Gewässersanierung mit Wegewiederherstellung im Schlosspark Molsdorf

Der Weg ist das Ziel

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Im 19. Jahrhundert wurde der Schlosspark Molsdorf von einem barocken Schlossgarten zum Landschaftspark überformt. Sowohl davor als auch danach spielten die Wege eine besondere Rolle. Sie leiten durch den Park, eröffnen besondere Ausblicke und strukturieren die Parkpartien mit. Wie alle Gestaltungselemente eines Gartenkunstwerks unterlagen auch sie der Mode der Zeit. Im Schlosspark Molsdorf wird im Zuge der Gewässersanierung jetzt auch der historische Weg am Sichelteich wiederhergestellt.

In charmanten Bahnen, aber auch mal auf der Schnurgeraden führen sie Flaneure seit Generationen durch das Gartenkunstwerk, die Wege im Schlosspark Molsdorf. Wie der ganze Schlossgarten spiegeln auch sie unterschiedliche Epochen wieder.

Schloss Molsdorf, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Im 18. Jahrhundert erwarb der als Lebemann und Parvenu bekannte Gustav Adolph Graf von Gotter eine ehemalige Wasserburg nahe Erfurt. Zum Lustschloss umgebaut, ließ er auch einen barocken Schlossgarten anlegen, in dem natürlich Wasserspiele nicht fehlen durften. Lange nach Gotter wurde der Schlossgarten im 19. Jahrhundert dann unter Federführung des Schlossgärtners Johann Rudolph Eyserbeck zum Landschaftsgarten umgestaltet. Dabei wurde der Barockgarten überformt, einige Gestaltungselemente des Barock blieben allerdings erhalten. Darunter ein Teil des barocken Kanal- und Grabensystems, das die ehemaligen Wasserspiele speiste. Auch ein Teil der geraden Wege wurde übernommen, die einst den streng gegliederten Barockgarten durchzogen. Hinzu kamen aber auch geschwungene Wege, die ganz der neuen Mode des Landschaftsparks verschrieben, mehr natürlichen Schwung und überraschende Aussichten mit sich brachten.      

Suchschnitt für die Wegewiederherstellung im Schlosspark Molsdorf, Foto: STSG, Jonathan Simon

Mitte des 20. Jahrhunderts ging einer dieser Wege des Landschaftsparks in der Rasenfläche verloren. Er führte die Spaziergänger früher am Sichelteich entlang. Im Zuge der im letzten Jahr begonnenen Gewässersanierung im Schlosspark wird nun auch die wichtige Verbindungsachse mit gestalterischer Wirkung wiederhergestellt. Auf alten Fotografien und Plänen ist der Weg noch gut zu erkennen. Er hat auch greifbare Spuren hinterlassen, wie ein Suchschnitt mit Bagger in dieser Woche ans Licht brachte. Die Experten entdeckten, dass der Wegeunterbau noch vorhanden ist. Auch die Wegebreite und der historische Verlauf sind durch die Schürfe noch genau nachvollziehbar.

Während die Wegewiederherstellung gerade beginnt, sind die Teiche und der Kanal im Park bereits entschlammt. Im November 2024 war zunächst das Wasser abgelassen worden. Der Teich am Schloss und der Sichelteich im Park sowie der Kanal und ein angeschlossener Graben wurden im Anschluss ausgebaggert.  Nach dem Entschlammen begann die Ufersanierung, dabei kamen altbewährte Methoden zum Einsatz. In traditioneller Bauweise werden die Uferlinien durch Robinienstaketen und Eichenbohlen befestigt und zukünftig gegen das Ausspülen geschützt.

Entschlammung des Sichelteichs im Schlosspark Molsdorf,
Foto: STSG, Jonathan Simon

Neben dem Weg am Sichelteich wird auch die historische Wegeachse mit Rondell entlang des Kanals im Zuge der Gewässersanierung wiederhergestellt. In ein paar Monaten können die Besucher wieder die neuen alten Wege im Schlossgarten beschreiten, deren Entstehung man gerade mitverfolgen kann.

Anke Pennekamp

Neue Uferbefestigung im Schlosspark Molsdorf,
Foto: STSG, Jonathan Simon


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