Juwelierskunst im Rokokoschloss Dornburg

Frisch ge(n)adelt

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Sie sind Preziosen der Goldschmiedekunst, wertvolle Präsente europäischer Adelshäuser und als Sammelgebiet kaum wahrgenommen: fürstliche Geschenknadeln. Eine profilierte Privatsammlung der kleinen Objekte lädt zum großen Staunen ein. Seit dem 1. Juni ist die neue Sonderausstellung im Rokokoschloss Dornburg geöffnet.

Dornburg ist für seinen Dreiklang an Schlössern bekannt: das Alte Schloss, das Rokokoschloss und das Renaissanceschloss. Das letztgenannte ist für die Sanierung im Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten geschlossen. Somit rückt das Museum im Rokokoschloss mit seinem Sonderausstellungsraum in der Mansarde als Besuchsziel in den Fokus der Gäste. Wenn einst der Anblick des Dornburger Dreiklangs hoch über der Saale den Vergleich einer mit Perlen gefassten Krone hervorrief, dann ist das in rosa-gelb gefasste Rokokoschlösschen eine besonders funkelnde.

Dornburger Schlösser und Gärten, Rokokoschloss, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

Geschenkt

Gelegenheiten zum Schenken gibt es viele. Schenken hat Tradition, Schenken verbindet. Staats- und Gastpräsente sind schon lange ein Mittel, diplomatische Beziehungen zu festigen. Fürstenhäuser schenkten sich im 17. und 18. Jahrhundert gegenseitig Luxusgüter wie Pelze, Tuche, Porzellane oder Edelsteine, aber auch exotische Tiere, Rassehunde oder selbst Elefanten, bis hin zu ganzen Armeen. Dank- und Ehrengeschenke verlieh der Adel im Zeitalter des aufstrebenden Bürgertums zunehmend auch an verdiente Staatsdiener, engagierte Wissenschaftler, ergebene Künstler oder beflissene Bahnbeamte.

Genadelt

Im bürgerlichen 19. Jahrhundert kam es zu einer regelrechten Inflation von Militärorden, Gedenkmedaillen, Prämien- oder Preismünzen. Eng mit der Entwicklung der Krawattenmode sind die fürstlichen Geschenk- und Ehrennadeln verbunden. Die kleinen wertvollen Präsente (Nippes) vereinten Schmuck und Funktion zugleich. Gleichzeitig demonstrierten sie ganz nebenbei fürstliche Macht, die sich in der Verwendung wertvoller Materialien (Gold, Edelsteine, Perlen) oder der verwendeten Symbole (Krone, Wappen, Initialen) zeigte. Ähnlich kunstvoll, teils von den Hofjuwelieren gemarkt, kommen die Etuis daher: ganz in Samt und Seide.

Warum ist Nippes nicht gleich Nippes?

Unter dem Begriff „Nippes“ werden kleine dekorative Kunstgegenstände zusammengefasst. Das französische Wort bezieht sich ursprünglich in der Bedeutung auf „Beiwerk, Zierrat“. Im 18./19. Jahrhundert bezeichnete der Begriff noch wertvolle Objekte wie die fürstlichen Geschenknadeln. Heute wird das Wort eher synonym für Kitsch, Ramsch oder Stehrümchen verwendet.

Geschenkbrosche von Wilhemina von Oranien-Nassau, Foto: A. Wilfing

Heiratspolitik und Königinnen

Ein besonders schönes Nippes-Stück ist die Geschenkbrosche von Wilhemina von Oranien-Nassau (1880-1962) die von 1890 bis 1948 Königin der Niederlande war. Aus Gold und Platin gefertigt und mit Diamanten besetzt, zeigt die Brosche ein bekröntes „W“. Wilhelminas Großtante war Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach (1824-1897) – eine geborene Prinzessin der Niederlande. Mit ihrem Mann Großherzog Carl Alexander (1818-1901) nutzte Sophie das Dornburger Rokokoschloss gern als Sommerresidenz und richtete es ganz individuell ein, wovon noch heute der als Porzellankabinett eingerichtete Speisesaal erzählt.

Christian Hill


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