Sonderausstellung mit Pflanzenschätzen im Rokokoschloss Dornburg

Eingeschlossene Geschichte

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Ein Gartenjahr lang hat die Erfurter Textilkünstlerin Sylvia Döhler Pflanzenschätze in den Dornburger Schlossgärten gesammelt. Diese Blätter, Blüten und Früchte mit Geschichte präsentiert sie nun in besonderen Wandteppichen und Leuchten.

In der Sonderausstellung „ZEITKAPSELN. Textile Herbarien aus den Dornburger Schlossgärten“ bekommt die Natur einen Platz im Museum. Vom 7. September bis 31. Oktober 2024 erzählen textile Kunstwerke Gartengeschichte(n). Selbst erklärt Sylvia Döhler ihre Inspiration wie folgt: „Mich reizt die Herausforderung, Textil und Natur so zu verbinden, dass die Natur durch ihre eigene Gestaltungskraft das textile Material gestaltet. Indem die Materialien in den Stoffen dauerhaft festgehalten sind, werden die Urformen und Farben der Natur auf den Textilien zum zeitlosen Ornament.“

Textildesign trifft Handwerkskunst

Vielleicht ist es die vertraute Landschaft der Kindheit, vielleicht die Magie des Ortes: Dornburg übt auf Döhler eine besondere Anziehungskraft aus. Für diese Sonderausstellung hat sie in den Dornburger Schlossgärten Pflanzenmaterial gesammelt, getrocknet, gepresst, sortiert, bewertet, verarbeitet und vor der Vergänglichkeit bewahrt. Alles mit einem Gespür aus Wissen, Erfahrungswerten und Kreativität im langen Entstehungsprozess ihrer textilen Kunstwerke. Der historische Ort hatte unmittelbar Einfluss auf ihre Arbeiten. Der magische Nebel im Saaletal, die morgendliche Frische eines Gartentages oder das atmosphärische Licht im Sommer sind Impressionen, die bereits Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in Dornburg genoss.

Blick in die Sonderausstellung „ZEITKAPSELN. Textile Herbarien aus den Dornburger Schlossgärten“,
Foto: STSG, Christian Hill

Goethe trifft Dornburg

Nach dem Tod seines Freundes und Förderers Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach im Sommer 1828 verbringt der greise Goethe mehrere Wochen der Trauer auf den Dornburger Schlössern. Es sind auch die „wohlunterhaltenen Gärten“, nächtliche Himmelsbeobachtungen, die täglichen Spaziergänge entlang der Terrassen oder Naturstudien, die sein Gemüt wandeln. Der Genius Loci wirkt. Er schreibt: „Ich bin noch auf dem alten Dornburg, vorzüglich mit botanischen Betrachtungen beschäftigt.“

Bei Goethe sind Natur- und Landschaftsbetrachtungen zeitlebens Inspiration für forschendes Streben. Die „Blüthenburg“ an der Saale bietet dazu beste Bedingungen. So befasst er sich hier auch damit, seine „Metamorphose der Pflanzen“ für eine französische Übersetzung voranzutreiben. Zeugnis seiner lebenslangen botanischen Studien ist ein Herbarium von circa 2.000 Blatt, angelegt ab 1770.

Vergänglichkeit trifft Schönheit

Die Arbeitsintension für die textilen Herbarien von Döhler sind das Sichtbarmachen und die Wahrnehmung der Natur. Zu den ausgestellten Arbeiten zählen Leuchten, Wandteppiche – die auch als Reminiszenz an textile Wandbespannungen in Schlössern gesehen werden können – aber auch Ätzungen auf 15 Kupferplatten, die Kreisläufe der Natur und des Lebens versinnbildlichen. So überdauert in ihrer Kunst als Momentaufnahme eine knorrige, mehrfach gestutzte und vom Alter gezeichnete Esche, die bereits Goethe als jungen Setzling gesehen haben muss. Die Textildesignerin hält fest, was vergänglich ist. Die Schönheit des Augenblicks leuchtet in ihren Arbeiten auf und bewahrt so die Dornburger Pflanzenschätze.

Christian Hill


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