portikus fanden der Bauherr Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, der auch selbst gerne die Entwurfsfeder schwang, und sein Hofbaumeister Albert Neumeister in England. Das Zweiergespann orientierte sich bei der Gestaltung der kleinen Halle an den Arkaden von Holland House, einem Londoner Herrenhaus, das Georg II. bei einer Englandreise 1888 auch selbst in Augenschein nahm. Dabei sah er ganz genau hin, wie ein herzoglicher Brief an Neumeister belegt. Er ist gespickt mit Tipps zur möglichst originalgetreuen Gestaltung der Beschlagwerkornamente an den Arkadenpfeilern für den Altensteiner Portikus.

Mit Liebe zum Detail

Wie die Arkaden von Holland House wurde auch der Altensteiner Portikus als Altan gestaltet. Das als Austritt angelegte Dach des Portikus ist vom Festsaal im ersten Obergeschoss aus begehbar und ermöglicht den Ausblick in den umliegenden Park. Auch die kleine Halle des Portikus wurde durch mittig angeordnete Arkaden geöffnet und bietet bis heute Ausblicke auf die südlich liegende Schlossterrasse und den Park in Richtung Teufelsbrücke. Die unverputzten Schlossfassaden waren ehemals üppig begrünt, ebenso wie der Portikus. Das Schloss und der umliegende Park sollten eine Einheit bilden.

Pfeiler und Teile der Wandflächen des Portikus werden von Beschlagwerkornamenten geziert. Der Boden der Halle war mit zur damaligen Zeit beliebten Ornamentbodenfliesen ausgelegt, die von der Firma Villeroy & Boch hergestellt wurden und ein Sternmuster wiederholten. Zudem war angedacht, die Decke des Portikus zu bemalen, wenn auch solche Malereien heute restauratorisch nicht mehr nachweisbar sind. Da die Decke schon damals undicht und durchfeuchtet war, wurden die Malereien möglicherweise nie ausgeführt.

Blick vom Schloss durch den Portikus vor der Instandsetzung,
Foto: STSG, Maria Porske

Instandsetzung

Durch den Portikus gelangten der Herzog und seine Gäste in das Vestibül im Schlossinneren. Das Vestibül, der Eingangsraum im Schloss, wurde ehemals vom Portikus durch eine vierteilige Tür mit Bleiverglasung und Oberlicht getrennt.

Während das Innere von Schloss Altenstein bei einem Brand 1982 fast vollständig zerstört wurde, blieb die äußere Schlossgestalt erhalten. Die Fassaden des Schlosses hat die STSG bereits saniert, die Innensanierung soll im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der STSG in den nächsten Jahren abgeschlossen werden. Das Schloss ist deshalb derzeit nicht zugänglich.

Wichtiger Teil der Fassadenrestaurierung war auch der Portikus. Das war mit besonderen statischen Herausforderungen verbunden. Durch Setzungen im Baugrund hatten sich vermutlich schon kurz nach der Errichtung des Portikus Risse und Verschiebungen gebildet. Zudem war das flache begehbare Dach der kleinen Halle undicht, was dem kleinen Baukunstwerk nicht guttat.

Während der Instandsetzung des Portikus 2020, Foto: STSG, Nancy Hampel

Im Rahmen der Instandsetzung wurden die Schäden behoben, damit der Portikus nach der Innensanierung des Schlosses ab 2026 den Besuchern der ehemaligen herzoglichen Sommerresidenz auf dem Altenstein wieder einen würdigen Empfang bieten kann.

Anke Pennekamp


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