Renaissanceschloss Dornburg

Keine alten Schachteln

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Zugegeben, einige Jahrhunderte haben sie auf dem Buckel, die drei Majestäten, die an einer Hangkante über dem Saaletal in Dornburg thronen. Zu unterschiedlichen Zeiten unabhängig voneinander errichtet, wurden die drei Schlösser im 19. Jahrhundert unter den Großherzögen von Sachsen-Weimar-Eisenach zu einem Ensemble vereint und durch die Schlossgärten miteinander verbunden. Das Renaissanceschloss wird im Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gerade saniert. Der erste Meilenstein ist bereits erreicht, die historische Turmhaube über dem Treppenturm ist saniert. Dabei spielten auch drei Schachteln eine Rolle.

Die drei Dornburger Schlösser besitzen besondere Fernwirkung, die schon Johann Wolfgang von Goethe zu schätzen wusste. 1828 bezog er in Dornburg nach dem Tod seines Freundes und Mäzens Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach für mehrere Wochen Quartier. Nicht nur literarisch hinterließ Goethe in Dornburg Spuren und verfasste auch ein eigenes Gedicht über den Ort. In seinem Arbeitszimmer, der Bergstube, kritzelte er mit Bleistift beispielsweise auch einen Wetterbericht an den Fensterrahmen und vermerkte den Zeitraum seines Aufenthalts.

Renaissanceschloss Dornburg während der Sanierung,
Foto: STSG, Philipp Hort

Sowohl die Witterung, als auch das Alter und Umbauten im 20. Jahrhundert haben am Renaissanceschloss gezehrt. Konstruktive Verbindungen sind über die Zeit geschwunden. Ein Anbau aus der Zeit um 1800, in dem Goethe seinerzeit schon nach Ruhe und Inspiration suchte, driftet langsam ab. Seit Anfang des Jahres gehen jetzt Handwerker im beräumten Renaissanceschloss ein und aus. Auch sie dichten, aber im weniger literarischen Sinn. Die Arbeiten im Rahmen der Dachsanierung laufen auf Hochtouren. Aber auch die Fassaden und vor allem die Baukonstruktion stehen im Fokus der Sanierung.

Im Zuge der Bauarbeiten wird das Dach abschnittweise geöffnet und der darunterliegende historische Dachstuhl im Bestand saniert. Als erster Etappensieg konnte im September die Sanierung der Turmhaube über dem Treppenturm abgeschlossen werden. Rund 400 Jahre ist die Haubenkonstruktion alt.

Frei liegende Turmhaubenkonstruktion während der Sanierung,
Foto STSG, Philipp Hort

Vor der Sanierung wurde auch der Turmknopf samt Wetterfahne abgenommen und in der Metallwerkstatt restauriert. Zum Abschluss der Sanierung wurden beide wieder aufgesetzt und der Knopf mit drei Zeitkapseln befüllt, eine für jedes der drei Dornburger Schlösser. Trotz geringer Schachtelgröße bewahren die drei Zeitkapseln nun umfangreiches Wissen: die Sanierungsplanung für das Renaissanceschloss wurde in Mikrogröße auf kleine Karten gedruckt und in die Kapseln zusammen mit Fotos, Münzen und Pflanzensamen aus den Dornburger Schlossgärten eingelegt. Auch ein Schreiben der Urururenkelin des letzten privaten Besitzers des Renaissanceschlosses Johann Heinrich Bernhard Stohmann wird jetzt als Mikrodruck im Turmknopf verwahrt.

Die Ursprünge des Renaissanceschlosses gehen auf das Herrenhaus eines freien Ritterguts zurück. Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die markanten Zwerchhäuser errichtet, die Innenräume mit geschnitzten Balkendecken ausgestattet und der Wendelstein an der Nordfassade um ein Turmgeschoss samt einer geschweiften Haube aufgestockt. Im Erdgeschoss des Schlosses lag die Hofstube, im ersten Obergeschoss ein Festsaal. 1790 erwarb die Familie Stohmann das Gut, 1824 wurde das Herrenhaus dann von Großherzog Carl-August erworben, der es zu seinem Wohnschloss umbauen ließ.

Um 1800 wurde westlich am Renaissanceschloss ein Anbau ergänzt. Er ist an den fehlenden horizontalen Gesimsen unterhalb der Fenster zu erkennen.
Foto: STSG, Philipp Hort

In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde eine Goethe-Gedenkstätte im Renaissanceschloss eingerichtet, Teile des Erdgeschosses wurden zur damaligen Zeit als Gäststätte genutzt und das Dachgeschoss wurde für eine Wohnraumnutzung ausgebaut.

Die Sanierungsmaßnahmen im Sonderinvestitionsprogramm I haben die Sicherung der jahrhundertealten Baukonstruktion zum Ziel. Auch die Objektsicherheit wird optimiert und durch den Einbau eines Aufzugs die barrierearme Erschließung verbessert. Nach der Sanierung wird das Renaissanceschloss wieder als Museum zu besuchen sein. Das (Ab)dichten obliegt dann wieder Goethe, der weiterhin eine Hauptrolle im Schloss spielen wird.

Anke Pennekamp


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