Bauarbeiten im SIP I auf Schloss Altenstein

Richtfest für den Küchenbau

BaugeschehenDenkmalpflegeSonderinvestitionsprogramm I
„Mit Gunst und Verlaub!
Meister, Gesellen und ehrbare Leut´
nach Wochen schwerer Arbeit ist Richtfest heut´.
Zum Rohbau gefügt mit kundiger Hand
steht stolz dieses Haus von Meisterhand.“
(Richtspruch für den historischen Küchenbau von Schloss Altenstein)

Wo früher für die Herzöge von Sachsen-Meinigen und ihre kulturschaffenden Freunde und Bekannten gebrutzelt, gekocht und angerichtet wurde, sind Mitte Dezember 2024 Handwerker, Architekten, Planer, Projektverantwortliche, Förderer und Freunde von Schloss Altenstein zusammengekommen. Anlass für das gesellige Zusammensein auf der Küchenterrasse hinter dem Schloss ist die Sanierung des herzoglichen Küchenbaus. Ein Meilenstein ist erreicht und die Freude groß, das Fachwerk des herzoglichen Küchenhauses aus dem 19. Jahrhundert ist saniert.

Historischer Küchenbau während der Sanierung im Januar 2025,
Foto: STSG, Toni Kepper

Auf dem breiten Dachüberstand des neuen alten Dachs steht an diesem Dezembertag, an dem Schnee in der Luft liegt, der Zimmermeister in seiner schwarzen Kluft bereit. Die roten, grünen, weißen und gelben Bänder des Richtbaumes wehen im kalten Wind, während er den Richtspruch verliest. Der Segen endet traditionsgemäß schmetternd: „Der alten Väter Sitte gleich ein volles Glas man mir nun reicht. Das – um dem Richtbrauch zu genügen – ich leeren will in drei Zügen… Den letzten Schluck und dies Glas fürwahr bring ich dem Hause selber dar. Glück und Segen bis unter das Dach so wahr es zerschellt mit klirrendem Krach!“. Nachdem der Segen gesprochen, das Glas geleert und das glücksbringende Klirren ertönt ist, wird noch der symbolische letzte Nagel eingeschlagen, nach altem Brauch übernimmt dies der Hausherr oder die Hausherrin. Seit 1995 gehört Schloss Altenstein zum Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Unter den wachen Augen des Zimmermeisters schlägt deshalb Stiftungsdirektorin Dr. Doris Fischer den letzten Nagel ein. 

STSG-Direktorin Dr. Doris Fischer schlägt den symbolischen letzten Nagel am herzoglichen Küchenbau ein, Foto: STSG, Franz Nagel
Das Küchenhaus mit neuem Dachstuhl nach historischer Gestaltung,
Foto: STSG, Franz Nagel

Kleinod der Fachwerkkunst

Der historische Küchenbau ist ein kleiner Fachwerkschatz, was auch seine Sanierung selbst für erfahrene Zimmermänner zu keinem alltäglichen Projekt macht. Die steile Dachkonstruktion mit charakteristischem breiten Dachüberstand erinnert an Pagoden. Für einen schwungvollen Übergang sorgen von der Dachkonstruktion bis zur Fachwerkwand unter anderem Aufschieblinge und gerundete Knaggen. Über die Zeit hatten die Witterung und der Hausschwamm am Küchenbau stark gezehrt und große Schäden an der Holzkonstruktion hinterlassen. Bei der Sanierung finden historische Bauteile wie Balken und Bretterverschalungen Wiederverwendung.

Saniertes Fachwerk am historischen Küchenbau von Schloss Altenstein,
Foto: STSG, Toni Kepper

Mit herzoglichem Auge fürs schmucke Detail

Der Küchenbau von Schloss Altenstein entstand im Zuge eines historistischen Schlossumbaus Ende des 19. Jahrhunderts unter Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen. Über einen Verbindungsgang konnte die Dienerschaft trockenen Fußes mit Speis und Trank vom Küchenbau ins Schloss gelangen. Im Inneren nahm die Küche den größten Raum des Gebäudes ein. Sie hatte keine Decke, sodass der Blick direkt in den bretterverschalten und in weiß-blauer Farbe gefassten Dachstuhl fiel. Die Wände waren von tausenden Fliesen geschmückt, die der Herzog schon damals nach Katalog ordern ließ. Die historischen Wandfliesen sind in großer Zahl noch heute erhalten und zeigen Blütenmotive in Blau auf weißem Grund. Sie wurden für die Sanierung behutsam abgenommen und werden derzeit in der Werkstatt restauriert.

Vor Sanierungsbeginn – Blick in den historischen Küchenbau von Schloss Altenstein, Foto: STSG, Constantin Beyer

Ein besonderes Stück Handwerkskunst wird zukünftig auch das markante Dach des Küchenbaus wieder schmücken. Glasierte Ziegel in changierendem Grün schimmerten dort einst in der Sonne. Als Überraschung zum Richtfest konnte STSG-Direktorin Fischer verkünden, dass die nur noch in geringen Teilen erhaltene historische Dachdeckung dank einer Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) in ihrer besonderen Qualität vollständig wiederhergestellt werden kann.

STSG-Direktorin Dr. Doris Fischer, STSG-Restauratorin Gydha Metzner und Guido Siebert von der DSD (v.l.n.r.) zeigen die Musterziegel nach historischem Vorbild,
Foto: STSG, Franz Nagel

Sanierung von Schloss Altenstein im Sonderinvestitionsprogramm I

Im SIP I wird auf Schloss Altenstein die Sanierung des in den 1980er Jahren ausgebrannten Schlosses abgeschlossen. Dazu gehören auch die Sanierung des historischen Küchenbaus samt zugehöriger Terrasse hinter dem Schloss sowie die Sicherung des daran anschließenden Turmstumpfs der Vorgängerburg. Während im Schloss derzeit haustechnische Installationen und Rohbauarbeiten voranschreiten, ist die Fachwerkkonstruktion des Küchenhauses bereits saniert. Im Spätsommer 2025 soll die Sanierung des Küchenbaus abgeschlossen werden.

Für Schloss Altenstein stehen im Rahmen des SIP I rund 13 Millionen Euro zur Verfügung. Das SIP I der STSG hat ein Volumen von insgesamt 200 Millionen Euro, mit dem insgesamt 23 Sanierungsprojekte an Kulturdenkmalen in ganz Thüringen umgesetzt werden. Finanziert wird das Programm jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Thüringen.

Mit der Sanierung des historischen Küchenbaus von Schloss Altenstein rettet das Programm auch einen besonderen Leckerbissen der Denkmal- und Schlossgeschichte auf dem Altenstein. In den Genuss der Köstlichkeiten aus der herzoglichen Küche kamen früher auch die Gäste des Herzogspaares zu denen unter anderem der Komponist Johannes Brahms gehörte. In einem Brief an Clara Schumann schwärmt er vom Altenstein: „Hier vergeht ein Tag nach dem andern so leicht und schön, daß man schwer zum Abfahren kommt. Dazu geht die […] Schlemmerei so fort! Jeden Tag Champagner und was sonst für Herrlichkeiten.“

Anke Pennekamp


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