Mit dem Millionenprogramm kann die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) große Sanierungsschritte an einem der bedeutendsten Kulturdenkmale Thüringens erreichen. Das Residenzschloss in Gotha ist das größte Barockschloss in Thüringen, allein 21.000 Quadratmeter Geschossfläche und rund 1.000 Fenster umfasst die Dreiflügelanlage. Erbaut wurde das Schloss im 17. Jahrhundert unter Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha.
Im Mittelpunkt vieler Maßnahmen im Rahmen des Großsanierungsprojekts steht die Gebäudestatik – dringend notwendig und erstmals seit der Erbauung des Schlosses vor gut 350 Jahren in der Gesamtheit in den Blick genommen. Die Sanierungsmaßnahmen knüpfen an umfangreiche Investitionen der STSG seit Übernahme der Liegenschaft 2004 an – gut 30 Millionen Euro wurden seither in Schloss Friedenstein investiert.
Foto: STSG, Constantin BeyerDie Sanierung von Schloss Friedenstein umfasst mehrere Schwerpunktbereiche: den Westflügel mit Teilen des Westturms, den Ostturm und Teile des Ostflügels, statische Notsicherungen im Nordflügel und die Erneuerung von Haus- und Sicherheitstechnik. Im Zusammenhang mit den Planungen wurden bereits 700 Räume inventarisiert und untersucht, davon rund 90 hochkarätige Raumkunstwerke. Bereits saniert sind auch die 2.100 Quadratmeter des Westflügeldachs zu dem allein 2.000 laufende Meter Dachbalken gehören.
Aktuell stehen besonders der Westflügel und der Westturm im Fokus der Sanierungsexperten. Er bildet einen besonderen Schwerpunkt im umfangreichen Sanierungsvorhaben. Die Dachsanierung konnte bereits 2021 abgeschlossen werden, aktuell wird das neue Treppenhaus mit Aufzug, Toiletten und Betriebsräumen ausgebaut.
Foto: STSG, Uta Kolano
In Vorbereitung ist die Sanierung und Restaurierung der Innenräume des Westflügels. Dort sollen künftig das erste Obergeschoss und Teile des Erdgeschosses zusätzlich für die museale Nutzung durch die Friedenstein Stiftung Gotha zur Verfügung stehen. Zuvor sind nicht nur Arbeiten an den Raumschalen notwendig, sondern vor allem tiefe Eingriffe in die Statik. Eine wichtige Voraussetzung dafür hat die STSG seit Herbst 2023 mit dem Entfernen jüngerer Einbauten und dem Einlagern wertvoller Ausstattungen geschaffen. Die Freilegungen ermöglichen nun die detaillierte Untersuchung und Planung an Decken und Wänden.
„Wir haben es auf Schloss Friedenstein mit einer Mammutaufgabe zu tun“, sagt STSG-Direktorin Dr. Doris Fischer. „Das wussten wir von Anfang an, und die Freilegungen und Untersuchungen machen es für jeden sichtbar. Wir haben die Aufgabe und zugleich die Chance, die erste grundlegende Sanierung in der Geschichte des Schlosses umzusetzen und es wieder für lange Zeit fit zu machen. Das braucht Zeit und ist mit Einschränkungen verbunden, aber es lohnt sich, hier mit langem Atem und Energie am Ball zu bleiben. Dann steht am Ende ein Ergebnis, von dem noch viele Generationen profitieren. Wie nachhaltig dieses Vorgehen für das Gebäude und unsere Nutzer ist, zeigt das seit 2004 bereits Geschaffte – für immerhin bereits 30 Millionen Euro.“
Abbildung: Sabine Jeschke, Silvia Wagner und Dr. Doris Fischer (v.l.n.r.) von der STSG Erläutern die Baumaßnahmen auf Schloss Friedenstein, Foto: STSG, Anke Pennekamp„Auf Schloss Friedenstein geht es wirklich um die Substanz“, ergänzt Architektin Silvia Wagner, Leiterin der Bauabteilung der STSG. „Die Schäden an der Konstruktion von Schloss Friedenstein sind immens. Die Ursachen sind Überlastungen und fehlerhafte Umbauten zum Teil seit dem 17. Jahrhundert, aber auch die Folgen von Schwamm und Schädlingsbefall. Schadensschwerpunkte sind die hölzernen Decken und Innenwände, aber auch Pfeiler und Gewölbe. Die Sanierung im Bestand unter Bewahrung von möglichst viel Originalsubstanz auch in der Konstruktion ist an sich schon eine Herausforderung. Im Interesse unserer Nutzer machen wir das ganze bei laufendem Betrieb und versuchen immer, die Einschränkungen zu minimieren. Wesentliche Teile des Schlosses sind während der Bauarbeiten immer nutzbar und geöffnet.“
Abbildung: Notsicherung über dem Eckhof-Theater Ende Mai 2024, Foto: STSG, Sabine JeschkeBaustellen-Ausstellung
Die komplexen Zusammenhänge macht die neue Baustellen-Ausstellung „Elefant Friedenstein“ anschaulich erlebbar. Den Rahmen bietet die Alte Münze im Erdgeschoss des Westflügels. Mittendrin im Baugeschehen erfahren die Besucherinnen und Besucher dort vieles zur Baugeschichte des Schlosses, zur Sanierung und zu den wichtigen Akteuren rund um Schloss Friedenstein. Auch der virtuelle Rundgang der Friedenstein Stiftung Gotha durch die Prunkräume des Westflügels kann hier genutzt werden. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 17 Uhr ohne Eintritt zugänglich (Änderungen aufgrund des Baustellen- und Veranstaltungsbetriebs vorbehalten).