Entdeckungen auf der Burg Weißensee

Heiße Baugeschichte

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Baugeschichte, die bis in die Romanik zurückreicht, versteckt sich auf der Burg Weißensee. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg durch die Landgräfin Jutta von Thüringen, einer Halbschwester Kaiser Friedrich I. Barbarossas erbaut. In der Frühen Neuzeit wurde die Burg zum Schloss umgebaut und diente lange als Amtssitz. Später kam noch das Preußische Landratsamt hinzu.

Bei einer stolzen Baugeschichte von über 800 Jahren verwundert es nicht, dass immer mal wieder verborgene Schätze in der ehemaligen Burganlage der Thüringer Landgrafen ans Tageslicht treten. Mal verstecken sie sich in Wänden, mal in der Erde und erfreuen Archäologen, Bauforscher und Kunsthistoriker immer wieder aufs Neue.

Burg Weißensee, 2024, Foto: STSG, Thomas Müller

Einer der beeindruckendsten Funde wurde vor ein paar Jahrzehnten im Palas gemacht. Eher zufällig tauchte bei Freilegungen eine Säule in einer Wand auf. Fein ausgearbeitet zeigt ihr Kapitell ein Weinrankenmotiv mit ineinander verschlungenen Blättern. Der Säulenschaft ist als Ast ausgebildet. Die Astsäule war Teil der Ausstattung des Palas, in dem sich ein großer Saal befand und im Mittelalter gewohnt und gefeiert wurde.

Astsäule im Palas der Burg Weißensee, Foto: STSG, Constantin Beyer

In den 1980er Jahren wurde nördlich des Palasturms eine hochmittelalterliche Heizanlage ergraben. Sie wurde damals im Zuge von Schachtarbeiten zur Verlegung einer Entwässerungsleitung entdeckt. Später abgedeckt, musste die marode gewordene Abdeckung jüngst gewartet werden, dabei trat das technische Bauwerk wieder ans Licht.

Steinofenluftheizung auf der Burg Weißensee,
Foto: STSG, Tino Trautmann

Die sogenannte Steinofenluftheizung lag ehemals im Kellergeschoss eines später abgetragenen Gebäudes. Die Heizungsanlage besteht aus einer Vorkammer, die gewölbt war. Die Gewölbeansätze sind noch immer zu erkennen. An die Vorkammer schließt die eigentliche Brennkammer an. Sie war durch eine Türöffnung erreichbar und besitzt zwei übereinanderliegende Gewölbe, die fragmentarisch erhalten sind.

Blick in die Vorkammer der historischen Heizungsanlage,
Foto: STSG, Tino Trautmann

Zum Heizen wurde in der Brennkammer der untere Gewölbeteil mit Brennholz bestückt, so dass sich die Luft im Gewölbe darüber rauchfrei erwärmen konnte. Über eine doppelkonische Öffnung im Scheitel des Gewölbes strömte die Warmluft rauchfrei in das darüberliegende Geschoss. Über der Tür zum Brennraum befindet sich eine Öffnung für die Luftzufuhr, welche nach Bedarf geschlossen werden konnte.

Brennkammer der Steinofenluftheizung auf der Burg Weißensee,
Foto: STSG, Tino Trautmann

Die Heizanlage sorgte für mehr Komfort in einem größeren Gebäudekomplex, dessen Westmauer vor Jahren ergraben wurde. Seine Funktion gibt den Experten allerdings noch immer Rätsel auf, es handelte sich wahrscheinlich um ein herrschaftliches Gebäude, das im Zusammenhang zum Palas stand.


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